Restauration Särge der Reußen beschädigt: Notsicherung an Kirchengruft Hohenleuben
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06. Januar 2023, 21:05 Uhr
Die rund 250 Jahre alte Kirchengruft in Hohenleuben im Landkreis Greiz ist vorerst gesichert. Das Natursteinmauerwerk und der Zugang zur Gruft waren feucht geworden, sodass sogar die Bausubstanz der Kirche gefährdet war. Auch drei Holzsärge des Fürstenhauses Reuß wurden beschädigt und waren nicht mehr zu retten.
- Ohne Notsicherung hätte die Kirche einstürzen können.
- Die Gruft wurde bereits im 18. Jahrhundert gebaut.
- Die Restauration der Mauern soll mindestens 150.000 Euro kosten.
Ein bisschen schaurig ist es schon: Mit eingezogenem Kopf geht es durch eine prächtig bemalte Metalltür hinab in die Kirchenkatakomben. Überall rieselt der Putz, der Staub türmt sich auf neben den Särgen und verdeckt die Ornamente. Altes Laub knistert in den Ecken, Spinnweben wehen im leichten Luftzug. Ein bisschen Januar-Tageslicht schimmert durch die gesicherten Fenster in die Gruft hinab.
Die Gebeine liegen schon eine Weile hier und tun sicher nichts mehr.
Nur die Baulampen spenden etwas Helligkeit. Bauingenieur Dirk Köhler sieht seinen Arbeitsplatz gelassen: "Die Gebeine liegen schon eine Weile hier und tun sicher nichts mehr", sagt Köhler mit einem scheuen Lächeln. Doch Pfarrer Michèl Debus kann gleich noch mit einer Legende aufwarten: Die besagt, dass ein kopfloser Ritter von Zeit zu Zeit durch die Gewölbe spukt. Dem Geist soll missfallen, dass einst die Fürstenfamilie Reuß die Gruft für sich beanspruchte.
Bausubstanz in Gefahr
Die Notsicherung der Kirchengruft hat der kopflose Ritter glücklicherweise nicht sabotiert. Und für die war es höchste Zeit, wie im vergangenen Jahr Obere und Untere Denkmalschutzbehörde und Nachfahren der Familie Reuß jüngere Linie bei einer Begehung erfahren mussten.
Über die Jahre waren Putz und Mörtel auf der Wetterseite feucht und bröslig geworden. "Auf einer Seite der Gruft war die Mauer eingerutscht, hatte den Eingang geschädigt und einige Särge verschüttet. Es war Gefahr im Verzug, denn die Kirchenmauern stehen auf der Gruft", berichtet Pfarrer Debus. Ohne Notsicherung hätte das Mauerwerk der Kirche beschädigt werden können, der Einsturz drohte - "darauf wollten wir es lieber nicht ankommen lassen".
Gruft aus dem 18. Jahrhundert
Landratsamt Greiz und Kirchgemeinde brachten gut 5.000 Euro für die Bauarbeiten und eine Putz- und Mörtelanalyse auf. Die Analyse soll zeigen, ob sich Salpeter und andere Schadstoffe ausgebreitet haben. Köhler hatte seit Dezember das eingefallene Natursteinmauerwerk zusammengeschaufelt, gereinigt und wieder verbaut.
"Die Gruft ist solide gebaut. Die Grundsubstanz ist in Ordnung, es gibt keine Risse. Das Gewölbe ist standsicher", meint der Fachmann. Pfarrer Debus findet das erstaunlich, immerhin sei viele Jahre an der Gruft aus dem Jahr 1780 nichts erneuert worden.
Die Grundsubstanz ist in Ordnung, es gibt keine Risse. Das Gewölbe ist standsicher.
"Wenn man überlegt, dass die Gruft im 18. Jahrhundert gebaut wurde und vielleicht im 19. Jahrhundert jemand noch mal was gemacht hat, ist es nicht schlecht", erzählt der Kirchenmann begeistert. Hauptproblem sei nicht die Nässe. "Das ist natürlich ein Problem, aber nicht wie in manchen Kellern."
An den Seitenwänden der Gruft gibt es zwei Fenster, sodass immer ein leichter Wind die Feuchtigkeit aus der Gruft gepustet hat und auch nach fast 250 Jahren die Holzsärge noch weitgehend intakt sind. Muffig riecht es in der Gruft nicht. An einem Sarg ist etwas Feuchtigkeit zu sehen. Drei Särge waren durch herabgefallene Mauersteine zerstört worden und konnten nicht mehr gerettet werden. Die Gebeine liegen nun in Metallsärgen.
Altar als Gruftzugang
Insgesamt stehen laut Debus 24 Särge und Sarkophage aus Holz und Blei in der Gruft unter der Kirche von Hohenleuben, darunter auch einige Kindersärge. Die letzten Vertreter des Fürstenhauses Reuß-Köstritz jüngere Linie wurden dort Ende des 19. Jahrhunderts beerdigt.
Einige Särge sind gestapelt - es wurde zum Ende hin offenbar voll in der Gruft. Hinabgelassen wurden die massiven Särge über ein Loch vor dem Altar, das heute zubetoniert ist. Gelebt hatte die Familie im Hohenleubener Schloss - an dessen Stelle heute das weithin sichtbare blaue Gefängnis steht.
Der Kontakt zu den Hohenleubener Nachfahren ist sehr konstruktiv und freundlich und sie sind bereit zu unterstützen.
Kirche nicht mehr einsturzgefährdet
Doch wie weiter nach der Notsicherung? Für Pfarrer Debus ist der wichtigste Punkt erstmal abgehakt: Weil die Gruft stabilisiert wurde, droht der Kirche kein Einsturz mehr. Vorstellbar ist trotzdem, dass mit Hilfe von Fördermitteln die rund 55 Quadratmeter große Gruft saniert wird. Ein Gutachten schätzt die Kosten auf 150.000 Euro, "mittlerweile sind es vermutlich 20 Prozent mehr", sagt Debus. Für das Geld könnte die Natursteinmauer umfassend saniert und zumindest einige Särge und Sarkophage restauriert werden. Angedacht ist, diese aufzubahren und zu beleuchten.
Schwierig werde es, die schweren und sperrigen Holz- und Bleisärge die enge Treppe hinaufzubugsieren. Pfarrer Debus hofft, dass sich das Land Thüringen und die Nachfahren der Familie Reuß auf eine Finanzierung einigen können. Noch in diesem Jahr soll ein Fördermittelantrag gestellt werden.
"Der Kontakt zu den Hohenleubener Nachfahren ist sehr konstruktiv und freundlich und sie sind bereit zu unterstützen", erzählt Debus. Möglich wäre nach einer Sanierung auch ein umfassenderes touristisches Angebot. Doch auch jetzt schon ist es möglich, Kirche und Gruft nach vorheriger Anmeldung zu besichtigen.
MDR (cfr)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 06. Januar 2023 | 19:00 Uhr
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