Rabbiner Elischa M. Portnoy 3 min
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MDR Kultur | 31.05.2024 | Wochenabschnitt "Bechukotaj" Schabbat Schalom mit Rabbiner Elischa Portnoy: Die Wirkung der Spiritualität

15. Dezember 2023, 10:29 Uhr

Wer spirituelle Praktiken pflegt, ist weniger anfällig für Erkrankungen des Gehirns wie Alzheimer oder Parkinson. Und er kann besser mit seinen eigenen Emotionen umgehen. Darauf weist der Hallenser Rabbiner Elischa Portnoy in seiner Auslegung des Wochenabschnitts "Bechukotaj" hin.

Unser Wochenabschnitt "Bechukotaj" (Wenn ihr meinen Gesetzen nachgeht) schließt das 3.Buch Moses "Wajikra" ab. Im 3.Buch Moses, das auch Leviticus (Buch der Priester) genannt wird, finden wir keine großen historischen Ereignisse, wie die Welterschaffung oder den Auszug aus Ägypten, sondern viele Gebote und Verbote. Diese zahlreichen Gebote betreffen alle Bereiche des Lebens: Feiertage, Speisegesetze, Reinheit der Ehe, Ehrlichkeit im Geschäftsleben und vieles mehr.

Welche Botschaft beinhaltet dann der letzte Wochenabschnitt?

Tatsächlich hat "Bechukotaj" eine sehr wichtige und sehr praktische für unser tagtägliches Leben. Man könnte denken, dass unser religiöses Leben nur für unsere Seelen bzw. für unsere Existenz in Jenseits, nach unserem Ableben wichtig ist. Doch die Tora sagt uns in diesem Wochenabschnitt eindeutig: das Ausüben von G’ttlichen Geboten beeinflusst unser Leben schon in dieser Welt! Zwar stehen unser Wohlstand, unsere Gesundheit, unser Familienglück und unsere Sicherheit ganz genau in Beziehung zu dem, ob wir ein gerechtes oder ein sündhaftes Leben führen. Also, je gerechter, ehrlicher und heiliger wir leben, desto besser soll es uns gehen. Und wenn wir mal was Falsches machen, könnte es ziemlich ungemütlich sein.

Das klingt zuerst wie in einem Science-Fiction. Denn nur wenige sehen in ihrem Leben, dass entsprechend der Bibel zu handeln sich irgendwie auf sie auswirkt. Doch es gibt heutzutage sogar Studien, die zeigen, welche Wirkung die Spiritualität tatsächlich haben könnte.

Im Jahre 2005 hat die Neurowissenschaftlerin Sara Lazar an der Harvard Universität mit ihrem Team in einer Studie herausgefunden, dass der Hirnmantel, der Kortex, bei den Menschen, die regelmäßig meditierten, dicker geworden ist. Außerdem hat diese Studie gezeigt, dass bei dieser Gruppe von Probanden der Kortex, was im Alter ansonsten häufig der Fall ist, seltener vermindert ist!

Zwei Jahre später hat Dr. Lazar eine andere Studie beim Massachusetts General Hospital durchgeführt, um die Ergebnisse der Studie vom 2005 zu überprüfen. Und die Ergebnisse waren eindeutig: dank der Extrabildung von grauer Substanz im Gehirn konnte man klar die Personen erkennen, die ständig spirituelle Praktiken ausübten. Es stellte sich zusätzlich heraus, dass diese Personen ihre Emotionen besser beherrschen konnten und weniger anfällig waren für Erkrankungen des Gehirns wie Demenz, Parkinson- und Alzheimer.

Natürlich bezieht sich diese Studie nicht nur auf Besuche von Synagogen oder Kirchen, sondern auf alle möglichen geistigen Praktiken, wie zum Beispiel Yoga. Doch schon diese Erkenntnisse können uns dazu anregen, die Wörter der Tora ernster zu nehmen. Was, wenn das alles, was in unserem Wochenabschnitt gelehrt wird, stimmt?! Und wer möchte nicht Wohlstand, ein sicheres und glückliches Leben erlangen? Deshalb lohnt es sich, die Tora aufmerksamer zu betrachten und eventuell sogar ihren Empfehlungen zu folgen. Schlechter wird es dadurch sicherlich nicht.

Schabbat Schalom.

Zur Person: Rabbiner Elischa M. Portnoy Rabbiner Elischa M. Portnoy wurde 1977 in Nikolaew in der Ukraine geboren. Seit 1997 lebt er in Deutschland. 2007 erwarb er sein Diplom als Ingenieur für Elektrotechnik an der TU Berlin. 2012 schloss er seine Ausbildung am Rabbinerseminar zu Berlin ab und erhielt die Smicha.

Elischa M. Portnoy arbeitet als Militärrabbiner der Bundeswehr am Standort Leipzig und betreut die Jüdische Gemeinde in Halle / Saale. Er ist Mitglied der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschlands (ORD). Er ist verheiratet mit Rebbetzin Katia Novominski und Vater von vier Söhnen.

Schabbat Schalom bei MDR KULTUR Die Sendung bezieht sich auf die jüdische Tradition, die fünf Bücher Moses im Gottesdienst der Synagoge innerhalb eines Jahres einmal vollständig vorzulesen. Dabei wird die Thora in Wochenabschnitte unterteilt. Zugleich ist es häufige Praxis, die jeweiligen Wochenabschnitte auszulegen.

Bei MDR KULTUR geben die Autorinnen und Autoren alltagstaugliche Antworten auf allgemeine Lebensfragen, mit denen sie auch zur persönlichen Auseinandersetzung anregen. Zugleich ist "Schabbat Schalom" eine Einführung in die jüdische Religion, Kultur und Geschichte.

"Schabbat Schalom" ist immer freitags um 15:45 Uhr bei MDR KULTUR zu hören sowie online abrufbar bei mdr.de/religion.

Rabbiner Elischa Portnoy 4 min
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Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | MDR KULTUR | 31. Mai 2024 | 15:45 Uhr

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