Innenministerium Mehr Sexual- und Gewalt-Straftaten in Thüringen
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24. März 2023, 09:00 Uhr
Im Jahr 2022 ist die Zahl der Straftaten im Vergleich zu 2021 gestiegen. Laut Innenministerium gab es in Thüringen etwa mehr Sexualdelikte und Gewalttaten. Die Anzahl der Drogendelikte ist gesunken. Einbrüche waren 2022 auf einem historischen Tiefstand.
Die Polizei in Thüringen hat im vergangenen Jahr mehr Straftaten registriert als im Vorjahr. Wie das Thüringer Innenministerium am Donnerstag mitteilte, wurde im langjährigen Vergleich 2022 der drittniedrigste Stand bei den Straftaten seit 1993 verzeichnet.
Insgesamt seien im vergangenen Jahr wurden 135.911 Straftaten erfasst worden. Das sind laut Ministerium rund 5.500 mehr als im Vorjahr. Die Aufklärungsquote lag bei 63,2 Prozent und damit in etwa auf dem Niveau der Vorjahre, hieß es.
Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) sagte, die Statistik sei aufgrund der Corona-Pandemie nicht gut vergleichbar mit den Vorjahren. "Die höheren Fallzahlen sind ein bundesweiter Trend". Steige die Mobilität der Menschen, würden auch Verbrecher wieder aktiver, so Maier. Einhergehend mit den höheren Fallzahlen gebe es höhere Opferzahlen und eine gestiegene Anzahl an Verdächtigen. Dennoch sei Thüringen nach wie vor ein sicheres Land mit einer stabilen Sicherheitslage.
Einbrüche auf historischen Tiefstand
Auf einen historischen Tiefstand sank die Zahl der Einbrüche in Thüringen. 2022 registrierte die Polizei 783 Fälle - so wenige wie seit Beginn der Statistik im Jahr 1993 nicht. Der Präsident des Landeskriminalamtes, Jens Kehr, sagte, dass es im Jahr 2015 noch 1.500 Einbrüche gab.
Bereits in den Statistiken der Jahre 2020 und 2021 habe man sehen können, dass es weniger Einbrüche gab, weil die Menschen zu Hause blieben und weniger Ladendiebstähle, weil manche Geschäfte gar nicht geöffnet waren. Je älter das Jahr 2022 wurde, desto normaler wurde es, sagte Maier.
Weniger Rauschgiftdelikte in Thüringen
Insgesamt 20.272 Rauschgiftdelikte registrierte die Polizei im Jahr 2022. Das sind rund 2.500 weniger als im Vorjahr. Maier und Kehr machten in diesem Zusammenhang auf besonders spektakuläre
Ermittlungserfolge aufmerksam: So hob die Polizei im Februar 2022 in Erfurt eines der größten bisher bekannten Crystal-Meth-Labore Deutschlands aus - zehn Kilogramm der als besonders gefährlich geltenden Droge wurden sichergestellt sowie 100 Kilogramm Marihuana.
Anzahl der Gewalttaten gestiegen
Im Bereich der Gewalttaten gibt es selbst zum Vor-Corona-Jahr 2019 einen leichten Anstieg - von 3.770 erfassten Fällen auf 3.980 im Jahr 2021. Kehr betonte, dass die Polizei 2019 ein neues internes System eingeführt hatte, Vergleiche also schwierig seien. Gegenüber 2018 sei die Zahl um mehr als 500 Fälle gesunken.
Sexualdelikte nehmen zu
2022 wurden 2.784 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung erfasst, im Vorjahr waren es noch 2.274 gewesen und im Jahr 2018 nur 1.709. Maier sah hierin auch einen guten Aspekt: "Weil das Dunkelfeld erhellt wird. Es macht uns aber auch die Dimension dieses Phänomens noch einmal deutlich", sagte der SPD-Politiker. Kehr sagte, das Thema erreiche inzwischen stärker die Öffentlichkeit, sodass auch mehr Fälle zur Anzeige gebracht würden.
Zugleich gebe es einen größeren Anstieg bei Fällen von Besitz, Herstellung, Verbreitung oder des Erwerbs von Darstellungen schweren sexuellen Kindesmissbrauchs. Die hohen Zahlen resultierten auch aus Ermittlungserfolgen. Maier wies darauf hin, dass die ermittelnden Beamten großen psychischen Belastungen ausgesetzt seien. Es sei gut, an die Daten zu gelangen, aber die Daten zu haben, bedeute auch eine Verpflichtung bei den Ermittlungen.
Immer mehr Fälle von Telefonbetrug in Thürignen
Im vergangenen Jahr sind laut Kriminalitätsstatistik mehr als 5.300 Fälle von Telefonbetrug erfasst worden. Das sind doppelt so viele im Jahr 2021. Opfer waren meist ältere Menschen. Insgesamt ist ein Schaden von rund viereinhalb Millionen Euro entstanden. Innenminister Maier sprach von einer erschreckenden Dimension. Er appellierte an die Bürger, bei obskuren Anrufen stets misstrauisch zu sein und niemals Geld an Fremde zu übergeben.
Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger steigt
Sorgen bereitet den Behörden der steigende Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger. Mittlerweile liegt ihr Anteil an der Gesamtzahl der Verdächtigen bei knapp 23 Prozent (12.239 Fälle) und ist damit weiter gestiegen. In Thüringen leben 123.146 (5,8 Prozent) Menschen ohne deutschen Pass. Ohne Verstöße gegen das Aufenthalts- oder Asylgesetz, die Deutsche nicht begehen können, sinkt die Anzahl der nichtdeutschen Tatverdächtigen auf 9.977.
Zum Aufklappen: Was sind Tatverdächtige:
Personen, die nach Abschluss der Ermittlungen aufgrund ausreichender Anhaltspunkte verdächtig sind, eine Straftat begangen zu haben, gelten in einer Kriminalstatistik als Tatverdächtige. Dazu zählen auch Mittäter, Anstifter und Gehilfen. Ein Tatverdächtiger, bei dem mehrere Fälle der gleichen Straftat festgestellt wurden, wird nur einmal gezählt.
MDR (jn)/dpa
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 23. März 2023 | 18:00 Uhr