Handy statt Bargeld Was Sie über bargeldloses Bezahlen wissen müssen
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08. November 2022, 14:54 Uhr
Das Portemonnaie bleibt zu Hause, Geld ausgeben geht aber trotzdem. Wir brauchen nur noch unser Smartphone, um einkaufen zu gehen. Die Welt des Zahlungsverkehrs hat sich rasant gewandelt. Selbst Minibeträge können inzwischen kontaktlos mit der Karte oder dem Mobiltelefon bezahlt werden – oder gar mit einem sogenannten Bezahlring. Doch ist das immer sinnvoll? Hendrik Buhrs, Redakteur vom Onlineportal Finanztip.de, erläutert Vor- und Nachteile. Außerdem geht er auch Sicherheit und Datenschutz ein.
Die Warteschlange an der Supermarktkasse kriecht nur langsam vorwärts, und dann scheint der Kunde vor Ihnen auch noch unaufmerksam herumzutrödeln. Statt endlich sein Geld herauszuholen, ist der Vordermann in sein Smartphone vertieft. Was auf den ersten Blick wie ein kleines Ärgernis aussieht, ist in Wirklichkeit eine moderne und schnelle Variante, um im Geschäft zu bezahlen. In diesem Beispiel legt der Kunde einfach kurz das Handy auf die Bezahlstation, alternativ nutzt er auch eine Smartwatch-Armbanduhr. Die Station gibt einen Pieps von sich, und schon ist die Rechnung beglichen.
Einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom zufolge haben zwischen Juli und September 2022 rund 45 Prozent der Befragten mindestens einmal mit Smartphone oder Smartwatch bezahlt. Vor allem bei Jüngeren ist das mobile Bezahlen beliebt.
Die technische Grundlage für diese und weitere kontaktlose Zahlungsvorgänge hört auf die Abkürzung NFC, englisch für Nahfeld-Kommunikation. Hier wird ein kleiner Chip angesprochen, der beispielsweise im Smartphone eingebaut ist. Die Reichweite beträgt nur wenige Zentimeter, Kundinnen oder Kunden müssen sich also direkt am Kassenterminal befinden. Dieses Kassenterminal ist in aller Regel dasselbe Gerät, das auch für die klassische Kartenzahlung benutzt wird. Statt eine Bankkarte einzuschieben, genügt aber der kurze Kontakt an der Oberfläche.
Sie können überall dort kontaktlos bezahlen, wo das Kassenterminal ein bestimmtes Symbol trägt: vier gebogene Bögen, die wie Funk- oder Schallwellen aussehen. Das Zeichen findet sich mittlerweile auch auf den meisten Bankkarten: auf der Girocard (EC-Karte) wie auch auf Kreditkarten. Auch diese Karten sind dann fürs kontaktlose Bezahlen geeignet.
Geld fließt auch per Uhr oder Ring
NFC-Chips stecken aber auch in anderen Gegenständen, die zum Bezahlen genutzt werden können. Smartwatches, also Armbanduhren mit viel Digitaltechnik, sind hier das bekannteste Beispiel. Hier hält die Kundin ihre Uhr an das Kartenterminal. Die neueste Variante ist der sogenannte Pago-Ring. Das Schmuckstück ist aus Keramik gefertigt und bildet quasi die Brieftasche am Ringfinger. Es ist weder nötig, den Ring mit Strom aufzuladen, noch muss das Smartphone mitgenommen werden.
Wer mit Handy, Uhr oder Ring zahlen möchte, kündigt das dem Kassierer gegenüber am besten mit dem Satz an: "Mit Karte, bitte!". Für das Kassenpersonal macht es nämlich keinen Unterschied, ob eine Kundin oder ein Kunde das Kartenterminal kontaktlos oder per Einschub der Karte nutzt, und so lassen sich kleine Missverständnisse vermeiden.
Installation per Smartphone und "Wallet"
All diese Bezahlformen haben eins gemeinsam: Zumindest für die erstmalige Einrichtung brauchen Sie ein Smartphone. Hier kommt eine spezielle App ins Spiel, die Ihr klassisches Bankkonto oder Ihre Kreditkarte und den jeweiligen NFC-Chip miteinander vernetzt. Sie hinterlegen also beispielsweise die Daten Ihrer Kreditkarte, und jeder Bezahlvorgang wird dann auf dieses Kreditkartenkonto gebucht. Man spricht auch von einer sogenannten Wallet, dem englischen Wort für Brieftasche, und meint damit die jeweilige App, die das kontaktlose Zahlen ermöglicht.
Auf dem iPhone ist "Apple Pay" vorbereitet, es muss keine separate App heruntergeladen werden. Auf Android-Handys heißt das System "Google Pay". Beide arbeiten mit vielen, aber nicht allen Banken zusammen. Ob die eigene Kreditkarte in die digitale Wallet-Brieftasche passt, finden Sie entweder durch einfaches Probieren heraus – sowohl Apple als auch Google Pay sind recht selbsterklärend aufgebaut. Alternativ können Sie natürlich auch Ihre Bank danach fragen.
Wenn die Bank nicht mit Apple oder Google Pay zusammenarbeitet, gibt es noch einen Trick: ein Drittanbieter mit einer sogenannten virtuellen Kreditkarte. "VIMpay" und "Curve" sind zwei bekannte Anbieter. Auch sie werden per Smartphone eingerichtet und fungieren als Zwischenebene. Die Karte der Hausbank dient dann als Geldquelle dieser virtuellen Kreditkarte, und die virtuelle Kreditkarte wird bei der gewünschten App fürs mobile Bezahlen hinterlegt.
Sparkassen und Genossenschaftsbanken (also Volks- und Raiffeisenbanken) haben für Android-Handys eine eigene Bezahl-App entwickelt, die dann direkt mit Ihrem Konto verbunden ist. Die Sparkassen-App heißt schlicht "mobiles Bezahlen". Das Gegenstück der Genossen heißt "Pay – die Bezahl-App".
Apps von PayPal, Lidl und Co.
Damit aber nicht genug: Auf dem Markt für mobiles Bezahlen tummeln sich weitere App-Anbieter. Große Supermarktketten wie Lidl, Edeka oder Netto bieten Smartphone-Apps an, die auch zum Bezahlen an der Kasse genutzt werden können. Der Vorteil: Vergünstigungen im Rahmen von Rabatt-Aktionen werden automatisch berücksichtigt. Stammkundinnen und -kunden sparen also beim Einkauf. Die Kehrseite: Der Supermarkt kann ein genaues Kundenprofil erstellen. Wie bei vielen Kundenbindungsprogrammen besteht außerdem der Anreiz, immer zum Stammgeschäft zu gehen und seltener mit den Preisen der Konkurrenz zu vergleichen.
Der Bezahldienst PayPal hat eine eigene App, die nicht nur zum Geldversenden unter Freunden und fürs Onlineshopping genutzt werden kann, sondern huckepack mit Google Pay verbunden werden kann. Sie können das Guthaben aus PayPal-Transaktionen dann zum Bezahlen nutzen – alternativ zum Bankkonto. Ähnlich lassen sich auch gesammelte Punkte aus dem Rabattsystem Payback nutzen, indem die Payback-App zum Zahlen verwendet wird.
Alternative: Klötzchen-Code
Neben dem kontaktlosen Zahlvorgang per NFC-Chip gibt es in manchen Geschäften auch die Möglichkeit, einen QR-Code mit der Kamera des Handys einzulesen. PayPal kann auf diesem Weg einen Bezahlvorgang anstoßen, ebenso die Payback-App.
Sicherheit und Datenschutz
Die NFC-Technik gilt als ähnlich sicher wie eine Kartenzahlung. Weil der eigene Chip in Karte, Uhr oder Handy sehr dicht an das Bezahlterminal gehalten werden muss, ist ein unbefugtes "Abfischen" einer fremden Person sehr unwahrscheinlich.
Wenn hingegen Smartphone, Uhr oder Ring gestohlen werden oder verloren gehen, kommt es auf die Sicherheitsstufen der jeweiligen Anbieter an. Google Pay und Apple Pay verlangen, dass das Smartphone vor dem Zahlvorgang entsperrt wird. Die Apple Watch kann vom Handy aus als "verloren" gekennzeichnet werden. Dann sind keine Zahlungen mehr möglich. Der Hersteller des Pago-Rings rät dazu, die hinterlegte Kreditkarte sperren zu lassen, wenn der Ring abhandenkommt. Auch bei anderen Formen des mobilen Bezahlens ist es sinnvoll, im Falle eines Verlustes die damit verbundene Kreditkarte oder Girocard sofort sperren zu lassen.
Für Beträge bis 50 Euro müssen sich Kundinnen oder Kunden nicht per Geheimzahl legitimieren, ab 50 Euro dagegen schon. Alternativ zu einer Geheimzahl sind auch eine Sicherheitskontrolle mit dem Fingerabdrucksensor des Smartphones oder die Gesichtserkennung "Face ID" verbreitet.
Apple Pay und Google Pay geben keine Kartendaten an die Händlerinnen und Händler weiter. Für die Abwicklung werden stattdessen verschlüsselte Codes genutzt, sogenannte Token. Was und wo eingekauft wurde, kann hingegen von Apple beziehungsweise Google eingesehen werden. Apple speichert diese Daten nach eigenen Angaben nicht.
Wer die Bezahl-App einer Supermarktkette oder eines Rabattsystems wie Payback nutzt, muss wissen, dass hier Kaufprofile angelegt werden. So sollte jeder für sich selbst entscheiden, ob er bereit ist, gewisse Daten von sich zur Verfügung zu stellen, um dafür mobil bzw. smart im Geschäft bezahlen zu können.
Quelle: MDR um 4
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR um 4 | 08. November 2022 | 17:00 Uhr