Donnerstag, 07.03.2024: Vom Fasten
Wir befinden uns gerade in der siebenwöchigen Fastenzeit. Jede Religion kennt diesen Brauch, über einen Zeitraum hinweg auf etwas zu verzichten. Manche meiner Freunde verzichten auf Süßigkeiten oder das Glas Wein am Abend. Andere haben sich für ein Fasten plus entschieden. Ich weiß von jemandem, der jeden Tag eine Karte an Menschen schickt, die ihn für sein Leben geprägt haben. Manche meditieren oder üben sich im Komplimente machen.
Es geht also nicht nur um Verzicht, sondern darum, sein Leben neu zu bedenken und danach zu schauen, wo ich vielleicht anders handeln sollte und nicht an liebgewordenen, aber festgefahrenen Gewohnheiten hänge.
Das sind kleine Opfer, die als konkrete Übung für die Idee vom Fasten stehen sollen. Und sie haben einen schönen Nebeneffekt. Es ist nämlich immer mal wieder gut zu sehen, dass ich auch ohne das alles leben kann. So kann ich Kopf und Herz entrümpeln, um Platz für das Wesentliche zu machen. Und auch um Dinge in meinem Alltag zu klären und zu bedenken, die einfach mal dran sind. Dazu lädt mich die Fastenzeit ein.
Fasten kann egoistisch sein, meint der Prophet Jesaja. "Denkt ihr, mir einen Gefallen zu tun, wenn ihr euch selbst quält und nichts esst und trinkt?" Mit dieser Frage provoziert Jesaja seine Zeitgenossen - im Namen Gottes. Und er liefert die Antwort gleich mit. "Nein", sagt Jesaja, "ein Fasten, das Gott gefällt, sieht anders aus. Löst die Fesseln der Menschen, die ihr zu Unrecht gefangen haltet. Gebt den Hungrigen zu essen. Helft, wo ihr könnt, und verschließt eure Augen nicht vor den Nöten der Mitmenschen".