Verkündigungssendung Das Wort zum Tag bei MDR SACHSEN vom 21. - 27.08.2023
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Täglich hören Sie das Wort zum Tag. Montags bis freitags gegen 5:45 Uhr und 8:50 Uhr, am Sonnabend gegen 8:50 Uhr, sonntags 7:45 Uhr. Das Wort zum Tag sprechen Schwester Cora Küfner und Pfarrer Holger Treutmann.
Sonntag, 27.08.2023: Wort zum Sonntag
Sonnabend, 26.08.2023: Thekla
Thekla fängt abends an zu arbeiten. Bei ihr gibt es immer irgendwo eine Baustelle. Sie lässt sich baumeln, fällt manchmal sogar fast ganz herunter. Dann klettert sie wieder nach oben – in Windeseile – und manchmal läuft sie auch waagerecht durch die Luft. Je nachdem, wo es eben was zu flicken gibt.
Thekla ist noch jung, denn sie ist noch recht klein. Trotzdem hat sie schon eine wichtige Aufgabe: Sie bewahrt mich vor lästigen Blutsaugern. Beim Abendgebet habe ich sie immer genau im Blick, wie sie flink ihrer Arbeit nachgeht: Sehr akkurat und immer pünktlich stellt sie feinste, extrem dehn- und belastbare Seide her. Das Kreuz auf ihrem Rücken trägt sie dabei mit Leichtigkeit. Und das, obwohl es aus Ablagerungen besteht, die sicher nicht wirklich leicht sind.
Sie hat zwar acht Beine, aber davon sind immer mindestens zwei nicht am Tragen beteiligt. Vielleicht liegt es daran, dass sie ihr Kreuz nicht sieht. Oder dass sie schlicht nichts davon weiß. Es scheint ihr jedenfalls nichts auszumachen. Wenn ich sie beobachte, frage ich mich, welche Ablagerungen ich so mit mir herumschleppe – und ob sie es tatsächlich wert sind, dass ich sie beachte.
Und ich sage mir, dass ich auch nicht aus jedem dieser Blutsauger, die an Thekla vorbeigekommen sind, einen Elefanten machen muss. Ja, dass man manchmal im Vertrauen auf Gott sogar an einem seidenen Faden ziemlich sicher hängen kann. Und dann staune ich, dass diese kleine Spinne in meinem Fensterrahmen neben ihrer Arbeit auch noch so eine gute geistliche Begleiterin für mich ist.
Freitag, 25.08.2023: Tischgebet
Für viele Christen ist das Tischgebet eine Selbstverständlichkeit. Vor dem Essen wird gebetet, zumindest vor der Hauptmahlzeit. Bei uns im Kloster ist das Tischgebet mittags und abends sogar lateinisch. Aber zum Frühstück betet jede für sich. Bei mir gibt es manchmal morgens nur einen Kaffee, vor allem an Fasttagen.
Trotzdem danke ich auch dann dem Herrn und hänge auch meistens noch die Bitte an, er möge doch alle segnen, die dafür gearbeitet haben. „Mensch, für den Kaffee brauchste doch nicht beten!“, habe ich da zu hören bekommen. Ich überlege: Da ist der Kaffeebauer, der die Bohnen anbaut, später erntet. Sie müssen geröstet, verpackt, gehandelt werden. Wenn wir sie nicht selber gekauft haben, hat sie uns irgendjemand geschenkt.
Für die Milch muss ein Bauer frühmorgens aufstehen und seine Kühe melken. Die Milch wird pasteurisiert, abgefüllt, von LKW-Fahrern in die Supermärkte verteilt. Mit dem Zucker ist es ähnlich. Und, wenn man es schon genau nimmt, dann muss auch die Kaffeemaschine irgendwann irgendwo von irgendwem hergestellt worden sein, genauso wie meine Kaffeetasse. Die ist obendrein noch wunderbar verziert, das muss ja auch jemand gemacht haben.
Das sind eine Menge Leute, die da zusammenkommen. Sie alle haben dafür gesorgt, dass ich morgens meinen Kaffee genießen kann. Ich bleibe dabei! Möge der Herr sie segnen, alle zusammen!