Verkündigungssendung Das Wort zum Tag bei MDR SACHSEN | 26.02. - 03.03.2024

Täglich hören Sie das Wort zum Tag. Montags bis freitags gegen 5:45 Uhr und 8:50 Uhr, am Sonnabend gegen 8:50 Uhr, sonntags 7:45 Uhr. Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche Frank Seibel.

Sonnabend, 02.03.2024: Großzügig

"Stimmt so" - Seit einigen Monaten höre ich die kurze Phrase immer öfter. Beim Bäcker, beim Fleischer, im Supermarkt: "Stimmt so." Oder auch: "Machen Sie zehn", wenn auf dem Kassenbon 9,58 Euro stehen. Es geht zwar meist nur um ein paar Cent. Aber ich finde diese Gepflogenheit überraschend und nett. Eine kleine Geste, die sicherlich keine Berge versetzt. Aber sie setzt Lichtpunkte in den so genannten grauen Alltag. Und sie zeigt: Ob der Alltag grau ist, können wir weitgehend selbst bestimmen.

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gesprochen von Frank Seibel

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Sa 02.03.2024 08:50Uhr 02:08 min

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Ich finde diese kleine Großzügigkeit überraschend. Denn in den vergangenen Monaten sind gerade die alltäglichen Dinge, vor allem Lebensmittel, drastisch teurer geworden. Eigentlich ist dies eine Zeit, in der jeder sein Geld besonders beisammen hält. Und die gestiegenen Preise drücken bei vielen Menschen auf die Stimmung.

In vielen Teilen Sachsen ist die schlechte Stimmung, so scheint es, regelrecht zum Politikum geworden. In Görlitz marschieren jeden Montag zwar nur 100 oder 200 Menschen durch die Stadt und schimpfen immer lauter über – ja, worüber eigentlich? Ein eher diffuser Unmut ist das. Er mag seinen Ursprung in der Corona-Pandemie haben. Aber jetzt werden alle Probleme und Krisen unserer Tage in einen Topf geworfen und zu einem bitteren Gebräu zusammengerührt. Auf jeden Fall sollen immer irgendwelche Politiker ins Gefängnis geworfen werden. So steht es auf manchen Schildern. Trommeln, Pfeifen und Fanfaren begleiten den dunklen Montagszug; und seit kurzem auch das Getucker von Traktoren. In vielen politischen Auseinandersetzungen geht es mittlerweile zerstörerisch derb zu.

Da wünsche ich mir doch öfter mal etwas mehr Großzügigkeit im politischen Wettstreit: "Stimmt so."

Freitag, 01.03.2024: Weltgebetstag

"Sind die verrückt geworden?!" Dieser Ausruf ist mir durch den Kopf geschossen, als ich vom Motto des Weltgebetstages hörte. Der wird heute in vielen Ländern der Erde von engagierten Frauen begangen. Jedes Jahr steht ein Staat im Fokus. Im vorigen Jahr war es Taiwan, im Jahr zuvor davor England, Wales und Nordirland, wiederum davor Vanuatu, Zimbabwe, Slowenien … 

Diesmal also: Palästina.

Wie kann das sein, dachte ich. Mitten hinein in einen furchtbaren Krieg diese einseitige Parteinahme?! In einem Krieg, der von palästinensischen Terroristen mit einem unvorstellbaren Massaker an 1.200 Israelis provoziert und ausgelöst wurde?

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gesprochen von Frank Seibel

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Fr 01.03.2024 05:45Uhr 02:23 min

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Natürlich ist es wie fast immer: Du musst genauer hinschauen, sagte ich mir. Beim Weltgebetstag geht es um die Lebenssituation der Christinnen in dem besagten Land. Das ändert manches.

Und doch fällt es mir noch immer schwer, das zu akzeptieren. Das hat vor allem etwas mit ganz konkreten Menschen zu tun. Ich denke an die guten Freunde in Jerusalem und ihre jungen, erwachsenen Töchter. Die eine, gerade 18 Jahre alt, hat gerade ihren besten Freund im Krieg verloren.

Und ich denke an die 94-jährige Dame, die im vorigen Sommer mit ihrer Familie Görlitz besucht hat. Vor Schülerinnen und Schülern von heute erzählte sie von ihrer Kindheit als Jüdin in Görlitz. Glückliche Jahre zunächst. Doch ab der zweiten Klasse in der Schule begannen die Schikanen. Erst die Lehrer, dann die Nachbarn - Görlitz fühlte sich für das Kind und ihre Eltern auf einmal nicht mehr wie Heimat an. Die Familie musste anderswo einen sicheren Ort finden. Für viele europäische Juden wurde es der spätere Staat Israel.

Ich würde mir heute lieber einen Weltgebetstag wünschen, der Christen und Christinnen in Palästina und Israel gleichermaßen ins Gebet nimmt – in dem Sinne, dass sie die Kraft haben, Brücken für einen Frieden zu bauen.

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

Kurzbiografie Frank Seibel

Frank Seibel

1965 geboren in Frankfurt am Main | Studium der Kulturanthropologie | 1996 - 2018 Redakteur bei der Sächsischen Zeitung | Von 2019 bis 2022 Leitung des Sankt-Wenzeslaus-Stifts in Jauernick-Buschbach bei Görlitz | seit Juni 2021 Vorsitzender der Katholischen Erwachsenenbildung Sachsen (KEBS) | seit September 2022 bei der Görlitzer Kulturservice GmbH, verantwortlich für die Spielstätten, vor allem für das Kulturforum Görlitzer Synagoge | Vorsitzender des Vereins "Meetingpoint Memory Messiaen"

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.