COP-15 Weltnaturgipfel: 30 Prozent der Erde unter Schutz
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19. Dezember 2022, 21:35 Uhr
Der Weltnaturgipfel ist in Montreal mit einer Abschlusserklärung der rund 200 teilnehmenden Ländern zu Ende gegangen. Mindestens 30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresflächen sollen bis 2030 unter Schutz gestellt werden. Entwicklungsländer bekommen jährlich finanzielle Hilfen für den Naturschutz. Dem Nabu gehen die gesteckten Ziele jedoch nicht weit genug.
- Nach zwei Wochen ist der Weltnaturgipfel in Montreal mit einer Abschlusserklärung zu Ende gegangen.
- Die Umweltorganisation Nabu kritisiert, dass das Abkommen nicht weit genug gehe.
- Der Gipfel hätte schon 2020 in China stattfinden sollen und wurde wegen der Pandemie verschoben.
Nach rund zweiwöchigen Verhandlungen haben sich die Teilnehmer des Weltnaturgipfels im kanadischen Montreal am Montag auf eine Abschlusserklärung geeinigt.
Das gemeinsame Ziel: die rund 200 Staaten wollen mit dem Abkommen "Kunming-Montréal" mindestens 30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresflächen bis 2030 unter Schutz zu stellen.
Jubel nach Abschlusserklärung
Nach der Verabschiedung brach bei der Plenarsitzung im Kongresszentrum in Montreal, die zuvor immer wieder zeitlich nach hinten verschoben worden war, lauter Jubel aus. Organisatoren, Wissenschaftler und Vertreter von Nichtregierungsorganisationen hatten bis zuletzt gehofft, dass bei dem Treffen noch ein richtungsweisendes globales Abkommen für den Artenschutz verabschiedet werden kann.
Die 23 in den Abkommen vereinbarten Ziele umfassen auch die Streichung umweltschädlicher landwirtschaftlicher Subventionen. Zudem sollen Entwicklungsländern bis 2025 jährlich 20 Milliarden Dollar (18 Milliarden Euro) für Naturschutz zur Verfügung gestellt werden. Bis 2030 sollen es mindestens 30 Milliarden Dollar sein.
Die Länder verpflichten sich außerdem, die Rechte indigener Völker zu schützen. Weitere Punkte sind der Wiederaufbau zerstörter Natur sowie eine Reduzierung des Einsatzes von Pestiziden.
Nabu: Statt zu bremsen, gehen sie nur vom Gas
Bundesumweltministerin Steffi Lemke, die auch in Montreal zu Gast war, würdigte die Abschlusserklärung als Signal der Entschlossenheit. "Die Staatengemeinschaft hat sich dafür entschieden, das Artenaussterben endlich zu stoppen", betonte die Grünen-Politikerin. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen begrüßte das Abkommen als "historisch". Die Welt habe nun einen Aktionsplan für eine nachhaltige Weltwirtschaft bis 2050.
Der Naturschutzbund Nabu reagierte hingegen mit Ernüchterung auf die Abschlusserklärung. Trotz inhaltlicher Fortschritte reiche die Vereinbarung nicht aus, um den Verlust der Artenvielfalt und von Ökosystemen zu stoppen oder umzukehren. "Die Welt rast in der Natur- und Klimakrise auf einen Abgrund zu", warnte Nabu-Präsident Jörg-Andreas Krüger. "Doch statt entschieden zu bremsen, geht sie lediglich etwas vom Gas." Florian Titz von der Umweltschutzorganisation WWF sprach dagegen von einem "lückenhaften, aber letztlich überraschend guten Rahmenwerk".
COP 15: wegen Corona-Pandemie erst 2022
Der 15. Weltnaturgipfel – der auch unter dem Kürzel COP15 läuft – hätte ursprünglich schon 2020 in China stattfinden sollen, wurde dann aber wegen der anhaltenden pandemischen Lage dort verschoben und zerteilt. Der erste Verhandlungsteil fand im vergangenen Oktober hauptsächlich online im chinesischen Kunming statt. Erst Ende November endete die Weltklimakonferenz mit einer gemeinsamen Erklärung zur Einhaltung von Klimazielen.
dpa, AFP (kar, jan)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 19. Dezember 2022 | 10:00 Uhr