Verkündigungssendung Das Wort zum Tag bei MDR SACHSEN | 14.-19.10.2024
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Täglich hören Sie das Wort zum Tag. Montags bis freitags gegen 5:45 Uhr und 8:50 Uhr, am Sonnabend gegen 8:50 Uhr, sonntags 7:45 Uhr. Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche Christine Meyer-Seifert, am Sonntag Guido Erbrich.
Sonnabend, 19.10.2024: Himmel
"Ich suche den Himmel auf Erden!" Manchmal vergesse ich das und dann überrascht mich der Himmel.
Es ist ein ganz normaler Tag und ich schaue mir den WhatsApp-Status meiner Freunde an. Es ist herrlich, wenn man auf diese Weise mit den anderen verbunden ist und mit ihnen ihre Urlaubserfahrungen teilen kann: Von einer, die auszieht den Himmel auf Erden zu entdecken... Eine Freundin ist mit ihrer Familie in den Bergen. Sie hat eine schwere Zeit hinter sich. Ihre Schwester ist noch nicht alt an Krebs gestorben und sie fühlt sich schrecklich einsam - trotz der vielen Menschen, die sie täglich umgeben. Unter ihr Bild mit Blick über die Berge schreibt sie: "Hier berühren sich Himmel und Erde. Ich frage sie, ob sie sich ihrer Schwester jetzt besonders nah fühlt? Ob sie überhaupt etwas fühlt und sie schreibt zurück: Ich träume hier jede Nacht von ihr. Und in jedem Traum wird mir klar, wie krank sie war. Es ist schön hier. Die Weite, die Ruhe vom Alltag lässt Platz für die Trauer. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie traurig ich bin. Ein paar Tage später meldet sie sich nochmal und sagt: So muss es sein, wenn man dem Himmel ganz nah ist: Wenn man hoch oben am Berg mit den Händen die Wolken berührt. Ich konnte den Himmel und seine Kraft spüren. Ich liebe die Berge!"
Der Himmel auf Erden gleicht einem Gipfelmoment, der einem Kraft für den Alltag gibt und in Momenten voll Traurigkeit einen neuen Blick ermöglicht. Ich glaube, den einen Himmel gibt es nicht. Aber der Himmel ist reich und groß genug für ganz unterschiedliche Vorstellungen und Erfahrungen, die Menschen machen. Und ich nehme mir etwas vor: Ich will ein Mensch sein, der den Himmel auf Erden immer wieder sucht. Denn ich bin sicher, es gibt viel zu entdecken
Freitag, 18.10.2024: Ewigkeit
"Ich suche den Himmel auf Erden." Das habe ich mir in der letzten Zeit vorgenommen und dazu auch den ein oder anderen befragt. Ich bin belächelt worden, habe tolle Antworten bekommen und habe ihn - den Himmel auf Erden - bestimmt auch oft genug übersehen. Von einer, die auszieht den Himmel auf Erden zu suchen…
Ich treffe eine alte Frau. Sie sitzt auf einer Bank im Park und ruht sich aus. Sie hat die Augen geschlossen. Ich setzte mich neben sie. Nach einer Weile kommen wir ins Gespräch und ich frage, ob sie mit der Formulierung "der Himmel auf Erden" etwas anfangen kann. Sie bejaht es und so frage ich nach: Was ist für sie der Himmel auf Erden?
Sie schweigt und überlegt und bleibt lange wortlos sitzen. als ich schon denke, dass sie nicht auf meine Frage antworten möchte sagt sie: Der Himmel beginnt da, wo ich spüre, dass Gott da ist, ja, wo ich spüre, dass Gott da ist. Hier auf der Erde und auch mit dem Blick auf das, was nach dem Tod kommen wird.
Aber ich denke nicht nur an Gott, sondern auch, dass mein Mann und meine Eltern mich erwarten. Sie sagt, ich bin sicher, dass ich sie alle wiedersehen werde. Ich freue mich darauf, auch wenn ich ein wenig Angst habe vor dem Ende.
Der Himmel auf Erden gleicht einem Gefühl, dass Gott immer um mich ist und es keinen Moment geben muss, der mich einsam macht - weder im Leben noch im Sterben. Jesus sagt, dass Himmelreich gleicht einem Sauerteig, der einen ganzen Teig durchmischt. Darauf vertraue ich als Christin. Ich vertraue darauf, dass ich von Gott umgeben bin.
Donnerstag, 17.10.2024: Letzter Weg
"Ich suche den Himmel auf Erden!" Manchmal vergesse ich das und dann überrascht mich der Himmel. Von einer, die auszieht den Himmel auf Erden zu suchen…
Ich sitze am Bett eines alten, sehr kranken Menschen. Es geht ihm nicht gut. Er kann das Bett nicht mehr verlassen und wenn ich ihn besuche, dann lässt mich die Nachbarin rein. Wir haben viel geredet am Anfang. Über die Vergangenheit. Über das Leben. Über Enttäuschungen auch und darüber, wie man zu DDR-Zeiten trotzdem erfolgreich ein Geschäft führen konnte.
Und dann haben wir miteinander Abendmahl gefeiert. Haben Brot und Wein geteilt - so, wie es die Bibel erzählt von Jesus und seinen Freunden kurz bevor der starb. Wir haben geredet über die Hoffnung, die damit verbunden ist. Die Hoffnung, dass Jesus immer da ist. Das sieht und abnimmt, worüber man nicht sprechen kann und will.
Und wir haben miteinander gebetet. Immer wieder gebetet, dass Gott freundlich ist und dieses Leben hier auf Erden zu einem Ende bringt. Wir beten immer noch. Miteinander. Füreinander. Aber wir reden weniger. Es gibt so wenig zu reden, wenn man wartet. Wenn der Tag kein Ende findet, das Leben draußen aber keine Rolle mehr spielt.
Der Himmel auf Erden gleicht einer Hoffnung, dass ich endlich von dieser Erde gehen kann und von Jesus aufgenommen werde. Jesus sagt, dass Himmelreich gleicht einem Senfkorn, das zart und klein zu einer großen Hoffnung, zu Schutz und Hilfe werden kann.