Nach Vertuschungs-Vorwürfen EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus tritt zurück
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20. November 2023, 18:26 Uhr
Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, hat ihren Rücktritt erklärt. Die 60-Jährige legt auch ihr Amt als Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen nieder, wie sie am Montag auf einer Pressekonferenz erklärte. Schon in den 1990er-Jahren soll sie über Vorwürfe sexuellen Fehlverhaltens gegen einen Kirchenmitarbeiter informiert gewesen sein, diese aber nicht gemeldet haben.
Dieser Schritt falle ihr nicht leicht, erklärte Annette Kurschus. Es sei für sie persönlich eine schwerwiegende Entscheidung. Sie habe sich für beide Ämter mit Leidenschaft und Herzblut eingesetzt.
Grund sind staatsanwaltschaftliche Ermittlungen wegen mutmaßlichen Missbrauchs gegen einen ehemaligen Kirchenmitarbeiter, den Kurschus aus früheren Tätigkeiten kennt. Der Beschuldigte soll über Jahre hinweg junge Männer sexuell bedrängt haben.
Nach Recherchen der "Siegener Zeitung" soll Kurschus als Gemeindepfarrerin in Siegen schon Ende der 1990er-Jahre über Vorwürfe sexuellen Fehlverhaltens gegen den Kirchenmitarbeiter informiert gewesen sein, diese aber nicht gemeldet haben.
Kurschus wies erneut die Darstellung zurück, sie habe damals etwas vertuscht: "Ich habe allein Homosexualität und die eheliche Untreue des Beschuldigten wahrgenommen." Inzwischen habe sich aber die öffentliche Debatte um den Vorgang derart zugespitzt, dass sie keine Alternative zum Rückritt sehe.
Kurschus steht seit 2012 an der Spitze der westfälischen Kirche, vor zwei Jahren wurde sie zur Ratsvorsitzenden der EKD gewählt. Ende der Woche steht die Synode der westfälischen Landeskirche an, daher habe sie sich jetzt zu diesem Schritt entschieden.
Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland
Die Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gelten als oberste Repräsentanten der protestantischen Christen in Deutschland.
Sie werden aus der Mitte des 15 Mitglieder zählenden Rates der EKD für sechs Jahre gewählt und vertreten die evangelische Kirche in der Öffentlichkeit. Die Wahl erfolgt durch das 128 Mitglieder zählende Kirchenparlament, die Synode der EKD, und die Kirchenkonferenz, in der die 20 Landeskirchen vertreten sind.
Quelle: MDR, EPD, KNA
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | Religion und Gesellschaft | 20. November 2023 | 17:16 Uhr