Projekt gege Fachkräftemangel Neues Wohnprojekt in Jena: Warum ein 19-Jähriger im Altenheim wohnt
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08. Dezember 2022, 21:43 Uhr
Wohnraum in Jena ist knapp und teuer. Zugleich mangelt es in der Pflege an Personal. Um die Probleme abzumildern, will das Deutsche Rote Kreuz (DRK) zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und hat dafür ein neues Wohnprojekt ins Leben gerufen. Seit rund zwei Monaten wohnen in einem Jenaer Altenheim Studierende und Auszubildende kostenfrei mit Senioren in einem Pflegeheim zusammen - und helfen dafür im Alltag.
Dass es in der Pflege an Personal mangelt, ist nichts Neues. Doch es gibt auch Lösungen und Ideen, um dem Problem zu begegnen - so auch in Thüringen. In einem Jenaer Pflegeheim hat beispielsweise das Deutsche Rote Kreuz (DRK) vor knapp zwei Monaten ein Wohnprojekt für Studierende und Auszubildende ins Leben gerufen. Sie wohnen dort kostenfrei und betreuen dafür die Senioren.
Ein Pflegeheim als etwas anderes Studentenwohnheim
Günstige Wohnungen in Jena sind rar und schnell vergriffen. Deshalb bietet das DRK in Jena Wohnungen für Studenten und Azubis in ihrem Seniorenheim an. Die Wohnungen kosten praktisch keine Miete. Die Mieter packen dafür bei der Pflege und Betreuung mit an.
Adrian Dietzsch studiert Medizin im ersten Semester. Der 19-Jährige war der Erste, der eingezogen ist. Er habe einen Tipp vom Studentenwerk bekommen, sagt Adrian. Sein Abitur hat er in Tübingen gemacht. Der Studienplatz sei überraschend gewesen. Dass es in Jena kaum bezahlbare Wohnungen gibt, auch. Da kam das Wohnprojekt des DRK gerade recht.
Weil es an Personal fehlte, wurden elf Zimmer im Erdgeschoss des DRK-Pflegeheims Am Kleinertal frei. Davon sind drei Zimmer als Doppelzimmer ausgelegt. So könnten auch Paare einziehen. Dazu gibt es einen eigenen Eingang und mehrere Waschmaschinen. 250 Euro werden als Miete angesetzt, doch gegen 20 Stunden Arbeit im Monat ist das Zimmer kostenlos.
Nicht nur Medizinstudenten sind gefragt
Das Angebot richte sich nicht nur an junge Menschen, die Medizin studieren, sagt Carolina Buske. Sie ist die Heimleiterin und hat das Projekt mitentwickelt. Die Idee sei nicht neu, sie stamme aus den Niederlanden. Auch wenn vor allem Medizinstudenten gefragt sind, können sich auch Studierende oder Auszubildende aus anderen Bereichen auf ein Zimmer bewerben. Wichtig sei, dass man Lust auf die Arbeit habe, sagt die Heimleiterin.
Pflege bedeutet immer Körperkontakt. Das ist nicht jedem Menschen gegeben, diesen Körperkontakt auszuhalten. Dazu kommen noch die Fertigkeiten von der Pflege und die müssen tatsächlich gelernt werden.
Neben Tätigkeiten in der Pflege sei aber auch die Betreuung im Alltag wichtig. Von der Unterstützung beim Essen bis hin zum Skatspielen mit den Senioren gebe es viele Aufgaben, die zu erledigen sind.
Studentenleben im Seniorenheim
Adrian wohnt nicht nur im Seniorenheim, er lernt hier auch, was alles zur Pflege eines Menschen dazugehört - das fehle in seinem Studium. In allererster Linie sei er aber Medizinstudent und das Studium sei äußerst fordernd, sagt er. Die Heimleitung sei sich dessen bewusst und räume Lernzeiten ein. Was er nicht schafft, kann Adrian in den Semesterferien nachholen. Ansonsten ist fast alles so wie im Studentenwohnheim.
So eine Hausparty kann ich jetzt hier wahrscheinlich nicht machen, habe ich auch noch nicht probiert. Aber ich kann jetzt schon lang wach bleiben, es gibt hier keine Nachtruhe oder sowas.
Was jetzt nur noch fehlt, sind noch weitere Mitbewohner, die bereit sind, neben dem Studium oder der Ausbildung im Seniorenheim zu arbeiten, sagt Carolina Buske. Die Nachfrage von Auszubildenden aus anderen Einrichtungen sei groß. Das Angebot müsse sich vor allem noch bei den Studierenden in Jena rumsprechen. Noch sind Zimmer frei und gebraucht werden die jungen Helfer in jedem Fall.
MDR (cfr)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 08. Dezember 2022 | 19:00 Uhr
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