Schmerzen in der Schulter Frozen Shoulder: Das können Sie dagegen tun
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26. April 2024, 10:16 Uhr
Halten Schmerzen in der Schulter länger an, kann eine Frozen Shoulder der Grund sein. Wie wird so eine Schultersteife diagnostiziert? Welche Bewegungen sorgen für mehr Beweglichkeit? Wann muss operiert werden?
Häufig merken Patienten selbst erst spät, wie stark die Beweglichkeit der Schulter tatsächlich eingeschränkt ist. Durch zum Beispiel das Eindrehen des Oberkörpers oder das Hochziehen der Schulter im Nacken lassen sich im Alltag viele Einschränkungen über längere Zeit kompensieren.
Formen der Schultersteife (auch: Frozen shoulder)
Am häufigsten verbreitet ist die primäre Form, die sogenannte "idiopathische" Schultersteife. Idiopathisch bedeutet, dass keine eindeutige Ursache zu erkennen ist. Sie kommt meist schleichend über mehrere Wochen oder Monate mit zunehmenden Schmerzen und Bewegungseinschränkungen.
Die weitaus seltenere Form ist die sekundäre Schultersteife. Sie ist oft die Folge einer Erkrankung wie Rheuma oder Arthrose. Auch Stürze und Schulterverletzungen wie eine Kalkschulter oder ein Impingement-Syndrom können die Auslöser sein.
Phasen der Schultersteife
Die Symptome und der Verlauf sind bei der primären und sekundären Schultersteife gleich: Zu Beginn, in der ersten Phase, "friert" das Schultergelenk ein, die Beweglichkeit nimmt immer stärker ab. Das Hauptsymptom ist der starke Schmerz, der bei bestimmten Bewegungen wie aus dem Nichts auftaucht, etwa beim seitlichen Greifen nach oben oder dem Fassen nach hinten zur Hosentasche.
In der zweiten Phase nimmt der Schmerz allmählich ab, die Schulter ist endgültig "eingefroren" und blockiert, Bewegungen sind nur noch minimal möglich, die Schmerzen werden seltener.
In der dritten Phase, dem "Auftauen" kehrt die Beweglichkeit langsam zurück.
Wie lange dauert der gesamte Prozess?
Generell arbeitet die Zeit für die Schulter. In vielen Fällen verlaufen die drei Phasen, ohne bleibende Einschränkungen zu hinterlassen.
Wie lange der Prozess insgesamt dauert, ist unterschiedlich und kann nur schwer vorhergesagt werden. Bei etwa 20 Prozent der Fälle bildet sich die Schultersteife nicht von allein zurück.
Diagnose einer steifen Schulter
Der Orthopäde kann mit einfachen Griffen das Ausmaß der Schultersteife herausfinden: Dazu wird der Arm der betroffenen Schulter im 90-Grad-Winkel eng am Oberkörper angewinkelt, als würde man jemandem die Hand schütteln wollen. Dann sollen Hand und Unterarm so weit wie möglich nach außen gedreht werden – der Ellenbogen bleibt dabei eng am Körper. Bei einer Schultersteife ist diese Rotation oft nur eingeschränkt möglich.
In einem zweiten Test wird der seitliche Abspreizwinkel untersucht. Dabei die Schulter nicht zum Ohr nach oben ziehen, sondern nur den Arm seitlich so hoch wie möglich anheben. Beide Tests kann man auch zu Hause vor dem Spiegel ausprobieren. Ist die Bewegung sehr eingeschränkt, wird weiter nach möglichen Ursachen gefahndet.
Wenn der Schmerz bleibt: die Operation
Bildet sich die Schultersteife über längere Zeit nicht zurück, wird im Ernstfall eine Operation nötig. "Im ersten Schritt wird die Schulter unter Narkose und entsprechender muskulärer Entspannung aufgedehnt in den eingeschränkten Ebenen. Da hört man in aller Regel ein Kapseldehnungs-, oder Kapselzerreißungsgeräusch. Da werden die Vernarbungen, diese Narbenstränge und das Schrumpfen der Kapsel aufgedehnt“, erklärt Prof. Géza Pap vom Helios Park-Klinikum Leipzig.
Anschließend werden Vernarbungen und Verklebungen arthroskopisch gelöst, bis das Gelenk wieder frei ist. Anschließende Rehamaßnahmen und eine manuelle Therapie helfen später, die Beweglichkeit zu verbessern. Mit medizinischen Trainingseinheiten werden die Muskeln um das Gelenk gestärkt, damit die Schmerzen Stück für Stück zurückgehen und die Beweglichkeit wieder zunimmt.
Übungen zum Stärken der Schulter von Sporttherapeut Jürgen Reif
Mobilisation: Bei dem sogenannten "Kettenglied" wird die Schulter einmal komplett durchbewegt. Das fördert die Durchblutung. Das Ganze geht mit kleinen und großen Kreisen – vor- und rückwärts. Dazu beiden Hände auf Brusthöhe ineinander "verketten" und die Kette ohne Anspannung aus beiden Schultern kreisen lassen. "Bei der Übung ist es wichtig, alles locker zu machen, alles ohne Kraft - und auch zu versuchen, alle Bewegungsrichtungen auszuprobieren“, erklärt Bewegungsprofi Jürgen Reif. Wichtig: Die beiden Hände immer auf Brusthöhe halten. Das Kettenglied ist eine ideale Erwärmung und sollte etwa eine Minute geübt werden.
Beweglichkeit: Beim "Rudern mit Rotation" werden die Arme zuerst am Oberkörper zurückgezogen wie bei einer Ruderbewegung. Anschließend werden die Hände nach oben aufgestellt, die Handflächen zeigen nach vorn vom Körper weg. Mit einem Handtuch oder Theraband als Hilfsmittel bleibt die Bewegung sauber und geführt. Jürgen Reif erklärt, "durch das Zurückziehen wird vorne die Schulter gedehnt, auch die Kapsel wird mit gedehnt. Und durch das Zurückziehen werden die Muskeln hinten gekräftigt.“
Kraft: Die braucht die Schulter, denn nur so ist sie stabil. Am einfachsten und ideal für Kniepatienten sind Liegestütze an der Wand. Je schräger man steht, desto anstrengender wird es. Bei allen Varianten ist die Körperspannung wichtig. Bei Liegestützen auf den Knien wird die Stützkraft trainiert. Wichtig dabei: "Alles schön langsam, alles schön kontrolliert machen. Man muss auch erstmal probieren, ob man es schafft von der Kraft her. Etwas leichter wäre, wenn man die Arme nur leicht beugt und dann in dieser Position ein paar Sekunden hält", weiß Jürgen Reif.
Tipp
Generell sind bei den Übungen zehn Wiederholungen ein gutes Maß. Dabei kann jeder für sich entscheiden, welcher Schwierigkeitsgrad für ihn ideal ist.
Bei starken Schmerzen oder akuten Entzündungen sollten Übungen mit dem Arzt abgesprochen werden.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Hauptsache Gesund | 28. April 2022 | 21:00 Uhr