Ukraine Geiselnahme in der Ukraine: Wer der Täter ist und was er will
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21. Juli 2020, 19:37 Uhr
Im ukrainischen Luzk hat ein offenbar geistig verwirrter Mann 20 Menschen in seine Gewalt gebracht. Der Geiselnehmer ist für die Polizei kein Unbekannter. Einzelheiten von unserem Ostblogger in der Ukraine, Denis Trubestkoy.
1. Wer ist der Geiselnehmer?
Laut der Polizei sowie den lokalen Medien heißt der Geiselnehmer Maxym K. Er stammt aus dem westukrainischen Bezirk Riwne. Geboren wurde er 1975 im russischen Bezirk Orenburg. Maxym K. nutzt gerne den Spitznamen Maxym Plochyj, "plochyj" wird aus dem Ukrainischen als "schlecht" übersetzt. Unter diesem Spitznamen hat er das autobiographische Buch "Philosophie des Verbrechens" veröffentlicht. In der 11. Schulklasse wurde er bereits mit einer Waffe auf einem Markt festgenommen, damals konnte sein Vater den Fall runterspielen. Im Alter von 18 Jahren wurde er wegen der Gründung einer Bande zu acht Jahren Gefängnis verurteilt, nach sechs Jahren kam er im Alter von 24 Jahren wieder frei. Später war er noch einmal vier Jahre in Haft.
2. Was will er?
Seine Forderungen widersprechen sich oft und sind nicht klar genug formuliert. Aus dem Schreiben, das er selbst u.a. auf Twitter (Account offenbar schon gesperrt) veröffentlichte, geht hervor, dass er gegen das System protestiert. Den heutigen Tag erklärte der Geiselnehmer zum "Tag des Antisystems". Für ihn sei der Staat der erste und wichtigste Terrorist. Maxym K. will etwa, dass Personen wie Innenminister Awakow oder Ex-Präsident Poroschenko ein Video auf YouTube veröffentlichen, in dem sie sagen: "Ich, Vorname, Nachname, Amt, bin Terrorist im Gesetz". Vom aktuellen Präsidenten Selenskyj wünscht er sich, dass er zum Anschauen der Doku "Earthlings" aus dem Jahr 2005 aufruft. "Earthlings" handelt vom Konsum von Fleisch und der Nutzhaltung von Tieren. Maxym K. ist daher wohl eher dem linksextremistischen Spektrum zuzurechnen.
3. Wie gehen die Sicherheitskräfte vor?
Der Innenminister Awakow ist bereits vor Ort. Im Zentrum der Stadt ist Militärtechnik zu sehen, etliche Straßen wurden komplett gesperrt. Die Nationalgarde sowie die Spezialeinheit der Polizei versuchen, den Bus unter Kontrolle zu halten. Der Versuch, Kontakt mit dem Geiselnehmer zu etablieren, erweist sich jedoch als schwierig. Er droht damit, zu schießen, sollte sich die Polizei nähern. Außerdem droht er, eine Bombe zu zünden, die er an einem anderen Ort installiert haben will. Der Mann wird von den Sicherheitskräften als extrem unberechenbar eingestuft, die Lage vor Ort bleibt deshalb äußerst angespannt. Den Bewohnern vor Ort wird daher geraten, unbedingt zu Hause oder am Arbeitsplatz zu bleiben.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 21. Juli 2020 | 11:30 Uhr