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Dienstags direkt | 15.04.2025 | 20-23 Uhr Lehrermangel, Unterrichtsausfall, Migration: Wie wird Bildung fit für die Zukunft?

15. April 2025, 23:58 Uhr

Gäste:

  • Conrad Clemens, Kultusminister von Sachsen (CDU)
  • Burkhard Naumann, Landesvorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft
  • Kornelia Jirschik, Grundschullehrerin Grünhainichen
  • Amy Kirchoff, Vorsitzende Landesschülerrat Sachsen
  • Florence Brokowski-Shekete, Autorin, Podcasterin, Schulamtsdirektorin am Staatlichen Schulamt Mannheim

Interviews:

  • Miriam Lenz, Redakteurin bei der gemeinnützigen Rechercheplattform "Correctiv" zu den Recherchen des Startchancen-Programm für die Bildung
  • Andreas Möckel, ehemaliger Gymnasiallehrer und Schulleiter

Seit Jahren stehen auch in Sachsen die Zustände im Bildungssystem in der Kritik. Lehrermangel, schlechte IT-Strukturen, zu wenige Unterstützung für die Schulsozialarbeit und die Administration, Überlastung vieler Pädagogen und Dauerstress für die Schulleitungen. Hinzu kommt die Digitalisierung als Mammutaufgabe, die eine Balance finden muss zwischen der Vermittlung digitaler Medienkompetenzen und diskutierten Handyverboten. Die Liste der Probleme ist lang und die daraus resultierenden Herausforderungen sind entsprechend groß.  

Lehrerinnen und Lehrer demonstrieren gegen Pläne

Schulen im ländlichen Raum sowie Oberschulen und auch Grundschulen sind in der Wahrnehmung eher abgehängt und arbeiten mit teilweise ganz anderen Realitäten als städtische Gymnasien. Viele Lehrer landen nicht selten an ihrer Überlastungsgrenze. Als der neue Kultusminister Conrad Clemens als Lösungsvorschlag einen 21-Punkte-Bildungsplan vorlegt, laufen viele Lehrerinnen und Lehrer Sturm und demonstrieren ihren Unmut.

Wie gelingt eine gute, faire und bezahlbare Bildung?

Wie gelingt in Sachsen eine gute, faire, zukunftsgerichtete und bezahlbare Bildungspolitik? Welche Defizite lassen sich beheben und welche nur noch verwalten? Braucht Bildung in der Realität eine stärkere Lobby und ein höheres gesellschaftliches Ansehen? Wie lassen sich tausende Kinder von Geflüchteten unterrichten, damit sie nicht zu einer "verlorenen  Generation“ werden, wie der Sachverständigenrat für Integration und Migration in seinem Jahrgutachten für 2024 fürchtet?

Wie kann der Lehrer-Beruf wieder attraktiver werden?

Was ist ein gutes Bildungs-Klima mit optimalen Ergebnissen für die Schüler und einem attraktiven Berufsbild für die Lehrerschaft? Gute und schlechte Erfahrungen sowie konstruktive Ideen für die Zukunft - darüber sprechen wir bei Dienstags direkt.

Conrad Clemens
Sachsens neuer Kultusminister Conrad Clemens will Gymnasiallehrer an Oberschulen schicken und ältere Lehrende mehr in die Pflicht nehmen. Bildrechte: picture alliance/dpa/Sebastian Kahnert

  • Conrad Clemens, Kultusminister von Sachsen (CDU): "Gute Bildung gelingt nur gemeinsam. Mit Blick auf das "Bildungsland Sachsen 2030“ gibt es viele kluge Ideen, die wir jetzt umsetzen. Klar ist aber auch: Schule kann kein Reparaturbetrieb für die Gesellschaft sein.“

Kornelia Jirschik, Grundschullehrein Grünhainichen.
Kornelia Jirschik ist Grundschullehrein in Grünhainichen und sieht es nicht ein, für die Fehler in der Bildungspolitik zu büßen. Bildrechte: Kornelia Jirschik

  • Kornelia Jirschik, Grundschullehrerin Grünhainichen: "Ich bin seit 42 Jahren Lehrerin und erlebe in dieser Zeit den elften Kultusminister. Die LehrerInnen meiner Generation wurden 1997 in der Amtszeit von Kultusminister Matthias Rößler mit 57 Prozent für viele Jahre in die Teilzeit geschickt - Jahre, die uns bei der Rentenberechnung und unserer Dienstzeit unwiederbringlich fehlen. Damals hatte man angeblich soooo viele Lehrer, dass gar nicht mehr ausgebildet werden musste! Leider wurde vergessen, dass auch Lehrer älter werden und irgendwann aus dem Berufsleben ausscheiden. Jetzt sollen wir Ältere wieder benachteiligt werden und bis zum SanktNimmerleinstag die Fehler der sächsischen Bildungspolitik reparieren."

Burkhard Naumann, Landesvorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Sachsen, spricht auf einer Pressekonferenz
GEW-Chef Naumann fordert die Maßnahmen zu korrigieren. Bildrechte: picture alliance/dpa | Sebastian Kahnert

  • Burkhard Naumann, Landesvorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft: "Das Maßnahmenpaket erweist der Bildungsqualität in Sachsen einen Bärendienst, denn es wird absehbar zu schlechterem Unterricht und zu weniger Lehrkräften an den Schulen führen. Lehrkräfte werden weniger Zeit für die individuellen Probleme der Schülerinnen und Schüler haben und durch die Arbeitsverdichtung noch stärker belastet sein als sie es ohnehin schon sind.“

Ami Kirchoff
Ami Kirchoff vom Landesschülerrat fordert Investitionen in die Bildung. Bildrechte: Ami Kirchoff

  • Amy Kirchoff, Vorsitzende Landesschülerrat Sachsen: "Vor allem in der angespannten Haushaltslage auf allen Ebenen muss man sich bewusst sein, dass Bildung die Grundlage für unsere Gesellschaft ist. Dabei darf niemals die Antwort auf die Herausforderungen im kommenden Doppelhaushalt die Kürzungen im Bildungsbereich sein. Wir sehen alltäglich Probleme im Schulablauf, die nur durch Investitionen und Fachpersonal angegangen werden können."

Florence Brokowski-Shekete, Autorin, Podcasterin und Schulamtsdirektorin in Mannheim.
Florence Brokowski-Shekete hat Bücher über Alltagsrassismus geschrieben und ist Direktorin des Schulamtsbezirks Mannheim Bildrechte: Tanja Valérien

  • Florence Brokowski-Shekete, Autorin, Podcasterin und Schulamtsdirektorin in Mannheim: "Schule als ein geschützter Ort für alle Kinder und Jugendlichen setzt ein Diversitätsbewusstsein bei allen am Schulleben Beteiligten voraus – von der Hausspitze in den Kultusministerien bis hin zu den Hausmeister*innen an den Schulen."

Moderation: Sina Peschke
Redaktionelle Mitarbeit: Katrin Tominski
Redaktionsleitung: Ines Meinhardt

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Dienstags direkt | 15. April 2025 | 20:00 Uhr