MDR-Thementag "Nicht immer nur Kartoffeln": Wie die Diakonie in Ostthüringen Menschen durch die Krise hilft

17. Januar 2023, 14:04 Uhr

Eine warme Mahlzeit oder Rat im Gespräch: Mit der Aktion "Wärmewinter" will die Diakonie bedürftigen Menschen durch den Winter helfen. Eine Reportage aus Pößneck zum MDR-Thementag "Not in der Nähe".

In der Begegnungsstätte der Diakonie in Pößneck sind die ersten Plätze schon sehr früh belegt. Fünf Menschen sitzen am Tisch und essen den Mittagseintopf. Es gibt Graupen mit Gemüse, eine Scheibe Brot und Tee. Aber auch die Möglichkeit zum Aufwärmen und Reden. "Ich finde das Angebot in Ordnung", sagt Waltraud Schmidt, "von so etwas müsste es mehr geben, vor allem für die Obdachlosen und die, die keine Arbeit haben."

Eine warme Mahlzeit ist wichtig, aber man kann ja nicht immer nur Kartoffeln essen.

Anneliese Wuttke

Neben ihr sitzt Anneliese Wuttke, die vermutet, dass bald noch mehr Menschen kommen werden. Strom, Heizung, Lebensmittel - alles ist teurer geworden. Ein Problem vor allem für die, die sowieso schon wenig haben. "Eine warme Mahlzeit ist wichtig, aber man kann ja nicht immer nur Kartoffeln essen", sagt die ältere Frau.

Diakonie will Überblick geben

Die Diakoniestiftung Weimar-Bad Lobenstein, die auch in Pößneck aktiv ist, will mit ihrem Angebot für bedürftige Menschen da sein. Nicht nur mit etwas Essen oder einem Raum zum Aufwärmen. Bettina Schmidt, bei der Diakoniestiftung zuständig für die Eingliederungshilfe, will vor allem mit den Menschen in Kontakt kommen. Viele wissen gar nicht, welche Hilfen es eigentlich gibt, sagt sie.

Das Problem: Es gibt viele soziale Träger. Jeder von ihnen bietet Hilfen an. Die Betroffenen müssen sich dann im Dschungel der Angebote zurechtfinden.

Die Diakonie sieht sich deshalb auch als Netzwerkpartner. Die Besucher der Aktion "Hilfe vor Ort #Wärmewinter" können sich mit ihren Sorgen und Nöten an die Mitarbeiter wenden.

Was ist der "Wärmewinter"? Die Aktion "Hilfe vor Ort #Wärmewinter" ist ein Projekt der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands (EKM) und der Diakonie Mitteldeutschlands. Damit werden Angebote für Zusammenhalt und mehr Menschlichkeit im Winter 2022/2023 gefördert.

"Wärmewinter"-Projekt hilft Einrichtungen durch die Krise

Mehr als 250.000 Euro an Hilfszahlungen wurden von der Evangelischen Kirche und der Diakonie bis Dezember auf den Weg gebracht. Tafeln können mit dem Geld zum Beispiel Lebensmittel oder Kraftstoff für ihre Fahrzeuge kaufen. Seit 2022 können viele Tafeln den Ansturm Bedürftiger kaum noch stemmen.

Insgesamt stehen für das Projekt "Wärmewinter" 1,23 Millionen Euro bereit. Die Gelder kommen aus Steuereinnahmen der Kirche und aus Spenden. Soziale Einrichtungen in Sachsen-Anhalt und Thüringen wie Tafeln, Wärmestuben, Begegnungsstätten und Kindertreffs erhalten aus dem Topf Mittel für ihre Projekte.

Die Diakoniestiftung Weimar-Bad Lobenstein ist mit dem "Wärmewinter" zusätzlich in Saalfeld und Bad Blankenburg vor Ort. Weil die Angebote dort gut angenommen wurden, will die Stiftung in Kürze auch in Bad Lobenstein einen Aktionstag einführen. Den Antrag auf Förderung haben die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen schon gestellt.

Manche zögern zunächst

In Pößneck erzählen die Mitarbeiterinnen von Menschen, die sich nicht trauen, das Angebot in Anspruch zu nehmen. Aus Scham, weil sie auf fremde Hilfe angewiesen sind. Deshalb sprechen die Mitarbeiterinnen solche Menschen gezielt an, zum Beispiel über die Tafeln. Bettina Schmidt erzählt gerührt: "Es gibt Leute, die sagen: 'Oh, ich hätte mich gar nicht getraut, aber meine Nachbarin hat mich mitgenommen. Und das ist so schön hier.'"

Geflüchtete aus der Ukraine dankbar für Unterstützung

Am Nachmittag kommt eine Gruppe ukrainische Flüchtlinge ins Diakoniehaus. Auch sie haben bei der Tafel vom Projekt erfahren. Natalia Borisenko kam im Frühjahr kurz nach Kriegsbeginn nach Deutschland. Nur mit dem Nötigsten, erzählt sie. Deshalb ist sie über die Hilfen sehr dankbar.

"Ich bin glücklich über die Hilfe der Stadt und der Menschen hier. Wir haben Wohnung, Essen, Kleidung - alles was wir brauchen", sagt sie.

Auch Nataliia Doroschenko freut sich über den Eintopf. Wichtiger sind ihr aber die Hilfsangebote. Sie möchte später in Deutschland arbeiten und weiß nicht, welche Dokumente sie benötigt.

Ich bin glücklich über die Hilfe der Stadt und der Menschen hier.

Natalia Borisenko Geflüchtete aus der Ukraine

Bis zum März will die Diakonie den "Wärmewinter" in ihren Räumen anbieten. Möglich, dass mit erneut kälteren Temperaturen noch mehr Menschen den Weg in die Begegnungsräume finden.

MDR (dst)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 17. Januar 2023 | 19:20 Uhr

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