FAQ Fragen und Antworten zum Katholikentag 2024 in Erfurt
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29. Mai 2024, 05:00 Uhr
Der in Erfurt stattfindende 103. Katholikentag steht unter dem biblischen Leitwort "Zukunft hat der Mensch des Friedens". Veranstalter ist das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). Der Dachverband katholischer Laien bereitet das alle zwei Jahre stattfindende Großevent gemeinsam mit dem jeweils gastgebenden Bistum vor. Wozu gibt es Katholikentage? An wen richtet sich das Treffen? Was sind die Themen 2024?
Inhalt des Artikels:
- Wann ist der Katholikentag?
- Was ist der Katholikentag?
- Worum geht es beim Katholikentag?
- Welche Rolle spielt das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK)?
- Warum findet der 103. Katholikentag in Erfurt statt?
- Was sind die Themen auf dem Katholikentag?
- Was gibt es Neues?
- Welche prominenten Gäste kommen zum Katholikentag?
Wann ist der Katholikentag?
Vom 29. Mai bis zum 2. Juni 2024 findet der Katholikentag unter dem biblischen Leitwort "Zukunft hat der Mensch des Friedens" in Erfurt statt.
Was ist der Katholikentag?
Der erste Katholikentag fand 1848 in Mainz statt. Während der NS-Diktatur gab es keine Katholikentreffen. Die Tradition wurde erst ab 1948 wiederaufgenommen. Seitdem finden Katholikentage alle zwei Jahre in einem jeweils anderen Ort in Deutschland statt. Die Besucher der Katholikentage tauschen sich mit Vertreter von Kirche, Politik, Wirtschaft und Kultur zu aktuellen Themen aus.
Zum 103. Deutschen Katholikentag werden bis zu 20.000 Teilnehmende in Erfurt erwartet, über fünf Tage gibt es zahlreiche Veranstaltungen. Höhepunkte sind zwei zentrale Gottesdienste auf dem Domplatz: zu Fronleichnam und zum Abschluss am 2. Juni. Zur Eröffnung des Katholikentages am 29. Mai wird wird unter anderem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erwartet. Eingeladen sind nicht nur katholische Christinnen und Christen, sondern jeder, der kommen möchte.
Worum geht es beim Katholikentag?
Das Leitwort des 103. Katholikentages ist ein Zitat aus der Bibel: "Zukunft hat der Mensch des Friedens" (Psalm 37,37b). In den ca. 500 geplanten Veranstaltungen werden die zentralen Begriffe Zukunft, Mensch und Frieden im Angesicht einer von Konflikten, Krisen und Kriegen geprägten Gegenwart diskutiert. Während des Katholikentages werden Themen wie Demokratie-Erhalt, deutsch-deutsche Erfahrungen von Christinnen und Christen, interreligiöser Dialog, Klimagerechtigkeit sowie Frieden und Versöhnung diskutiert. Im Mittelpunkt stehen gemeinsame Gebete, Gottesdienste und Eucharistie-Feiern, Bibel-Arbeit, spiritueller Austausch. Außerdem gibt es kulturelle Angebote, darunter ein Lichtkunstprojekt.
Um die inhaltliche Gestaltung der Veranstaltungen, von Kulturangeboten, Gottesdiensten und die sogenannte Kirchenmeile mit zahlreichen Ständen, konnten sich kirchliche, aber auch säkulare Organisationen und Initiativen bewerben.
Welche Rolle spielt das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK)?
Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) ist die Laienvertretung in Deutschland. Das ZdK repräsentiert Diözesanräte, katholische Verbände und Institutionen. Nach dem Selbstverständnis des ZdK sind katholische Christinnen und Christen aus ihrem Glauben heraus aufgerufen, sich in die Gestaltung von Welt und Kirche einzubringen und solidarisch zu sein mit ihren Nächsten. Alle zwei Jahre veranstaltet das ZdK in der Regel einen Katholikentag gemeinsam mit dem jeweils gastgebenden Bistum.
Warum findet der 103. Katholikentag in Erfurt statt?
Der 103. Katholikentag wird in einer mehrheitlich konfessionslosen Stadt veranstaltet. Im Bistum Erfurt gibt es 137.272 Katholiken (Stand: 2022)
Dabei hat Erfurt mit 22 Gotteshäusern eine der kirchenreichsten Altstädte Deutschlands. Als Wahrzeichen gelten Severikirche und der Dom St. Marien, der eng mit der Geschichte des Bistums verbunden ist.
Der heilige Bonifatius soll im Jahr 742 in Erfurt eine Diözese gegründet haben. Bald darauf wurde mit dem Bau einer ersten Kirche auf dem Domberg begonnen. Auf deren Resten entstand ab 1154 zunächst eine romanische Basilika, die im 13. und 14. Jahrhundert zur gotischen Kathedrale umgebaut wurde.
Zur reichen Kirchengeschichte der Stadt gehören auch das Wirken von Meister Eckhart und Martin Luther, der in Erfurt studierte, dann Mönch im Augustinerkloster war und zum Priester geweiht wurde.
Auch zu DDR-Zeiten wurden in Erfurt Priester ausgebildet.1952 war das Priesterseminar die einzige Ausbildungsstätte für katholische Geistliche im Osten. Nach dem Mauerfall erhielt die Akademie den Status einer wissenschaftlichen Hochschule und wurde 2003 als vierte Fakultät in die Universität Erfurt integriert. 1994 wurde das Bistum Erfurt wiedergegründet. Auf dem Domplatz feierte 2011 Papst Benedikt bei seinem Besuch in Thüringen einen Gottesdienst.
Der heutige Bischof des Bistums Erfurt, Ulrich Neymeyr, erklärt zur Wahl des Ortes mit der reichen Geschichte, er sei sich bewusst, dass katholische Christen in Erfurt und Thüringen in der Minderheit seien. So stehe gerade hier der Dialog im Zentrum des Christentreffens, dass offen gegenüber der kirchenfernen, aber interessierten Bevölkerung sein müsse. Zudem würde die evangelische Kirche stark eingebunden, um den den interreligiösen Dialog zu stärken.
ZdK-Generalsekretär Marc Frings betont, der Katholikentag sei in Ostdeutschland genau am richtigen Platz: "Nicht in der Komfort-Zone des Katholizismus feiern und diskutieren wir, sondern an der katholischen Peripherie".
Was sind die Themen auf dem Katholikentag?
Nach Dresden (1994) und Leipzig (2016) findet der Katholikentag zum dritten Mal in Ostdeutschland statt – erneut im einstigen Kernland der Reformation. So beschäftigen sich 45 Veranstaltungen mit dem interreligiösen Dialog, der Ökumene.
Themen aus dem Bereich des deutsch-deutschen Zusammenwachsens sind laut ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp mit 85 Veranstaltungen im Programm vertreten.
Stetter-Karp betont, sie wünsche sich in Erfurt einen Katholikentag "mit Haltung". "Unsere Haltung heißt: Frieden braucht mehr als Abwesenheit von Krieg. Frieden braucht Menschen, die sich täglich darum bemühen, dass Gewalt, Ausgrenzung, Hass und Hetze keinen Platz haben in der Welt." Auf dem Katholikentag wird auch darüber diskutiert, was für Frieden notwendig ist, etwa eine intakte Natur, weniger Armut, Geschlechtergerechtigkeit und mehr Teilhabe.
ZdK-Generalsekretär Marc Frings erklärt, das Leitwort solle Mut machen: "Schon vor dem unfassbaren Angriffskrieg auf die Ukraine haben wir bei den Planungen zum Katholikentag überlegt, wie wir das Thema Frieden in einer zunehmend polarisierenden Zeit in den Mittelpunkt stellen können." Bei den Debatten auf dem Katholikentag in Erfurt solle es auch um Demokratie und Werte gehen. "Wir sind eine wertegebundene Veranstaltung und wollen zeigen, wofür Christinnen und Christen stehen."
Nicht ausschließen können die Programmverantwortlichen, dass es zu Störungen etwa durch Anhänger der AfD kommt. "Es wäre nicht das erste Mal, dass es auf einem Katholikentag zu Demonstrationen kommen würde", sagt dazu der Verantwortliche für Großveranstaltungen, Andreas Kratel. Das habe es in der Geschichte dieses Glaubensfestes immer gegeben. Das gehöre zur Tradition des demokratischen Dialogs. Solange die Situation nicht eskaliere, sollten Störungen nicht sofort unterbunden werden.
Das Thema Wahlen werde in verschiedenen Formaten im Programm des Katholikentags abgebildet. So werde etwa die Wahl zum Europäischen Parlament am 9. Juni eine große Rolle beim Europatag des Katholikentags einnehmen. Aus aktuellem Anlass seien Foren zum Gaza-Konflikt kurzfristig ins Programm aufgenommen worden, hieß es weiter.
Was gibt es Neues?
Geboten wird auf dem 103. Deutschen Katholikentag Bekanntes, wie etwa die bewährte Kirchenmeile mit der Vorstellung der verschiedenen kirchlichen Organisationen und Diözese auf dem Domplatz, aber auch Neuerungen. So wird bei den Hauptgottesdiensten in Dialogform gepredigt, ein Mann und ein Frau wechseln sich dabei ab.
Fronleichnam- und Abschlussgottesdienst werden vom MDR live vom Domplatz in der ARD übertragen. Die Eröffnung wird live bei mdr.de gestreamt.
Welche prominenten Gäste kommen zum Katholikentag?
Zur Eröffnung am Abend des 29. Mai auf dem Erfurter Domplatz wird unter anderem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erwartet. Mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ist ein Podium zum Thema "Gemeinschaft stärken – Gesellschaft gestalten" geplant. Außerdem werden Wirtschaftsminister Robert Habeck und Außenministerin Annalena Baerbock von den Grünen erwartet.
Wie schon bei den drei letzten Katholikentagen sind auch diesmal keine Vertreterinnen und Vertreter der AfD zu den Podien geladen. Der Bischof des gastgebenden Bistums Erfurt, Ulrich Neymeyr, erklärte, er, wisse, dass es auch Christen gebe, die AfD-Positionen teilten. Bei der Grundsatzentscheidung gehe es "nicht um einzelne Positionen dieser Partei", sondern um deren "Infragestellung des demokratischen Systems".
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Thüringen Journal | 06. März 2024 | 19:00 Uhr