Russland Jakutsk – die kälteste Stadt der Welt
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11. Januar 2021, 14:03 Uhr
Jakutsk ist die kälteste Großstadt der Welt. Acht Monate dauert der Winter und die Temperaturen fallen an manchen Tagen auf minus 60 Grad Celsius. Dennoch leben in der russischen Stadt etwa 300.000 Menschen.
Wer sich einmal so richtig durchfrieren lassen will, sollte ins russische Jakutsk reisen. Im tiefsten Sibirien am Fluss Lena gelegen, ist der Ort die kälteste Großstadt der Welt. Jakutsk ist auf Permafrostboden gebaut, der niemals auftaut. Der Winter dauert dort lange acht Monate, von Oktober bis Mai. Im Dezember und Januar ist es stets besonders eisig, dann sind minus 45 Grad die Regel, aber auch minus 60 Grad sind an manchen Tagen durchaus möglich. Trotzdem leben etwa 300.000 Menschen in der Stadt und trotzen der ewigen Kälte.
Besondere Attraktion in Jakutsk: das Maultrommelmuseum
Jakutsk ist eine relativ junge Stadt. 1643 soll sie von russischen Siedlern, die ausgezogen waren, um Sibirien zu erkunden, gegründet worden sein. Seither war Jakutsk Ausgangspunkt zahlreicher Expeditionen ins Innere Sibiriens.
Viele Sehenswürdigkeiten hat die 5.000 Kilometer von Moskau entfernt liegende Stadt aber nicht zu bieten. Nur wenige architektonische Zeugnisse haben in der kleinen Altstadt die extremen Witterungsbedingungen überstanden. Mit einer einzigartigen Attraktion kann Jakutsk allerdings aufwarten: mit einem Maultrommelmuseum. Das Museum besitzt eine reiche Sammlung von Maultrommeln aus aller Welt und veranstaltet auch regelmäßig Konzerte. Die Maultrommel gehört zu den Nationalinstrumenten Jakutiens.
Auf dem Markt in Jakutsk
Will man in der harten sibirischen Kälte seinem Alltag nachgehen, muss auf jeden Fall die Kleidung stimmen – wie etwa bei den Händlern auf dem Markt der Stadt. Die Verkäufer tragen mehrere Lagen Kleidung übereinander und dicke Stiefel aus Elchfell. Frauen hingegen bevorzugen Stiefel aus Rentierfell, die am Schaft mit bunten Borten verziert sind.
Tiefgefroren: Fisch, Fleisch und Milch
Der Markt hat jeden Tag geöffnet. Es wird Gemüse feilgeboten, tiefgefroren natürlich. Ansonsten aber jede Menge Fisch und Fleisch: Rentier, Pferd, Rind und Schneehase. In Jakutien werden tatsächlich vorwiegend tierische Produkte verzehrt, fett und kalorienreich, damit man nicht "einfriert". Gedanken um die Kühlkette muss sich niemand machen: Das tief gefrorene Fleisch kann bis zur Zubereitung auf dem Balkon abgestellt werden. Vom Fisch ganz zu schweigen – man kann ihn einfach unter den Arm klemmen, nach Hause transportieren und ebenfalls in der Kälte abstellen. Milch gibt es auf dem Markt auch. Sie liegt in einer Kiste in massiven Blöcken. Ein Liter aus heimischer Produktion kostet umgerechnet nur etwas mehr als ein Euro.
Schulfrei erst ab minus 45 Grad
Die extreme Kälte und der Permafrostboden bringen freilich etliche Schwierigkeiten mit sich. Die Häuser in Jakutsk müssen auf Betonstelzen errichtet werden, damit sie den Permafrostboden nicht durch Auftauung destabilisieren. Das Bauen wird dadurch extrem kostspielig. Auch die Trinkwassergewinnung ist nicht so einfach, denn schließlich müssen Brunnen gebohrt werden, die die hunderte Meter dicke Eisschicht durchdringen. Wichtig auch: Motoren dürfen bei den extremen Temperaturen nie ausgehen, weil sie sonst nicht wieder anspringen würden. Schulfrei gibt es in Jakutsk übrigens erst unterhalb von minus 45 Grad.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 09. Dezember 2020 | 21:45 Uhr