Geschäftsidee So macht Landwirt Meusel aus Südthüringen Geld mit Heu
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16. Februar 2023, 11:36 Uhr
Heinrich Meusel aus Friedrichshöhe ist Besitzer der Firma Heu-Heinrich. Seine Geschäftsidee? Bergwiesenheu aus dem Thüringer Wald - als exquisites Haustierfutter, für Kosmetika und das Heu-Bad nach der Sauna.
Heu-Heinrich aus Friedrichshöhe ist ein Baum von einem Mann. Ein Naturbursche mit Bart und dunklen Haaren. Und er gibt lachend zu: ein Landei durch und durch. Der 33-Jährige hat es beim sogenannten CeresAward richtig weit nach vorn gebracht.
Er ist in der Kategorie beste Geschäftsidee nominiert. Damit gehört er schon jetzt zu den besten Landwirten im deutschsprachigen Raum. Dabei ist seine Geschäftsidee ziemlich abgefahren: Heinrich Meusel vermarktet Bergwiesenheu aus dem Thüringer Wald. Nach allen Regeln der Kunst. Doch der Weg dorthin war ein steiniger.
Friedrichshöhe liegt mitten im Wald und ist umgeben von saftigen Bergwiesen. In den Ortsteil der Stadt Eisfeld in Südthüringen führt nur eine schmale Straße. In dieser Idylle ist Meusel aufgewachsen. Heumachen hat in seiner Kindheit einfach dazugehört. "Wenn andere mit 14 Jahren an Mopeds geschraubt haben, haben wir an einem Balkenmäher oder einem Heuwender rumgebastelt", erinnert er sich. Das war sein Hobby, das hat ihm Spaß gemacht.
Ausbildung in Österreich
Schon in der achten Klasse hat sich Meusel für eine ganz spezielle Landwirtschaftliche Fachschule in Österreich interessiert. "Dort werden vor allem kleinbetriebliche Strukturen ausgebildet, aber eben ganz vielseitig", schwärmt Meusel noch heute. Nach seinem Regelschulabschluss hat er dort seine Ausbildung begonnen und zum Beispiel gelernt, wie man Käse macht, Schnaps brennt oder extrem steile Bergwiesen mäht.
Im dritten Lehrjahr dann stellten sich für den jungen Mann aus Thüringen die Weichen. "Wir hatten in Friedrichshöhe damals schon unsere Pension. Aber ich wollte nicht nur Gastwirt sein", so Meusel. Klar hat die Arbeit in der Pension Spaß gemacht, aber der junge Heinrich wollte mehr. Und zwar als Landwirt das ganz besonders wertvolle Thüringer Bergwiesenheu vermarkten.
Heu will richtig vermarktet sein
Noch nicht mal seine österreichischen Kumpels in der Fachschule haben das besonders ernst genommen. "Die meinten nur, was willst du denn mit Heu? Damit kann man doch kein Geld verdienen. Der Ertrag dafür reicht niemals". Davon ließ sich Meusel nicht beirren. Nach erfolgreicher Ausbildung zum Land- und Forstwirt kehrt er in die Heimat zurück und startet nebenberuflich noch ein Studium zum Betriebswirt.
Und das war auch gut so. "Das Heu war schnell gemacht, da wusste ich wie es geht. Aber es in die Tüte zu bringen mit dem richtigen Layout und der richtigen EAN-Nummer, das war eigentlich die größte Schwierigkeit." Vor inzwischen zwölf Jahren ist das gewesen.
Was willst du denn mit Heu? Damit kann man doch kein Geld verdienen.
Harte Verhandlungen mit den Banken
Nicht ganz einfach war es damals, die Banken zu überzeugen. Für die Bewirtschaftung von Bergwiesen braucht es spezielle und zum Teil sehr teure Technik. "Was hab ich für Gespräche geführt", erinnert sich Meusel. "Als ich dann doch einen Kredit bekam, hatte ich das Gefühl, die geben mir den nur aus Mitleid." Damit überhaupt Geld reinkommt, hat Meusel sein Heu zuerst an Pferdebesitzer verkauft.
Weiteres Spezialgebiet: Landschaftspflege
Heute verputzen Hamster, Kaninchen und Meerschweinchen in ganz Deutschland Meusels Kräuterheu. Die Firma gibt 17 Mitarbeitern Lohn und Brot. Neben moderner Technik für die Arbeit auf steilen Bergwiesen steht in Scheibe-Alsbach eine moderne Heu-Trocknungsanlage.
Meusels Firma könnte allerdings nur mit Heu allein nicht überleben. Sie ist deshalb auch spezialisiert auf Forstdienstleistungen und Landschaftspflege. Im Winter wird zusätzlich Schnee geräumt. Dann gibt es noch die umgebaute Pension und zwei neu renovierte Ferienwohnungen. Die Gäste können dort nach der Sauna sogar im Heu baden. Im Angebot sind außerdem eine eigene zertifizierte Naturkosmetik aus Heublumen und Tee - natürlich aus Bergwiesenkräutern.
"Typisch Landei halt"
Die Nominierung zum besten Landwirt findet Meusel natürlich toll. "Das ist eine Wertschätzung unserer Arbeit und tut richtig gut", sagt er. Ob er bei der Preisverleihung am 9. November ganz oben stehen wird, ist ihm gar nicht so wichtig.
Er freut sich mit seiner Frau auf einen schönen Abend in Berlin. Ein, zwei Tage Großstadt gehen schon mal, aber dann zieht es ihn wieder zurück ins idyllische Friedrichshöhe. "Typisch Landei halt", sagt Meusel und lacht schallend.
MDR (mw)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Johannes und der Morgenhahn | 01. November 2021 | 08:26 Uhr