Nach Missbrauchs-Studie Sachsens Landeskirche will Aufarbeitungskommission gründen

Sachsens evangelischer Landesbischof Tobias Bilz sagte in einer ersten Reaktion auf die vor wenigen Wochen veröffentlichten ForuM-Studie über sexualisierte Gewalt in der evangelischen Kirche: Sie mache deutlich, dass die Kirche in doppelter Weise an den Betroffenen schuldig geworden sei: "Wir konnten sie vor der Gewalt nicht schützen und sind ihnen oftmals nicht gerecht geworden, als sie den Mut fanden darüber zu sprechen", so der Landesbischof.

Aus dieser Erkenntnis erwachse eine dauerhafte Verantwortung und Pflicht zum Handeln. "Wir müssen der Wahrheit ins Auge sehen und konsequent handeln", sagte der Landesbischof und betonte: "Wir nehmen die Ergebnisse der Studie sehr ernst. Die Studie wird auch in der sächsischen Landeskirche intensiv ausgewertet werden und in unsere bereits laufenden Prozesse der Aufarbeitung einfließen".

Die Landeskirche in Dresden teilte mit, dass am Sonnabend, den 9. März zu einem Betroffenenforum nach Meißen geladen werden soll. Dort soll auch über die Arbeit der neu zu gründenen Kommission gesprochen werden.

Außerdem wollen die Evangelisch-Lutherische Landeskirche und der Landesverband der Diakonie zum Umgang mit sexualisierter Gewalt informieren. Zudem werde Betroffenen Raum für Vernetzung sowie Diskussionen mit den Verantwortlichen der Landeskirche und des Landesverbandes der Diakonie angeboten.

Mit Dr. Gregor Mennicken konnte eine externe Fachperson gefunden werden, der die Veranstaltung im Tagungshaus des Klosterhofes Meißen organisieren und leiten wird.

Die neu zu gründende Kommission soll eine unabhängige und professionelle Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in der Landeskirche Sachsen und der Diakonie ermöglichen und über deren Ablauf und Ergebnisse Transparenz herstellen. Betroffene seien daran verbindlich zu beteiligen. Die Verantwortung zur Einrichtung der unabhängigen regionalen Aufarbeitungskommission liegt bei den landeskirchlichen und diakonischen Leitungsorganen.

Die Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens hat für den Bereich der Landeskirche und der Diakonie 41 nachweisbare Fälle minderjähriger Betroffener mit 28 Beschuldigten gemeldet. Unter den Beschuldigten sind 13 Pfarrpersonen, drei Personen aus anderen Verkündigungsberufen, acht sonstige Mitarbeiter und ein Ehrenamtlicher. Drei Beschuldigte konnten nicht identifiziert werden. 

Quelle: MDR, EVLKS, epd