Mittwoch, 04.10.2023: Freiheit und Vergebung

"Das verzeihe ich ihm nie!" - sagt die erwachsene Tochter nach Jahren und meint ihren Vater. Er hat ihr keine Gewalt angetan, jedenfalls nicht körperlich. Aber mit Worten hat er sie geschlagen. Immer und immer wieder. Sie konnte seinem Anspruch nicht genügen. Weiß bis heute nicht, wer sie hätte sein müssen, um geliebt zu werden. Diese verbalen Erniedrigungen trägt sie ihm bis heute nach. Und das, obwohl er gar nicht mehr lebt. Und als er noch lebte, hat ihn nicht bekümmert, was sie ihm nachtrug.

Unsere Redewendung "jemandem etwas nachtragen" bringt es auf den Punkt: Sie trägt ihm hinterher, was er ihr angetan hat. Er lebt scheinbar völlig unbeschwert. Aber sie schleppt an der Last. Könnte sie auch anders? Wer sagt denn, dass sie ihm im Grunde sein Paket hinterherschleppen muss? Wie könnte sie die Last loswerden? Heimzahlen? Geht nicht, er lebt ja gar nicht mehr. Und wenn, wäre das wohl nur eine kurzfristige Entlastung.

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Wort zum Tag 04.10.2023: Freiheit und Vergebung

04.10.2023: Freiheit und Vergebung

gesprochen von Pastor Michael Schubach

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Mi 04.10.2023 05:45Uhr 02:10 min

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Vergeben wäre der Weg. Wirklich ein Weg. Denn sie hatte ja eigentlich beschlossen: "Das verzeihe ich ihm nie!" Wenn ich nicht verzeihe, dann halte ich den Menschen, der mich verletzt hat, in mir gefangen. Wie in einem inneren Gefängnis. Hinzu kommt: Solche Gefangenen sind gute Esser. Sie zehren meine Lebensenergie auf. Vergeben heißt: Ich mache die Tür meines inneren Gefängnisses auf. Ich entlasse meinen Gefangenen. Ich gebe ihm nicht länger Macht über mich. Und dabei darf Gott ins Spiel kommen. Ich kann „meinen“ Gefangenen zu Gott hin entlassen. Im Vertrauen, dass Gott ihm gerecht wird. Und auch mir. Mir, indem ich nichts mehr nachtragen muss und bei Gott Stück für Stück heil werde und Frieden finde.