Nachgefragt "Ich glaube, wir verfolgen die gleichen Ziele"
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08. November 2023, 17:35 Uhr
Neben der fehlenden Wertschätzung der geleisteten Arbeit ist die Entlohnung ein weiterer großer Kritikpunkt an der Arbeit in den Werkstätten. Durchschnittlich bekommt ein Beschäftigter 1,35 Euro in der Stunde und das empfinden viele Menschen als ungerecht. Andreas Sperlich ist Geschäftsführer der Union Sozialer Einrichtungen in Berlin und engagiert sich für einen zusammengefassten Lohn.
Martin Fromme, MDR Selbstbestimmt: Hier wird hochwertig gearbeitet, warum wird nicht hochwertig bezahlt?
Andreas Sperlich, Union Sozialer Einrichtungen: Wir finden, dass gar nicht so schlecht bezahlt wird. Wir befinden uns aber in dem Werkstattsystem, wo sich der Werkstattlohn aus Grund - und Steigerungsbetrag zusammensetzt. Die meisten unserer Beschäftigten bekommen natürlich ergänzende Leistungen, ergänzende Grundsicherung oder Erwerbsminderungsrente. Von der Summe aus dem Werkstattentgelt und den ergänzenden Leistungen, davon könnte man schon leben. Nur, dass das natürlich nicht besonders wertschätzend ist.
Aber Sie haben ja einen Plan, das zu ändern?
Ich habe keinen Plan, aber ich arbeite seit 20 Jahren daran mit und engagiere mich dafür, dass sich das ändert, weil ich würde mir sehr wünschen, dass jeder unserer Beschäftigten am Ende des Monats einen Lohnzettel und einen Lohn in der Hand hält, von dem sie dann wirklich ihr Leben bestreiten können, ohne nochmal zusätzlich zu irgendwelchen Ämtern gehen zu müssen.
Und wie würde das dann aussehen?
In meiner Vorstellung könnte man diese Leistungen, die es heute schon gibt, zusammenfassen und am Ende des Monats in einer Leistung, in einem Lohn, an die Beschäftigten auszahlen. Von daher würde ich dafür plädieren, dass sich alle zusammensetzen: die Aktivisten, die Werkstatt-Träger, die Politik. Dass wirklich alle mit großem Willen drangehen. Da das System so komplex ist, wird es nur gemeinsam gehen können. Ich glaube sogar, dass wir die gleichen Ziele verfolgen.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Selbstbestimmt | 10. Oktober 2021 | 08:00 Uhr