Tierschutz Nabu sieht die Betreuung von Biber-Beratern in Thüringen in Gefahr
Hauptinhalt
18. November 2022, 18:35 Uhr
Das Projekt Bibermanagement beim Natzurschutzbund (Nabu) Thüringen soll nach zehn Jahren enden und laut Umweltministerium künftig in schon bestehende Strukturen eingefügt werden. Der Nabu sieht jetzt die Betreuung von Biberberatern in Gefahr.
Zehn Jahre hat der Verband das Projekt "Bibermanagement für Thüringen" dank einer Förderung des Landes und der Europäischen Union durchführen können. Martin Schmidt, der Landesvorsitzender des Nabu Thüringen: "Der Biber konnte sich aufgrund unseres Engagements, unserer Beratung und unserer guten Zusammenarbeit mit allen Behörden relativ konfliktarm auf natürliche Weise in Thüringen wieder ausbreiten."
Nun möchte das Umweltministerium das Bibermanagement in Zukunft mit anderen Institutionen fortführen. Die etwa achtzig vom Nabu Thüringen ausgebildeten und organisierten Biberberaterinnen und Biberberater sollen dann weitestgehend über die Unteren Naturschutzbehörden betreut und koordiniert werden.
Naturschutzbund: Ansprechpartner müssen immer vor Ort sein
Schmidt hält das angesichts der weiter zu erwartenden dynamischen Ausbreitung des Bibers für unrealistisch. Zum einen seien die Unteren Naturschutzbehörden bereits jetzt schon überlastet, zum anderen "ist es eine weitere große zeitliche und organisatorische Herausforderung für die Behörden, die ehrenamtlich aktiven Beraterinnen und Berater auf Dauer zu binden sowie zu betreuen.“
Der Nabu Thüringen hat im Rahmen seines Projektes unter anderem zu Biberfragen fachlich beraten, vor Ort geholfen, kleinere Präventionsmaßnahmen umgesetzt sowie für die Belange des Bibers in Vorträgen und bei Exkursionen sensibilisiert. Ziel war ein harmonisches Zusammenleben von Bibern und Menschen.
Laut Aussagen des Nabu muss ein erfolgreiches Bibermanagement stetig erreichbar sein, um bei Konflikten schnell vor Ort zu reagieren. Diese Aufgabe können Behörden aufgrund ihrer Strukturen schwerlich leisten, so Schmidt. "Wir freuen uns zwar, dass das Land Thüringen sich der Aufgabe des Bibermanagements in Thüringen stellt. Jedoch darf zeitlich verzögertes Reagieren und organisatorische Lücken vor Ort nicht die schwer erarbeitete Akzeptanz des Bibers in der Bevölkerung gefährden."
Ministerium will umstrukturieren
Laut Umweltministerium wird das Bibermanagement im "Kompetenzzentrum Wolf Biber Luchs" des Umweltministeriums koordiniert. Das ehrenamtliche Netzwerk freiwilliger Helfer und Helferinnen wird bei den unteren Naturschutzbehörden angedockt. "Diese Strukturen haben sich in den vergangen Jahren gut entwickelt. Damit ist eine zusätzliche koordinierende Stelle beim Nabu nicht mehr notwendig", so ein Sprecher.
Martin Schmidt hält dagegen: "Wenn dem Thüringer Umweltministerium das Ehrenamt und eine schnelle und unkomplizierte Beratung und Hilfe bei Biberfragen vor Ort wichtig sind, dann sollte es unsere bisher geleistete Arbeit zum Biber weiterhin unterstützen. Damit werden auch ehrenamtliche Strukturen gestärkt.“
Viele Jahre Arbeit mit dem Biber
Seit 2007 gibt es beim Nabu verschiedene Projekte zum Thema Biber durch. 2012 wurde das Projekt "Bibermanagement in Thüringen" ins Leben gerufen. Möglich machte dieses Projekt eine Förderung sowie die Unterstützung des Thüringer Umweltministeriums und Geldmittel der Europäischen Union.
Unterstützt werden diese Anstrengungen seit 2017 durch ehrenamtliche Biberberaterinnen und Biberberater, welche der Nabu auf vier Biberberaterausbildungen geschult und auch fortgebildet hat. Diese sind zum Teil eng an die Nabu-Strukturen in Thüringen angebunden und meist regional tätig.
MDR (gh)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Regionalnachrichten | 15. November 2022 | 15:30 Uhr