Arbeitsmarkt Weltmarktführer PI Ceramic startet in Lederhose Ausbildungszentrum

18. November 2023, 11:14 Uhr

Um Mitarbeitende zu gewinnen, nimmt das neue Ausbildungszentrum des Weltmarktführers für Piezo-Keramik, PI Ceramic, seinen Betrieb am Standort Lederhose im Kreis Greiz auf. Dort arbeiten bereits über 400 Mitarbeiter. Wie Azubis, Quereinsteiger und Studierende von der Initiative des Unternehmens profitieren.

Porträt-Collage MDR THÜRINGEN-Regionalreporter Andreas Dreißel
Bildrechte: MDR/Daniela Dufft

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Mit der Pinzette stapelt Heike Scharrer kleine Keramik-Bauteile in einer Form übereinander. Dafür braucht sie eine ruhige Hand und viel Fingerspitzengefühl. Eine abgebrochene Ecke, und schon wäre das Bauteil ein Fall für den Müll.

Keramikbauteile für Hörgeräte und Herzkatheter

Heike Scharrer ist Quereinsteigerin bei PI Ceramic. Vorher war sie in der Feinoptik unterwegs. In dem Ort Lederhose im Kreis Greiz lernt sie nun den Umgang mit Piezo-Keramik. Die Bauteile kommen später in Hörgeräten oder Herzkathetern zum Einsatz, aber auch in der industriellen Prozessautomatisierung. Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben Weltmarktführer bei Piezo-Keramik.

Was ist ein piezoelektrischer Effekt? Beim Piezoeffekt verformen sich Materialien durch Anlegen einer Spannung. Umgekehrt tritt bei Verformung des Materials eine elektrische Spannung auf.

Industriell hergestellte Piezoelemente sind zumeist Keramiken. Diese Keramiken werden zum Beispiel aus synthetischen oder anorganischen Keramikwerkstoffen gefertigt. Wikipedia

Neues Ausbildungszentrum für rund eine Million Euro

Auszubildende, Studenten oder Quereinsteiger wie Heike Scharrer lernen bei PI Ceramic seit kurzem gemeinsam im neuen firmeneigenen Ausbildungszentrum. In der früheren Kantine hat das Unternehmen für rund eine Million Euro moderne Werkstatt- und Unterrichtsräume geschaffen. Hier können die Neueinsteiger praxisnah lernen. "Es wird fertigungsnah gearbeitet", sagt Ausbildungsleiter Jan Oberröder. "Unsere Produktion wird dadurch entlastet, und die Kollegen lernen schneller."

Auch die angehende Industriekeramikerin Angelina Stüber ist vor kurzem mit ins neue Ausbildungszentrum gezogen. Sie ist bereits im zweiten Lehrjahr und freut sich über die neuen Möglichkeiten: "Wir haben jetzt mehr Platz für größere Projekte und können hier auch gemeinsam an einem Projekt arbeiten."

Sieben Ausbildungen, sechs duale Studiengänge

Ausbilderin Doreen Hädrich erklärt der jungen Frau, wie sie Lötpunkte auf einem Keramikbauteil richtig setzen muss, damit später alles richtig funktioniert. Dann muss Angelina Stüber zeigen, was sie gelernt hat.

13 Azubis lernen aktuell bei PI Ceramic einen von sieben Ausbildungsberufen. Außerdem gibt es sechs Studenten, die einen von sechs dualen Studiengängen gewählt haben. Das Unternehmen arbeitet zum Beispiel mit der Dualen Hochschule Glauchau zusammen. Die Azubis absolvieren ihren theoretischen Unterricht an Berufsschulen in Hermsdorf, Jena oder Gera. Mindestens einen Tag pro Woche sind sie im Ausbildungszentrum. An den anderen Tagen arbeiten sie in der Produktion.

90 Prozent der Azubis über Schülerpraktikum

Auch Schülerpraktikanten wissen die Möglichkeiten des Zentrums inzwischen zu schätzen. Laut Geschäftsführer Patrick Pertsch kommen immerhin 90 Prozent der Azubis über ein Schülerpraktikum ins Unternehmen. Ob eine Ausbildung bei PI Ceramic die richtige für sie ist, können sie jetzt noch besser ausprobieren.

Aber auch Quereinsteiger bleiben gefragt. "Der Anteil an Quereinsteigern in der Produktion liegt bei rund 85 Prozent", sagt Jan Oberröder. Im Unternehmen gäbe es viele Tätigkeiten, die für Berufsfremde sehr leicht zu erlernen sind. Das Unternehmen will auch in den nächsten Jahren weiterwachsen. Schon im vergangenen Jahr wurde auf dem Gelände eine neue Produktionshalle in Betrieb genommen, mit 7.500 Quadratmetern bietet sie ausreichend Platz für die nächsten Jahre. Über 400 Mitarbeiter arbeiten aktuell in Lederhose. Und laut Geschäftsleitung erhalten alle erfolgreichen Azubis und Studienabsolventen ein Job-Angebot.

Der Anteil an Quereinsteigern in der Produktion liegt bei rund 85 Prozent.

Jan Oberröder, Ausbildungsleiter PI Ceramics

Im neuen Ausbildungszentrum lernt aktuell auch eine junge Frau aus dem Irak. "Sie hat eigentlich schon einen Studienabschluss aus ihrem Heimatland", sagt Jan Oberröder. "Jetzt möchte sie hier noch einmal eine deutsche Ausbildung absolvieren und damit auch die Sprache besser lernen." Der Anteil von Mitarbeitern mit Migrationshintergrund liegt bei PI Ceramic inzwischen bei fünf Prozent. In den nächsten Jahren dürfte er weiter steigen. Das neue Ausbildungszentrum soll auch bei der Ausbildung von Mitarbeitern aus anderen Kultur- und Sprachkreisen gute Dienste leisten.

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Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN Journal | 18. November 2023 | 19:00 Uhr

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