ein mehrarmiger Leuchter in der Synagoge in Erfurt
Chanukka-Leuchter in der Erfurter Synagoge Bildrechte: MDR/Paul-Philipp Braun

25.12.2024 - 02.01.2025 Was feiern Juden zu Chanukka?

16. Dezember 2024, 11:00 Uhr

Das jüdische Lichterfest fällt in die dunkle Jahreszeit. Erinnert wird damit an drei wichtige Ereignisse in der Geschichte des jüdischen Volkes, die von Selbstbehauptung und Bewahrung der Religion erzählen: die Befreiung von hellenistischer Herrschaft, die Wiedereinweihung des Tempels in Jerusalem – und ein Lichtwunder, das acht Tage währte. In Erinnerung daran werden morgens in der Synagoge besondere Gebete gesprochen. An den Abenden treffen sich die Familien zu Hause und entzünden immer ein neues Licht an der Chanukkia – bis alle acht Kerzen brennen.

  • Chanukka wird ab dem Abend des 25. Dezember 2024 bis zum 2. Januar 2025 gefeiert.
  • Jeden Tag wird mit Einbruch der Dunkelheit eine Kerze an einem speziellen Leuchter entzündet.
  • Das Lichterfest erinnert an ein historisches Ereignis, es wird gleichermaßen in Gemeinden und Familien gefeiert. In Chemnitz gibt es diesmal ein tägliches Stelldichein im Stadthallenpark.

Chanukka ist ein sogenannter Halbfeiertag – deshalb können jüdische Gläubige erst nach getaner Arbeit der Errettung Israels aus der hellenistischen Fremdherrschaft vor mehr als 2.000 Jahren gedenken.

Das Lichtwunder nach dem Makkabäeraufstand

Mit ständig neuen Geboten und Gesetzen machten die Besatzer jüdischen Gläubigen das Leben schwer. Am Ende verboten sie ihnen auch die Ausübung der Religion. Dagegen setzen sich Jüdinnen und Juden zur Wehr. Angeführt von Judas Makkabäus und seinen Brüdern besiegten sie – obwohl zahlenmäßig unterlegen – die Seleukiden im sogenannten Makkabäeraufstand im 2. Jahrhundert vor Christus und eroberten auch ihren Tempel in Jerusalem wieder zurück.

Subleyras, Pierre; 1699-1749. "Judas Makkabäus zersört den Altar und die Statue des Jupiter", um 1735. (2. Makkabäer 10,1-2). Öl auf Papier auf Leinwand, 51,8 x 96,5 cm. Aus der Sammlung Lambert Krahe. Dauerleihgabe der Kunstakademie Düsseldorf, Inv. Nr. M 2274, Düsseldorf, Museum Kunstpalast.
"Judas Makkabäus zerstört den Altar und die Statue des Jupiter" ist der Titel dieses Gemäldes aus dem 18. Jahrhundert, das den Makkabäer-Aufstand gegen die Hellenen im 2. Jahrhundert v. Chr. illustriert. Bildrechte: picture alliance / akg-images

Als sie ihn wieder in Besitz nehmen und dazu vorher reinigen wollten, fanden sie nur einen kleinen Rest geweihten Öls, um sich Licht zu machen. Doch es brannte wundersamerweise nicht nur einen, sondern acht Tage lang, wie eine Legende des Talmud erzählt. Genau so lange, bis neues, koscheres Öl hergestellt war. Gefeiert wurde die Einweihung des Tempels (Chanukkat habajit) 164 v. Chr., nach jüdischem Kalender am 25. Kislew.

Warum acht Tage lang gefeiert wird

In Erinnerung an dieses Wunder wird in jüdischen Häusern und Synagogen während des Lichterfestes jeden Abend eine neue Kerze am achtarmigen Chanukka-Leuchter entzündet. Dazu wird die neunte Kerze verwendet, die "Schamasch" (Diener) heißt.

Ein lächelnder Junge sitzt hinter Kerzen
In Erinnerung an das Lichtwunder wird jeden Abend eine neue Kerze am achtarmigen Chanukka-Leuchter entzündet. Bildrechte: IMAGO / APAimages

Zum Ritual des Anzündens gehören auch Segenssprüche und Gebete: "Gelobt seist du, Herr unser Gott, König der Welt, der vollbracht hat Wundertaten an unseren Vätern in jenen Tagen zu dieser Zeit." Die Kerzen werden von rechts nach links angezündet, die neue immer zu erst.

Wir beginnen mit einem kleinen, einzelnen Licht, das mit der Zeit wächst und sich ausbreitet. Das zunehmende Licht erinnert an die Bedeutung von Standhaftigkeit, Glaube und Hoffnung, selbst in Zeiten der Dunkelheit.

Michal Natovich Lehrerin für Jüdische Religion in Leipzig und Dresden

Fest für Familien und Gemeinden

Von Sonnenuntergang bis Mitternacht, solange die Lichter brennen, wird der Tradition nach im Haus nicht gearbeitet, sondern gesungen und gespielt. Beliebt ist das Trendl- oder Dreidelspiel mit einem vierseitigen Kreisel, der vier hebräische Schriftzeichen trägt. Sie ergeben den Spruch: "Ein großes Wunder geschah hier." Überdies werden die Kinder jeden Abend beschenkt, und es gibt besondere Speisen wie Latkes, eine Art Reibekuchen, und Sufganiot, in Öl gebackenes Spritzgebäck.

mehrere Holzkreisel mit vier Seiten
Ein alter Brauch ist das Trendl- oder Dreidelspiel mit einem vierseitigen Kreisel, der vier hebräische Schriftzeichen trägt. Bildrechte: IMAGO / Shotshop

Am Ende der Chanukka-Zeit leuchten alle acht Lichter. Damit sich die Gläubigen an das Lichtwunder und an Gottes Anwesenheit erinnern, stellen viele Juden ihre Chanukkia in ihre Fensterbänke und Hauseingänge. Damit bezeugen sie ihren Glauben, ihr Vertrauen in Gott und häufig auch ihren Stolz, Juden zu sein. Ebenso wird in den Gemeinden gefeiert. Dabei werden Lobpsalmen gesprochen und in den Synagogen besondere Abschnitte aus der Tora gelesen.

Öffentliches Entzünden der Chanukka-Leuchter: Lichterfest in Chemnitz

In einigen deutschen Städten, auch in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, werden große Chanukka-Leuchter an öffentlichen Plätzen aufgestellt. In Chemnitz gibt es in diesem Jahr ab 25. Dezember ein tägliches Stelldich-Ein im Stadthallenpark.

Lichterfest in Chemnitz, 25.12.24–01.01.25, Jeweils 17 Uhr

Die Jüdische Gemeinde Chemnitz lädt gemeinsam mit den Vereinen Tage der jüdischen Kultur e.V. und Judentum Begegnen e.V. ein zum feierlichen Entzünden der Chanukka-Kerzen, mit einem inhaltlichen Beitrag der Kerzenpatinnen, Musik vom Israel Klezmer Orchester sowie einem kleinen traditionellen Imbiss.

25.12.24
Kerzenpate: Knut Kunze

26.12.24
Kerzenpatin Susanne Schaper

27.12.24 - 17 Uhr
Kerzenpatin Nora Seitz

28.12.24
Kerzenpatin: Hanka Kliese
Musik: Jürgen Karthe

29.12.24
Kerzenpate: Volkmar Zschocke

30.12.24
Kerzenpatin: Dorothee Lücke

31.12.24
Kerzenpate: Thomas Schuler

01.01.25
Kerzenpate: Stefan Schmidtke

Quelle: MDR Religion und Gesellschaft, Tage der jüdischen Kultur in Chemnitz, Redaktionelle Bearbeitung: ks

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