Chanukka 25.12.2024 - 02.01.2025 Das Öl im Leuchter – eine Hoffnungsgeschichte
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27. Dezember 2024, 12:15 Uhr
Der Jerusalemer Tempel wird nach der Befreiung von fremder Herrschaft wieder eingeweiht. Ein kleiner Rest Öl lässt den Leuchter acht Tage lang brennen. Die Chanukka-Geschichte erzählt von einem Wunder – und von jüdischer Hoffnung.
Ein Leuchter mit sieben Armen, ein Krug Öl und ein Tempel – das steht zu Beginn des Chanukka-Festes. Der Tempel, das ist der eine Tempel in Jerusalem, in dem Juden und Jüdinnen in alter Zeit Gott verehrten. Im zweiten Jahrhundert vor unserer Zeit war das nicht mehr möglich: ein Herrscherhaus, von griechischer Kultur und Glauben geprägt, war an der Macht. Im Tempel wurden Götzenbilder verehrt. Erst ein Aufstand machte dem ein Ende, im Jahr 165 vor unserer Zeit.
Chanukka ist ein Fest, das an die Wiedereinweihung des Tempels erinnert, von den Griechen zerstört, durch die Makkabäer wiederaufgebaut.
Koscheres Öl für den Tempel
Esther Jonas-Märtin ist Rabbinerin in Leipzig. Chanukka, das heißt Einweihung. Um den Tempel wieder einzuweihen, musste der siebenarmige Leuchter im Tempel, die Menora, angezündet werden.
Das Öl dafür musste koscher sein, also den religiösen Geboten entsprechen. Das Öl aus der Zeit der Entweihung kam dafür nicht in Frage. Und so stand man vor der Entscheidung: Sollte man acht Tage warten, bis neues, koscheres Öl geweiht war? Oder doch gleich mit der Einweihung des Tempels beginnen?
"Man fand ein Krüglein mit geweihtem Öl. Und dieses Krüglein hätte eigentlich nur für einen Tag reichen können, hat dann aber tatsächlich für acht Tage gereicht. Also für den gesamten Zeitraum, den man brauchte, um den Tempel wieder komplett neu einzuweihen“, erklärt die Rabbinerin Jonas-Märtin.
Seit über 2.000 Jahren erinnert das Fest an diese wundersame Einweihung des Tempels. Wobei, den Wundercharakter möchte Rabbinerin Esther Jonas-Märtin nicht überbetonen.
Die Tradition sagt ganz klar: wir sind selber für die Wunder zuständig, die wir in unserem Leben auch bekommen.
Ein Fest - auch für die Außendarstellung
Für den jüdischen Blogger Chajm Guski ist Chanukka das Fest von der jüdischen Resilienz, von seiner Selbstbehauptung.
Es ist eine Geschichte über die jüdische Identität, die man selber verteidigt und für die man sich einsetzt.
Und deswegen, meint Ester Jonas-Märtin, ist Chanukka nicht nur ein fröhliches Familienfest. Es soll auch nach außen strahlen.
"Das Spezifische an Chanukka ist, dass man den Kerzenleuchter in das Fenster stellt. Dass man von außen sehen kann: Die Kerzen sind angezündet. Das heißt, das Wunder publik zu machen. Das Wunder, dass das Licht überlebt hat, dass der Tempel wieder eingeweiht wurde, dass es immer noch Juden gibt“, so die Rabbinerin.
Und deswegen ist Chanukka für sie unbedingt auch eine Hoffnungsgeschichte. Allerdings eine, die die Menschen weiter in die Verantwortung nimmt.
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | Religion und Gesellschaft | 01. Januar 2025 | 09:05 Uhr