Donnerstag, 08.06.2023: Kinderglaube

Die Kinder springen auf, nehmen ihre Kissen, auf denen sie gerade noch gesessen haben und legen sie auf den dafür vorgesehenen Stapel. Ein kleiner Junge nimmt die Hand seiner Erzieherin, schaut zu ihr hoch und sagt im Brustton der Überzeugung: "Gott hat mich lieb!" Zufrieden gehen die beiden Hand in Hand aus dem Spielzimmer. Bis vor kurzen war es noch unser gemeinsamer Kindergottesdienstraum. Wir haben gesungen, getanzt, etwas aus Jesu Leben gehört und gebetet. Nun ist aufgeräumt und der Kleine fasst für sich zusammen, was er mit nach Hause nimmt. Das Ergebnis seiner Gedanken teilt er seiner Erzieherin mit: "Gott hat mich lieb!" So einfach, so klar, so überzeugt. Kein langes drum herum, keine erklärende Ausführung eines wieso und warum.

Pfarrer Daniel Schmidt 2 min
Bildrechte: Daniel Schmidt
2 min

gesprochen von Pfarrer Daniel Schmidt

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Do 08.06.2023 05:45Uhr 02:02 min

Audio herunterladen [MP3 | 1,9 MB | 128 kbit/s] Audio herunterladen [MP4 | 3,8 MB | AAC | 256 kbit/s] https://www.mdr.de/sachsenradio/podcast/wort/audio-2341260.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Audio

Der Theologe in mir denkt noch kurz darüber nach, ob die Geschichte, die ich von Jesus erzählt habe, in ihrer Tiefe im Gedächtnis geblieben ist. Dann aber bewundere ich nur   die klaren, einfachen Worte eines vielleicht vier Jahre alten Kindes.

Mit diesem Gefühl gehe ich den Rest meines Tages an. Eine Seniorenstunde am Nachmittag führt mich mit Menschen zusammen, die schon viele Lebensjahre erlebt haben. Auf vielfältige Weise haben sie im wahrsten Sinne des Wortes über Gott und die Welt nachgedacht. Seit vielen Jahren besuchen sie die Veranstaltungen in der Gemeinde. Leben, feiern und diskutieren ihren Glauben in den Geschichten der Bibel. Manchmal kontrovers.

Verschiedene Meinungen und Ansichten treffen aufeinander. Deutungen und unterschiedliche Verständnisse beleuchten die Berichte von Gott bis ins kleinste Detail. In diesem vielstimmigen Chor des Nachdenkens fällt häufig ein Satz einer älteren Dame, die uns damit an das Fundament unseres Theologisierens erinnert: "Lasst mir meinen Kinderglauben." Wie ein kleines Mantra spricht sie es in die intellektuellen Diskussionen, die sich manchmal im Detail verlieren. Heute klingt es in mir als die Zusammenfassung aller Theologie, die kindlicher Glaube am einfachsten zu formulieren weiß: "Gott hat mich lieb!"