Mittwoch, 07.06.2023: Therapie

Die Menge strömt aus der Konzerthalle. Dichtes Gedränge, nur langsam werden die Abstände zwischen den Menschen größer. Einzelne Gesprächsfetzen sind hier und da, im großen Konzert der Besucher im verbalen Austausch auszumachen. Trotz der Menge der Menschen und des anfänglichen Gedränges scheinen alle zufrieden und glücklich. Irgendwo hinter mir äußert jemand seine Gefühle: "Das war wie eine Therapie für mich. Der Tag war richtig mies und meine Laune auch. Aber jetzt … " Ich kann nicht umhin und drehe mich um. Ich wüsste gern, wer das gesagt hat. Aber ich kann die einzelne Person nicht ausmachen. Die Gesichter, in die ich hinter mir blicke, erscheinen mir alle passend zu der Aussage, die ich gerade gehört habe.

Pfarrer Daniel Schmidt 2 min
Bildrechte: Daniel Schmidt
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gesprochen von Pfarrer Daniel Schmidt

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Mi 07.06.2023 05:45Uhr 01:51 min

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Musik als Therapie, so neu ist dieser Gedanke gar nicht. Vom ersten Musiktherapeuten wird schon 1.000 Jahre vor Christi Geburt in der Bibel berichtet. Ein Hirtenjunge wird an den Hof des Königs Saul gerufen. Der König leidet unter Depressionen. Despotisch, herrisch und gewalttätig ist er in seinen schlechten Phasen. Einzig das Spielen auf der Zither, kann ihn beruhigen und erträglich stimmen. Mit dem Saitenspieler David erhält er einen Therapeuten, der bewusst die heilende Wirkung der Musik auf das Gemüt nutzt.

In der Geschichte von David und Saul bekommt diese Therapie gleich auch noch eine politische Dimension. Mir gehen so einige Herrscher dieser Tage durch den Kopf, die Züge des alttestamentarischen Königs Saul tragen. Ob so eine Musiktherapie bei so manchem nicht auch hilfreich sein könnte? Das wunderbare Gottesgeschenk der Musik hat auf jeden Fall das Potential Menschen zu ändern, Gemütszustände zu verbessern und zusammen zu führen. Die Besucher dieses gelungenen Konzertes sind für mich das beste Beispiel dafür.