Bildung Fast jeder zehnte Schüler in Thüringen ohne Abschluss
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15. März 2023, 19:45 Uhr
In Thüringen verließen im vergangenen Jahr so viele Jugendliche ohne Abschluss die Schule wie seit Jahren nicht. Die Opposition schimpft, die Landesregierung verweist auf Erfolge.
Die vergleichsweise hohe Zahl von Schülern ohne Abschluss in Thüringen hat am Mittwoch im Landtag zu einer kontroversen Debatte geführt. Die Opposition von CDU, AfD und FDP warf der rot-rot-grünen Landesregierung Versagen in der Bildungspolitik vor. Linke, SPD und Grüne verwiesen dagegen auf den derzeit diskutierten Entwurf eines neuen Schulgesetzes, das Verbesserungen bringen solle.
Im Schuljahr 2021/22 waren 1.660 Jugendliche an den allgemeinbildenden Schulen ohne Abschluss geblieben. Das waren rund 9,5 Prozent dieses Jahrgangs. Damit war die Quote der Abgänger ohne Abschluss so hoch wie seit Jahren nicht. Allerdings fällt sie deutlich geringer aus als noch in den Neunzigern und Anfang der Nullerjahre.
Nicht alle Regionen gleichermaßen betroffen
Bildungsstaatssekretär Winfried Speitkamp sprach ebenso wie Abgeordnete aller Fraktionen und Gruppen von einer erschreckenden Zahl, die nicht weiter hingenommen werden könne. Ziel der Bildungspolitik der Landesregierung sei es, jeden Schüler so zu fördern, "dass niemand abgehängt wird", so der Staatssekretär.
Dabei sind nicht alle Regionen gleichermaßen betroffen. Im Saale-Holzland-Kreis (5,2 Prozent), Jena (5,3 Prozent) und im Landkreis Eichsfeld (6,8 Prozent) verlassen vergleichsweise wenige Schüler die Schule ohne Abschluss. Besonders hoch liegt die Quote dagegen in der Stadt Gera und im Kreis Nordhausen (jeweils 13,9 Prozent) sowie im Kreis Sonneberg (12,5 Prozent).
Speitkamp sagte, Verbesserungen könnten nur langfristig erzielt werden. Dafür sei eine enge Begleitung von Schülern, aber auch von Schulen mit hohen Quoten von Schülern ohne Abschluss nötig. Künftig sollen mehr pädagogische Assistenten in den Schulen eingesetzt werden. Der Staatssekretär verwies auf bisher 463 Schulen mit Schulsozialarbeitern oder Modelle mit speziellen Lerngruppen für Jugendliche mit Problemen.
Opposition wirft verfehlte Bildungspolitik vor
AfD-Faktionschef Björn Höcke warf der Landesregierung vor, die Schulen zu gesellschaftlichen Reparaturanstalten gemacht zu haben. 1.700 Lehrer fehlten, 50.000 Unterrichtsstunden seien im vergangenen Schuljahr nicht erteilt worden, sagte Höcke. Das Bildungssystem stecke in einer tiefen Krise. Die AfD hatte die aktuelle Stunde im Landtag beantragt.
Die CDU sprach von rot-rot-grünen ideologischen Schul-Experimenten. Den Schulen fehle Personal, um gerade die weniger guten Schüler zu fördern. Der CDU-Abgeordnete Christian Tischner kritisierte, "aus dem ehemaligen Bildungsvorzeigeland Thüringen ist ein Sanierungsfall geworden".
Nach Ansicht der FDP sollten sich die Schulen wieder mehr auf die Schüler konzentrieren. Die FDP-Abgeordnete Franziska Baum verlangte, "Schule in Thüringen braucht ein Update".
MDR/dpa (sar)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 15. März 2023 | 19:00 Uhr
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