In der Nordsee Fachleute: Brand auf Autofrachter kann Monate dauern

27. Juli 2023, 20:47 Uhr

Vor der holländischen Wattenmeerinsel Ameland brennt ein Autofrachter. Ein Besatzungsmitglied kam ums Leben, weitere Menschen wurden verletzt. Fachleute gehen davon aus, dass der Brand so bald nicht gelöscht werden kann. Zugleich muss verhindert werden, dass das Schiff untergeht.

Das Feuer auf einem Frachtschiff mit mehr als 3.700 Autos an Bord vor der niederländischen Wattenmeerinsel Ameland ist nach mehr als 24 Stunden am Donnerstag noch immer nicht unter Kontrolle. Bergungsspezialisten und die Wasserbehörde überlegen, wie man das etwa 200 Meter lange Schiff bergen kann.

Küstenwache: Brand kann noch monatelang dauern

Die Küstenwache befürchtet, dass das Feuer noch tage- oder sogar wochenlang brennen könne. Direktes Löschen sei gefährlich, weil dies den Frachter zum Kentern bringen könnte, sagte ein Sprecher. Auch das Kühlen des brennenden Frachters von außen wurde vorerst gestoppt. Die Gefahr sei zu groß, dass zu viel Meerwasser ins Schiff gelange, teilte die Küstenwache mit. Dadurch könne der Frachter "Fremantle Highway" instabil werden. Löschboote hatten die Seiten des Schiffes mit Seewasser gekühlt. Daran war auch ein deutsches Löschboot beteiligt. "Die Temperatur an Bord des Frachters ist nach wie vor sehr hoch, und es ist schwierig, das Feuer zu löschen", sagte der Sprecher der Küstenwache, Edwin Granneman, im BNR Nieuwsradio.

Wie der öffentlich-rechtliche niederländische Sender NOS berichtet, hat das Schiff bereits Schlagseite. Einem Schlepper sei es aber gelungen, ein Kabel an dem 18.500 Tonnen schweren Frachtschiff zu befestigen, damit es nicht abdriftet und eine wichtige Schifffahrtsroute nach Deutschland blockiert. Trotzdem trieb der Frachter der Küstenwache zufolge zuletzt westlich in Richtung der Wattenmeer-Insel Terschelling.

Drohende Umweltkatastrophe für die Nordsee

Befürchtet wird eine Umweltkatastrophe, falls der Frachter sinken sollte. Die Meeresbiologin des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) Nadja Ziebarth sagte MDR AKTUELL, wenn das Schiff in der Nähe des Unesco-Weltnaturerbes Wattenmeer untergehe, gäbe es einen tödlichen Öl-Teppich für tausende Tiere und Organismen. Durch die Westwinde würde alles entlang der deutschen Küste treiben. Schon jetzt würden bei dem Feuer gefährliche Chlorwasserstoffe freigesetzt, die sich in Luft und Wasser ausbreiteten.

Bundesumweltministerin Lemke bietet Hilfe an

Auch Bundesumweltministerin Steffi Lemke zeigte sich angesichts der Folgen bei einem Kentern des Schiffes "tief" besorgt. Dem Ministerium zufolge sind 1.600 Tonnen Schweröl und weitere 200 Tonnen Diesel an Bord des Frachters. In einem Online-Tagebuch schrieb die Ministerin, der Nationalpark sei ernsthaft in Gefahr.

Der einzigartige Nationalpark Wattenmeer ist ernsthaft in Gefahr.

Bundesumweltministerin Steffi Lemke

Zugleich hat Lemke Hilfe aus Deutschland angeboten, um den brennenden Frachter zu löschen und zu bergen. Sie schrieb beim früheren Kurznachrichtendienst Twitter, der jetzt X heißt, Deutschland werde alles zur Verfügung stellen, was helfen könne.

Ein Todesopfer, E-Auto möglicherweise Brandherd

Der in Panama registrierte Frachter "Fremantle Highway" war auf dem Weg von Bremerhaven nach Ägypten, als das Feuer rund 27 Kilometer vor Ameland ausbrach. Ein Besatzungsmitglied kam uns Leben, 22 weitere wurden leicht verletzt. Einige retteten sich durch einen Sprung ins Wasser. Ein Sprecher der Küstenwache sagte NOS, möglicherweise habe eines der 25 E-Autos an Bord den Brand ausgelöst. Es würden alle Szenarien in Betracht gezogen.

dpa/AFP (kkö)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 27. Juli 2023 | 06:00 Uhr

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