Verkündigungssendung Das Wort zum Tag bei MDR SACHSEN vom 28.08.-03.09.2023
Hauptinhalt
Täglich hören Sie das Wort zum Tag. Montags bis freitags gegen 5:45 Uhr und 8:50 Uhr, am Sonnabend gegen 8:50 Uhr, sonntags 7:45 Uhr. Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche Katrin Hutzschenreuter aus Freiberg.
Sonntag, 03.09.2023
Sonnabend, 02.09.2023: Gottes Träume
Träumt Gott eigentlich? Der Bericht von der Erschaffung der Welt liest sich für mich wie ein Hymnus auf den Ursprung unseres Glaubens. Es ist, als hätte sich Gott damit einen Traum erfüllt. Himmel, Erde, Luft und Meer. Das helle Sonnenlicht. Der Mond, einmal schmale Sichel, dann wieder ein weiß schimmernder runder Ballon. Die Wälder, dunkel und dicht, oder lichtdurchflutet. Die Erhabenheit der Berge. Der Flug der Vögel, das Gewimmel der kleinen und großen Tiere an Land. Zuletzt verleiht Gott seiner größten Sehnsucht Gestalt. Er schafft den Menschen. Das tut er nicht, weil er einen Untertanen braucht. Er schafft den Menschen, weil er sich ein Gegenüber wünscht. Wie auch immer ein Lebensweg verlaufen mag – am Anfang steht der Traum Gottes.
Die Theologin Dorothee Sölle hat einmal geschrieben: "Du hast mich geträumt, mein Gott, wie ich den aufrechten Gang übe und niederknien lerne schöner als ich jetzt bin, glücklicher als ich mich traue freier als bei uns erlaubt."
Diese Idee finde ich faszinierend. Ich bin die, die Gott sich erträumt hat. Sie sind ein Wunschtraum Gottes. Es tut gut, sich das immer wieder ins Gedächtnis zu rufen. Diese Welt ist von Gott gerecht, frei und geschwisterlich gedacht. Es ist an uns, uns dafür einzusetzen. Ich will mich erinnern, dass am Anfang eines jeden von uns die Sehnsucht Gottes nach einem freien und aufrechten Menschen steht. Ich bitte Gott, dass er nicht aufhört, uns zu träumen, wie Dorothee Sölle es formuliert hat:
"Hör nicht auf, mich zu träumen, Gott, ich will nicht aufhören mich zu erinnern, dass ich dein Baum bin, gepflanzt an den Wasserbächen des Lebens."
Freitag, 01.09.2023: Traumdeutung
Manche Menschen können sich beim Aufwachen gut daran erinnern, was sie geträumt haben. Manchmal bleibt ein Bild, ein Wort des Traumes im Gedächtnis haften, und vielleicht erzählt man einem anderen von seinem Traum. Die Bibel erzählt davon, dass Gott mit den Menschen in Träumen redet. Er schenkt Visionen für die Zukunft, er lenkt und er tröstet durch Träume. Nicht selten ist ein Traum auch eine Botschaft Gottes. Und diese wird ernst genommen!
Manchmal spricht Gott glasklar, dann wieder braucht es Hilfe durch Traumdeuter, um zu verstehen, was gemeint ist. Was bedeutet es zum Beispiel, wenn im Traum erst sieben fette Kühe aus dem Nil steigen und dann sieben magere? Und dann fressen die mageren die fetten auch noch auf? Dann wieder wachsen sieben Ähren an einem Halm und daneben stehen sieben versengte Ähren. Das war der Traum des ägyptischen Pharaos. Das muss doch etwas bedeuten! Aber was?
Der Pharao konnte mit seinen Träumen nichts anfangen. Auch seine Ratgeber waren diesmal ratlos. So musste Josef helfen, ein gefangener Hebräer. Ein Mundschenk des Pharao erinnert an ihn. Seine Deutung klingt plausibel. Die Träume deuten darauf hin, dass Ägypten erst sieben gute Jahre haben wird, die dann aber von sieben Jahren des Hungers abgelöst werden.
Der Pharao ist begeistert von den Fähigkeiten des Josef und macht ihn zum Landwirtschaftsminister. Durch diesen Traum und seine richtige Deutung wurde Ägypten gerettet, denn nun konnten Vorkehrungen getroffen werden, um gut durch die schlechte Zeit zu kommen. Der Pharao ließ Getreidespeicher bauen. So wurde eine Hungersnot verhindert und Leben gerettet.
Josef übernimmt Verantwortung in einer ihm fremden Welt. Er tut dies, ohne zu fragen, was ihm das bringt. Das ist für mich die Lektion dieser Traumgeschichte. Ich bin aufgerufen, meinen Teil beizutragen, dass diese Welt ein wenig freundlicher ist.
Donnerstag, 31.08.2023: Bruderzwist
Träume sind etwas Wichtiges. Sie verdienen unsere Aufmerksamkeit, weil sie uns etwas offenbaren können, für das uns im wachen Zustand der Zugang versperrt bleibt. Auch Josef, Sohn des Jakob, hatte Träume. Er ist der Liebling des Vaters und trägt wunderschöne Kleider. Diese Ausnahmestellung macht ihm das Leben allerdings nicht immer leicht. Er hat noch elf Brüder, die nicht besonders gut auf ihn zu sprechen sind, ihn, den Günstling des Vaters.
Und nun erzählte er den Brüdern auch noch von seinen Träumen. Er träumt Dinge, die er so deutet, dass sich sein Vater und seine Brüder vor ihm verneigen. Er deutet seine Träume so, dass sie ihn ehren. Das bringt seine Brüder noch mehr gegen Josef auf. Irgendwann reicht es ihnen. Sie können diesen Emporkömmling nicht mehr ertragen und greifen zu radikalen Mitteln. Die Brüder beschließen, Josef zu töten. Aber als es dann soweit ist, bringen sie es doch nicht übers Herz.
Stattdessen verkaufen sie ihren Bruder als Sklaven an eine vorüberziehende Karawane. Sein buntes Gewand tauchen sie in Tierblut und bringen es dem Vater als Beweis des Todes seines Lieblingssohnes. Josef ist ganz unten angekommen, vom Liebling zum Sklaven. Schließlich landet er auch noch im Gefängnis. Dort zeigt sich, dass Gott ihm die Gabe schenkt, die Träume anderer zu deuten. Das verhilft ihm zu einer überraschenden Karriere.
Für mich ist interessant, dass in der Bibel von ganz normalen Menschen erzählt wird mit all ihren Ecken und Kanten und auch ihren Fehlern. Die Geschichte von Josef und seinen Brüdern fordert mich heraus, über das Miteinander nachzudenken, das Miteinander in der Familie, am Arbeitsplatz, in der Schule, in der Gemeinde. Vielleicht gelingt es mir heute, den anderen mit Respekt und Geduld zu begegnen.