Rettungskräfte an Bob- und Rennrodelbahn in Oberhof.
Rettungsdienste, Feuerwehr, Bergwacht und Polizei waren auf der Bob- und Rennrodelbahn in Oberhof nach dem tödlichen Unglück im Einsatz. Bildrechte: MDR/News5/Steffen Ittig

Ermittlungen Tödlicher Unfall auf Bobbahn Oberhof: Was inzwischen bekannt ist

05. März 2023, 15:34 Uhr

Bei einem tragischen Unfall auf der Bobbahn in Oberhof ist am Donnerstagabend ein Mann tödlich verletzt worden. Danach sind viele Fragen offen. Eines steht aber fest: Nie hätten sich zwei Gefährte gleichzeitig auf der Bahn und im Auslauf befinden dürfen. Wir haben zusammengetragen, was bislang bekannt ist.

Was ist am 23. Februar auf der Bob- und Rennrodelbahn in Oberhof passiert?

Auf der Bob- und Rennrodelbahn ereignete sich am Donnerstagabend, dem 23. Februar, ein Unfall mit einem Vierer-Bob und zwei miteinander verbundenen "Ice-Tubing"-Reifen, die sich gleichzeitig auf der Bahn befanden. Gegen 18:40 Uhr soll der Bob im Auslaufbereich mit den Reifen zusammengestoßen sein.

Wie viele Menschen wurden bei dem Unfall verletzt?

Ein 45-jähriger Mann kam bei dem Unfall ums Leben. Er soll sich in einem der Reifen befunden und bei dem Zusammenstoß so schwere Verletzungen erlitten haben, dass er später im Krankenhaus daran starb. Außerdem wurden eine 41-jährige Frau schwer und drei weitere Menschen leicht verletzt. Die Frau sei auch noch mehrere Tage nach dem Unfall auf der Intensivstation behandelt worden, erklärte der im Bob mitgefahrene Thüringer Staatssekretär Torsten Weil.

Wer befand sich in dem Bob?

Der Bob wurde nach Angaben der Staatskanzlei von einem Profisportler gesteuert. Mitgefahren sind nach Informationen von MDR THÜRINGEN neben Staatssekretär Torsten Weil der Forstamtsleiter von Oberhof sowie eine Mitarbeiterin aus dem Thüringer Infrastrukturministerium. Bei dieser handelt es sich um Katja Müller, die zudem Stadtratsvorsitzende in Halle ist. Sie alle waren im Rahmen eines Gästerodelns auf der Bahn.

Weil sprach nach dem Unfall seine Anteilnahme im Kurznachrichtendienst Twitter aus: "Immer wieder muss ich an den Verstorbenen und seine Familie denken, deren Leid unermesslich sein muss." Auch den Bob-Piloten erwähnte Weil. Dieser habe "alles getan [...], das schreckliche Unglück zu verhindern".

Wie viele Helfer waren im Einsatz?

Mehr als 20 Helfer von Rettungsdiensten, Feuerwehr, Bergwacht und Polizei waren im Einsatz, außerdem ein Kriseninterventionsteam. Mehrere Zuschauer wurden Augenzeugen des Unfalls.

Was ist zur Ursache des Unfalls bisher bekannt?

Klar ist: Nie hätten sich Bob und Reifen gleichzeitig auf der Bahn oder im Auslauf befinden dürfen. Warum das doch der Fall war, ist noch unklar. Die Ermittlungen der Polizei dazu laufen. Ein Gutachter ist damit beauftragt, den Unfall zu rekonstruieren.

Den Ermittlern liegt das Video eines Augenzeugen vor, der den Start des Bobs filmte. Laut einem Mitarbeiter des Zweckverbandes Thüringer Wintersportzentrum ist darauf zu sehen, dass die Ampel beim Start des Bobs auf Grün stand. Zu klären ist noch, ob das Startsignal für die Ice-Tubes auf Rot stand. Bisher gibt es dazu keine offizielle Aussage, jedoch berichten dies verschiedene Medien.

Die beiden Tubes befanden sich zum Zeitpunkt des Aufpralls im Auslaufbereich, waren aber noch nicht zum Stehen gekommen. Sie waren an einem anderen Startpunkt weiter unten in die Bahn gekommen. Das dortige Startsignal müsste im Normalfall auf Rot gestanden haben. Ob das so war, ist Gegenstand der Ermittlungen.

Bobs erreichen in der Oberhofer Bahn Geschwindigkeiten von bis zu 90 km/h.

Was geschieht, bis die Ursache für den Unfall geklärt ist?

Bis die Ursache für den Unfall geklärt ist, hat der Betreiber den Bahnbetrieb mit sofortiger Wirkung eingestellt. Für Freitag geplante Wettkämpfe und der Trainingsbetrieb fallen damit aus. Der Zweckverband Thüringer Wintersportzentrum sagte, dass die Bahn für die laufende Saison komplett gesperrt bleibe. Allerdings war das Ende der Saison ursprünglich für den 28. Februar geplant.

Gegen wen ermittelt die Staatsanwaltschaft?

Die Staatsanwaltschaft hat nach eigenen Angaben ein Verfahren gegen zwei Mitglieder vom Rodel-Team Suhl eingeleitet. Sie sollen an der Organisation und dem Ablauf des Geschehens beteiligt gewesen seien. Zudem seien sie damit beauftragt gewesen, die Schlauch-Ringe mit den Gästen in den Eiskanal anzuschubsen. Ermittelt werde wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung. Inwieweit sich dieser bestätige, bliebe abzuwarten, betonte der Sprecher.

Was ist über die Bob- und Rodelbahn in Oberhof bekannt?

Die Rennschlitten- und Bobbahn Oberhof wurde 1971 als zweite Bahn der Welt nach Königssee in Bayern mit Kunsteis eröffnet. Zuletzt wurde die mit 15 Kurven ausgestattete Piste für die Rodel-WM aufwendig saniert.

Da die Bahn mit einer Gesamtlänge von 1.354,50 Metern und teils steilen Kurven als sehr anspruchsvoll gilt, finden hier keine Bob-Rennen statt. Auch, weil es keine ausreichende Startstrecke für den Anschub der Bobs gibt.

Viele Weltklassepiloten wie der viermalige Olympiasieger André Lange nutzten die Bahn jedoch, um mit Zweier-Bobs zu trainieren oder um Material zu testen. Vierer-Bobs, die ein Mindestgewicht von 210 Kilogramm ohne Crew haben, fahren nur als sogenannte Bob-Taxis herunter. Dabei werden sie meistens von den Rodelstarts heruntergelassen. Das heißt, dass die Insassen bereits beim Start im Bob sitzen und nicht wie bei einem Rennen in kürzester Zeit in das Gefährt hinein springen und in Sekundenbruchteilen Platz nehmen müssen. Mit der vierköpfigen Mannschaft hat ein Vierer-Bob ein Gesamtgewicht von 630 Kilogramm.

MDR (cfr/mm/co/dpa)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 24. Februar 2023 | 10:00 Uhr

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