Tanna Geschichte des E-Bikes: Verein sammelt 1.400 Elektro-Fahrräder
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10. August 2024, 05:00 Uhr
Im Saale-Orla-Kreis hat der Verein "Extra Energy" 1.400 Pedelecs gesammelt. Die meisten stammen aus Tests des Prüf-Vereins. Eingeflossen sind Flops und Highlights der Zweirad-Geschichte.
Die ganze Geschichte des Pedelec steht an einem Ort in Thüringen - in Tanna. In dem Ort im Saale-Orla-Kreis hat der Zweirad-Prüfverein "Extra Energy" seit 1992 über die Jahre rund 1.400 Elektro-Räder gesammelt.
Einzelstück-Protoyp: Das erste "Pedelec"
Das erste seiner Art war vom 2015 gestorbenen Schweizer Michael Kutter in Basel zusammengebaut worden. Der Prototyp ist ein Einzelstück und hat alles, was ein Pedelec braucht: "Nur wenn man in die Pedale tritt, arbeitet der Elektromotor mit", sagt Hannes Neupert, der das Pedelec-Museum mit ins Leben gerufen hat. Möglich macht das ein kleiner Sensor, der direkt am Tretlager sitzt.
Pionierleistungen auch in Metalic-Pink
Auch ein "Diamant"-Rad gab es mal elektrisch. "Nach der Wende war das "City Blitz" sehr erfolgreich", sagt Hannes Neupert. Es hat einen Frontantrieb - ähnlich wie die benzinbetriebene "Velosolex" aus Frankreich. Das Reibrad aus Stahl und der Motor des elektrischen "Diamant" sind vorn an der Gabel montiert, der Akku im Rahmen. Hier konnte man noch mit Gasgriff wie beim Moped fahren, deshalb sei es rein rechtlich kein Pedelec, betont Neupert.
Auch zur Entwicklung der Bestimmungen und Gesetze für Geschwindigkeiten, Wattzahlen des Antriebs und einheitliche Ladesysteme ist Neupert mit dem Verein "Extra Energy" bestens im Bilde. Da habe sich seit den 90ern viel getan. Damals hatte man für fast alles mit zwei Rädern und Motor ein Nummernschild gebraucht.
Elektrofahrräder: Was ist ein E-Bike - was ein Pedelec?
Einen richtigen Unterschied gibt es nicht. Das Pedelec kann man eher als Teilbereich der E-Bikes sehen. Bei einem Pedelec handelt es sich um ein sogenanntes unterstützendes Elektrofahrrad. Dieses wird weder ausschließlich durch Muskelkraft, noch ausschließlich maschinell angetrieben, sondern ist eine Kombination beider Antriebsarten. Tritt der Fahrende in die Pedale, wird er vom eingebauten Motor unterstützt. Wenn man mit dem Treten aufhört, hört auch der Motor auf, man spricht hier von Fahrrädern mit elektrischer Tretunterstützung.
Wenn man zum Fahrradhändler geht und ein "E-Bike" möchte, dann wird in den meisten Fällen ein Elektrofahrrad mit elektrischer Tretunterstützung bis 25 km/h angeboten. Diese Pedelecs werden unter anderem unter folgenden Voraussetzungen juristisch wie Fahrräder behandelt:
- Mit zunehmender Geschwindigkeit wird die Tretunterstützung progressiv verringert. Progressiv bedeutet, dass die Unterstützung mit zunehmender Geschwindigkeit abnimmt.
- Ab einer Geschwindigkeit von 25 km/h - oder wenn der Fahrer vorher mit dem Treten aufhört -, wird auch die Unterstützung durch den Hilfsmotor unterbrochen.
- Anfahr- oder Schiebehilfe bis 6 km/h ist zulässig.
Quelle: ADAC
Als Maserati-Leute ein Elektroauto bauten
Auch Elektro-Vierräder sind Teil der Sammlung. Die Optik des "Zegato Zele" erinnert an einen recht unmodernen Smart - die Größe auch. Zur "Ölkrise" Anfang der 1970er-Jahre hatte der namhafte italienische Karosseriebauer Zagato - Beteiligter am Maserati Biturbo Spyder, Aston Martin DB7 oder Ferrari 250 GT - den Mini-Wagen gebaut. Das 40 Kilometer pro Stunde schnelle Elektromobil mit knapp fünf PS verschwand pünktlich nach Ende der Krise mit wieder fallendem Ölpreis vom Markt. Ähnlich ging es auch dem Elektro-Mofa von Solo. Der ehemalige Zweirad-Gigant stellt heute Rasenmäher und Gartengeräte her.
Die Zukunft könnte aus Plastik sein
Zurück zu den Pedelecs: Weg vom herkömmlichen Fahrradrahmen - das könnte ein Trend werden, so Neupert: "Der Rahmen ist aus demselben Material wie ein Auto-Kotflügel." Recyclebarer Kunststoff, der bei der Produktion weniger Energie braucht als der Alu-Rahmen. Dazu einfach zu tauschende Baugruppen, weil Fahrrad-Mechatroniker möglicherweise bald genauso fehlen wie andere Fachkräfte auch - so beschreibt Hannes Neupert seine Vision. Als Beispiel zeigt er ein Rad aus Kunststoff und sagt: "Beim Auto baut auch keiner mehr Speichenräder."
Ladeinfrastuktur bei E-Mobilität ist oft ein Problem - nicht so in Tanna: Mit einem neuen Ladestandard, bei dem der Verein seine Finger im Spiel hatte, lassen sich den Angaben nach die verschiedensten E-Bikes (auch E-Mopeds) aufladen und sind während des Ladens zudem diebstahlgeschützt.
Blick ins Museum nur zu besonderen Anlässen
"Extra Energy" hat die Sammlung von 1.400 Pedelecs zusammengetragen. Die meisten Exemplare stammen aus eigenen Testreihen des Vereins aus den vergangenen Jahrzehnten. "Wir haben immer versucht, nach den Tests das Beste und das Schlechteste dazubehalten", sagt Hannes Neupert.
Öffentliche Führungen zu festgelegten Zeiten kann der Verein aber nicht mehr anbieten. Allerdings wird die Sammlung gern präsentiert, wenn Industriekunden oder Start-ups neue Entwicklungen haben und die patentieren wollen. "Vieles war schon mal da, wir können es zeigen und dann steht die Technik weiter allen offen", so Neupert.
MDR (jn)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Regionalnachrichten | 09. August 2024 | 14:30 Uhr
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