Gallensteine
Rund 200.000 Gallenenblasen werden pro Jahr in Deutschland entfernt. Bildrechte: imago/Niehoff

Ursachen und Therapie Schmerzen durch Gallensteine?

22. August 2023, 05:00 Uhr

Nur bei den wenigsten Menschen machen sich Gallensteine unangenehm bemerkbar. Tun sie es aber, sind das Schmerzen, die man nie mehr vergisst. Zudem können die eigentlich harmlosen Gebilde schlagartig einen Notfall verursachen. Vorbeugen lässt sich mit gesunder Ernährung und ausreichend Bewegung.

Schmerzen im Oberbauch

Schätzungen zufolge tragen bis zu 20 Prozent aller Deutschen Gallensteine in sich. Die machen oft keine Beschwerden und können als sogenannte "stumme Steine" unbehandelt bleiben. Probleme gibt es, wenn Steine wandern, stecken bleiben und den Abfluss der Gallenflüssigkeit verhindern.

Das äußert sich durch krampfartige Schmerzen im Oberbauch, die mindestens 15 Minuten anhalten. Häufig gesellen sich dazu Übelkeit und Erbrechen. Wer zudem Fieber und Schüttelfrost bekommt, sollte umgehend zum Arzt gehen: Eine länger anhaltende Verstopfung der Gallenwege kann eine Gallenblasenentzündung verursachen.

Das leistet die Gallenblase (Für mehr Informationen bitte aufklappen)

Die Gallenblase ist ein kleines, birnenförmiges Organ an der Rückseite der Leber, das Gallensaft speichert. Davon fasst sie rund 50 Milliliter, die sie und täglich mehrmals, nämlich zu den Mahlzeiten, in den Zwölffingerdarm abgibt. Der Gallensaft spaltet die wasserunlöslichen Fette aus der Nahrung auf und macht sie gewissermaßen wasserlöslich. Es ist also so ähnlich wie beim Abwasch, wo das Spülmittel Töpfe und Pfannen von Fett befreit.

Innerhalb eines Tages werden circa 700 bis 1.200 Milliliter Gallensaft in der Leber gebildet und in kleinen Mengen an die Gallenblase abgegeben, wo er nicht nur gespeichert, sondern auch verdickt wird. Gallensaft besteht zu über 80 Prozent aus Wasser, der Rest sind Gallensäuren, Gallenfarbstoffe und Salze.

15 Gramm Fett täglich sind nötig, um ein Zusammenziehen der Gallenblase auszulösen. Damit bleibt der Gallensaft in Bewegung. Bewegt er sich nicht mehr, bilden sich kleine Kristalle oder Gallengries – die Vorstufe zu Gallensteinen.

Kleine Gallensteine schwer zu entdecken

Die Leber bildet die Gallenflüssigkeit, einen Verdauungssaft, der in der Gallenblase nur vorübergehend gespeichert wird. Bei der Verdauung von fettreichem Essen schüttet die Gallenblase den Verdauungssaft in den Dünndarm aus. Ist er zu dickflüssig oder sind die Bestandteile nicht ausgewogen, können sich Kristalle bilden. Aus denen entstehen dann Gallensteine.Vor allem kleine Steine sind schwer zu entdecken. Sie können sich in der vergrößerten Gallenblase so verstecken, dass sie bei der Erstuntersuchung nicht auffallen.

So machen Gallensteine Probleme

Gallensteine können wandern und an drei typischen Stellen stecken bleiben. Entweder am Ausgang der Gallenblase: Hier kann ein Rückstau entstehen, die Gallenblase entzündet sich. Oder mitten im Gallengang: Dann staut sich die Gallenflüssigkeit bis zur Leber zurück, die sich entzünden kann. Oder aber der Stein wandert dorthin, wo die Gänge aus Gallenblase  und Bauchspeicheldrüse in den Dünndarm münden: Dann bildet sich eine Entzündung sogar bis zur Bauchspeicheldrüse, und das kann fatale Folgen haben, denn  "Wenn sich die Gallenblase um den Stein herum akut entzündet oder der Stein einen Verschluss herbei führt und der Gallensaft nicht mehr abfließen kann, kann ein Gallenblasenstein zu einem ganz akuten Notfall werden,“ sagt Professor Stephan Freys, Viszeralchirurg am Diakonie-Krankenhaus in Bremen.

Wann muss operiert werden?


Gab man lange Zeit üblicherweise zunächst ein Antibiotikum und operierte erst nach einigen Tagen, weiß man heute, dass eine entzündete Gallenblase samt Steinen möglichst innerhalb von 24 Stunden entfernt werden sollte. Andernfalls drohen schwere Komplikationen. "Die Gallenblase kann sich immer stärker entzünden, absterben oder platzen, es kann eine Bauchfellentzündung entstehen", warnt Prof. Stephan Freys. Weiter führt er aus: "Die andere Gefahr ist, dass ein Gallengangstein die Bauchspeicheldrüse blockiert und wir dann eine sich rapide entwickelnde Bauchspeicheldrüsenentzündung haben können, die bis hin zum Tode führen kann."

Risiken: Kalorienreiche Ernährung und Übergewicht

Nur in wenigen Fällen sind Gallensteine Resultat einer genetischen Vorbelastung. Wesentlich häufiger sind sie auf externe Faktoren zurückzuführen - wie wenig Bewegung, eine kalorienreiche und ballaststoffarme Ernährung oder Übergewicht. Entsprechend kann man die Sache selbst in die Hand nehmen: Regelmäßige körperliche Aktivität und eine "bedarfsgerechte Ernährung zur Erhaltung eines möglichst normalen Körpergewichts" können der Entwicklung von Steinen laut der aktuellen ärztlichen Richtlinie vorbeugen. Die Richtlinie zitiert mehrere Studien, die den Schluss nahelegen, dass Nüsse, Vitamin C, Magnesium und Omega-3-Fettsäuren das Gallenstein-Risiko senken können. Eine hohe Kohlenhydratzufuhr, insbesondere aus raffiniertem Zucker, erhöhe es hingegen.

Gefahr Gallenkolik

Es gibt Frauen, die vergleichen die Schmerzen einer Gallenkolik mit den Schmerzen bei einer Geburt. Ausgelöst wird eine Kolik meist durch fette oder reichhaltige Speisen oder übermäßigen Ärger, Stress oder Zorn. Meist beginnt eine Kolik nachts und ohne Vorwarnung.

Eine Kolik entsteht dadurch, dass ein Stein in den Gallengang gerutscht ist und die Muskulatur durch permanentes Dehnen und Zusammenziehen nun versucht, diesen Gang wieder frei zu bekommen, indem. Bei kleineren Steinen gelingt das durchaus manchmal und die Kolik ist nach kurzer Zeit vorbei. Bei größeren Steinen allerdings bleibt der Gallengang verstopft und die Kolik kann sich über Stunden hinziehen. Auf jeden Fall sollte man bei einer Kolik sofort einen Arzt rufen, der die Symptome lindert und über die nachfolgende Therapie entscheidet.

Trost für Betroffene

Ist das Kind bereits in den Brunnen gefallen, ist das nicht das Ende der Welt: Die Entfernung der Gallenblase erfolgt minimal-invasiv und gehört mit rund 200.000 Eingriffen pro Jahr zu den am häufigsten durchgeführten Operationen in Deutschland. Ein weiterer Lichtblick: Auch ohne das Organ lässt es sich gut aushalten. Die meisten Patienten leben nach der OP wie vorher.

MDR (cbr) Erstmals erschienen am 08.09.2021.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Hauptsache Gesund | 09. September 2021 | 21:00 Uhr

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