Mittwoch, 08.03.2023: Moderne Kommunikation

Im Büro ist jetzt alles ganz modern. Neue Computer, neue Software. Wenn ich eine E-Mail bekomme, dann liefert mir das E-Mail-Programm gleich drei Vorschläge für Antworten. "Danke für den Hinweis"; "Ist schon erledigt" oder einfach nur ein knappes "Okay". Keine größeren Höflichkeiten - aber immerhin auch keine Beschimpfungen.

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gesprochen von Frank Seibel

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Mi 08.03.2023 05:45Uhr 02:43 min

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Natürlich will ich mir immer Zeit für persönliche Antworten nehmen. Mit vollständiger Anrede und vielleicht einem netten Wort dazu. Aber mit den neuen Möglichkeiten verändert sich auch der Alltag. Schneller wird die Kommunikation und oft auch knapper.

So habe ich neulich doch erstmals einfach auf so ein Schildchen gedrückt. Ich war unterwegs und in Eile, da ploppte im Smartphone die Frage einer Kollegin auf. Drei mögliche Antworten blinkten auf. Ich drückte schnell auf eine Option: "Schon erledigt."

Die Kollegin konnte sich über eine sehr schnelle Antwort freuen und weiterarbeiten. Zweck erfüllt. Und ein bisschen witzig fand ich es schon, das mal auszuprobieren. Aber bislang habe ich nicht wieder auf den schnellen Knopf gedrückt. Es geht etwas verloren dadurch.

Aber das ist ja erst der Anfang. Mein Computer nimmt noch ganz andere Abkürzungen. "Hallo Seibel", begrüßt er mich morgens. "Sie haben eine neue Aufgabe." Darin stecken zwei positive Aspekte: Für ein "Sie" reicht die Höflichkeit noch aus. Und: Es ist nur eine Aufgabe. Hallo Plus Name - das ist nicht nur einfach. Es ist auch gerecht. Oder?

So wird nicht ein Herr versehentlich als Dame tituliert oder umgekehrt - was ja sowieso unglaublich gestrige Anreden sind. Auch Alter und Hierarchie spielen keine Rolle. Ich stelle mir gerade vor: Der Bundeskanzler kommt morgens in sein Büro, schaltet den Rechner an und wird so begrüßt: Hallo Scholz, Sie haben fünf neue Aufgaben.

Es wird ja zurzeit viel gestaunt über ein neues Wunderwerk der Künstlichen Intelligenz. Mit ein paar Kniffen spuckt der Computer ganze Aufsätze oder Radio-Features mit scheinbaren Original-Tönen von verschiedenen Menschen aus. Es sind manchmal nur noch Feinheiten, die den Menschen von der Maschine unterscheiden. Aber feine Unterschiede sind wichtig. In meinem Fall war das so: Ich bin später noch zur Kollegin gegangen und habe mich für die knappe Computer-Antwort entschuldigt. Wir konnten beide darüber lachen. Hallo PC - das kannst Du nicht!

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

Kurzbiografie Diakon Tobias Petzoldt

Diakon Tobias Petzoldt

Gemeindepädagoge und Religionslehrer in Leipzig | Jugendbildungsreferent für die Evangelische Jugend in Sachsen und als Dozent/Institutsleiter am Diakonenhaus Moritzburg | seit 1.9.2021 Geschäftsführer des "Verbandes Evangelischer Diakonen-, Diakoninnen- und Diakonatsgemeinschaften in Deutschland" (VEDD) | als Autor, Lyriker und Kleinkünstler aktiv | lebt in Dresden

Kurzbiografie Frank Seibel

Frank Seibel

1965 geboren in Frankfurt am Main | Studium der Kulturanthropologie | 1996 - 2018 Redakteur bei der Sächsischen Zeitung | Von 2019 bis 2022 Leitung des Sankt-Wenzeslaus-Stifts in Jauernick-Buschbach bei Görlitz | seit Juni 2021 Vorsitzender der Katholischen Erwachsenenbildung Sachsen (KEBS) | seit September 2022 bei der Görlitzer Kulturservice GmbH, verantwortlich für die Spielstätten, vor allem für das Kulturforum Görlitzer Synagoge | Vorsitzender des Vereins "Meetingpoint Memory Messiaen"

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.