Grenztourismus Polen auf Pilzjagd in Deutschland
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07. September 2018, 16:17 Uhr
Kleiner Grenzverkehr in die Pilze. Die Polen sind leidenschaftliche Pilzsammler. Da können die Pilze in den heimischen Wäldern schon einmal knapp werden. Wie gut, dass die deutschen Nachbarn nicht so besessen sind.
Pilze sammeln ist in Polen ein Volkssport. Dem Pflücken in den polnischen Wäldern sind auch keine Grenzen gesetzt, denn Polen hat eine der liberalsten Gesetzgebungen in Sachen Walderzeugnisse. Das Pflücken von Beeren und Pilzen ist in den öffentlichen Wäldern - und das sind die meisten in Polen - grundsätzlich erlaubt. Ausnahmen gibt es für geschützte Gebiete und Gewächse.
Nur ein Kilogramm in Deutschland!
Die Ausbeute der polnischen Pilzsammler fällt also meist groß aus. Und wenn die Pilze in den heimischen Wälder nicht schnell genug nachwachsen, dann weichen die Pilzfans in den westlichen Landesteilen auch gerne nach Deutschland aus, etwa nach Brandenburg. Dort können sie dann ebenfalls an keinem essbaren Pilz vorbeigehen. Die meisten der "Grenzgänger" wissen aber nicht, dass man aus deutschen Wäldern keine Kofferraumladungen Pilze mitnehmen darf. Hier gilt, dass pro Person und Tag ein Kilogramm Pilze entnommen werden darf. In Deutschland heißt die Devise, die Pilze bleiben im Wald stehen, weil sie Teil der Natur und Nahrung für die Tiere sind. In Polen ernährt der Wald den Menschen, also wird mitgenommen, was sich mitnehmen lässt.
Die pilzliebenden Polen auf Pirsch in deutschen Wäldern riskieren hohe Strafen. Bis zu 10.000 Euro Bußgeld dürfen verhängt werden. Allerdings nur in der Theorie, denn die meisten Missetäter fahren unbehelligt zurück. Es gibt zu wenig Ordnungshüter, die die Wanderer und Sammler kontrollieren könnten. Dennoch sollten sich nicht alle zu sicher fühlen, denn die deutschen Beamten haben gewerbsmäßige Sammler durchaus im Visier, auch wenn sie sich bisher meist darauf beschränkt haben, dass die Delinquenten ihre Pilze zurücklassen müssen.
Heiligabend kommen Pilze auf den Tisch
Zu Hause angekommen - ob nun aus deutschem oder einheimischen Wald -, ist der polnische Pilzsammler noch eine Weile mit seinem umfangreichen Fund beschäftigt. Da wird sortiert, geputzt, getrocknet, eingekocht und eingelegt, was die Pilze hergeben. Gerade die getrockneten Pilze sind später im Jahr unverzichtbarer Bestandteil für die polnische Weihnachtsküche. Wer etwas auf sich hält, der stellt Heiligabend ein fleischloses Gericht mit Pilzen auf den Tisch - eine Pilzsuppe oder Maultauschen mit Pilzen etwa.
Man kann fast sagen, der Pilz ist des Polen liebstes Kind. Deshalb gibt es inzwischen ein Portal im Internet, in dem sie ihre Funde registrieren lassen können - für eine Art inoffiziellen Wettbewerb. Auf Facebook wird über Rezepte und Konservierungsmethoden gefachsimpelt. Doch viele Polen möchten da gar nicht mitmachen und betrachten das Wissen über die besten Pilzflecke und -rezepte als Geheimwissen, das nur innerhalb der Familie weitergegeben wird.
Über dieses Thema berichtete auch das Ländermagazin "MDR um 11": TV | 22.08.2018 | 11:00 Uhr
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR um 11 | 22. August 2018 | 11:00 Uhr