Stoßofen im Stahlwerk Unterwellenborn 2 min
Stahlwerker aus Unterwellenborn setzen auf grünen Wasserstoff. Bildrechte: Mitteldeutscher Rundfunk

Energiewende Stahlwerker aus Unterwellenborn wollen bis 2028 auf grünen Wasserstoff umstellen

14. August 2024, 11:00 Uhr

Bis 2050 soll die Industrie ohne den Ausstoß von CO2 produzieren. Also auch ohne fossile Energieträger wie Erdöl oder Erdgas. Mit grünem Wasserstoff könnte das gelingen, doch bisher wird der eher in homöopathischen Mengen produziert. Vor allem in energieintensiven Betriebe gibt es trotzdem bereits konkrete Pläne - wie in Unterwellenborn in Ostthüringen.

Neben dem Stoßofen im Walzwerk Unterwellenborn ist es am Nachmittag kaum auszuhalten. Tonnenschwerer Stahl, 1.000 Grad Celsius heiß läuft hier übers Band. Am Ende entstehen daraus Träger für die Bauindustrie.

In Zukunft soll die komplette Jahresproduktion als sogenannter grüner Stahl das Werk verlassen. "Wir müssen bis 2050 CO2-frei produzieren", sagt Prokurist Alexander Stier. "Aktuell fallen pro Tonne Rohstahl immerhin 0,3 Tonnen CO2 an."

Flüssiger Stahl in einem Werk
Der Stahlofen in Ostthüringen Bildrechte: MDR/Andreas Dreißel

Vor allem energieintensive Betriebe aus der Stahl-, Glas- oder Papierindustrie wollen ihre Produktion zeitnah umstellen, so Alexander Stier, der im Stahlwerk für den Verkauf zuständig ist. Grüner Stahl könne dabei ein Aushängeschild sein. Innovation und Nachhaltigkeit seien derzeit die Treiber der Offensive, die sich mit Wasserstoff als Alternative beschäftigt.

Bereits vor vier Jahren startete ein umfangreiches Projekt in Unterwellenborn. Nicht nur die Produktion muss hier beim Einsatz von Wasserstoff umgestellt werden. Zunächst musste geklärt werden, woher überhaupt die riesigen Mengen kommen sollen, die im Werk benötigt werden.

Ein Industriegelände von oben.
Das Werk in Unterwellenborn Bildrechte: MDR/Andreas Dreißel

Grüner Wasserstoff Chance für Unternehmen

Wie weit das Thema Wasserstoff in Thüringer Industriebetrieben inzwischen ist, darum ging es am Montagabend bei einer Podiumsdiskussion mit Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gewerkschaften in Rudolstadt.

Für die Industrie liegt der Fokus dabei vor allem darauf, in den nächsten Jahren im internationalen Wettbewerb zu bestehen. Bezahlbare Energie spielt die Hauptrolle, gefolgt von Planungssicherheit und ausreichend verfügbaren Fachkräften.

Menschen sitzen bei einem Podium.
Vertreter aus Wirtschaft und Wissenschaft diskutierten zum Wasserstoff in Thüringen. Bildrechte: MDR/Andreas Dreißel

Laut den Stahlwerkern ist Deutschland beim Thema Stromkosten aktuell Schlusslicht in Europa. Das wirke sich unmittelbar auf die Wirtschaftlichkeit der Produkte aus Unterwellenborn aus. Damit seien außerdem keine großen Investitionen in neue Technologien möglich.

Die Umstellung auf CO2-neutrale Produktion wird laut Alexander Stier einen höheren zweistelligen Millionenbetrag kosten.

Bezug über Ferngasleitung möglich

In vier Jahren wollen die Stahlwerker die Produktion im Walzwerk auf Wasserstoff umstellen. Dabei sei Wasserstoff nicht gleich Wasserstoff, erklärt Julian Grass Feria, der im Stahlwerk für das Projekt zuständig ist. Sogenannter "grauer Wasserstoff" würde zum Beispiel aus Erdgas hergestellt und sei damit für eine CO2-freie Produktion nicht geeignet. Grüner Wasserstoff müsse es sein.

Dieser entsteht durch Elektrolyse. Dabei wird elektrische Energie in chemische Energie umgewandelt und Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff getrennt. Für "grünen Wasserstoff" muss der verwendete Strom aus erneuerbaren Energien stammen.

Nicht nur die Herstellung des grünen Wasserstoffs beschäftigte die Teilnehmer der Diskussionsrunde. Auch die Transportwege in die Regionen müssen die Betriebe im Blick behalten. Nach Unterwellenborn könnte der Wasserstoff über die bestehende Ferngasleitung aus Erfurt fließen. Bis direkt ins Werk.

60 Unternehmen in Netzwerk zusammengeschlossen

Die Thüringer Energie- und Greentech-Agentur in Erfurt hat in der Thüringer Allianz für Wasserstoff rund 60 Unternehmen versammelt, die an dem Thema arbeiten. „Das sind Unternehmen, die Wasserstoff in der Produktion einsetzen wollen", sagt Thega-Chef Dieter Sell. „Aber auch Hersteller für Komponenten für die Wasserstoffindustrie." Ganz vorne mit dabei sei der Freistaat auch beim Thema Wasserstofftankstellen "made in Thüringen".

Zwei Schafe stehen auf dem Deich, blicken in Kamera, im Hintergrudn ein Windrad 3 min
Bildrechte: imago/imagebroker

Laut aktueller Prognosen soll der Preis für eine Kilowattstunde Wasserstoff mittelfristig auf bis zu 11 Cent sinken. Damit wird der Einsatz für viele Betriebe noch attraktiver. Alexander Stier rechnet allerdings nicht damit, dass das Stahlwerk mit Wasserstoff billiger produzieren kann als aktuell mit Erdgas. Für ihn steht die CO2-freie Produktion im Vordergrund.

Zukunftsmusik bleibt in Unterwellenborn, den Strom für das Elektrostahlwerk selbst zu produzieren. Dafür, sagt Stier, müssten wahrscheinlich über 20 Windräder gebaut werden.

MDR (dst)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | THÜRINGEN JOURNAL | 13. August 2024 | 19:00 Uhr

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