Artenschutz mit Zaun und Teichen Amphibien in Gefahr: Immer weniger Kröten in Thüringen
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19. März 2025, 13:49 Uhr
Der Frühling startet, und damit beginnt auch in Thüringen die Laichsaison der Amphibien. Das Problem: Es sind viel weniger Kröten als früher. Laut dem Naturschutzbund (Nabu) Thüringen sind Amphibien weltweit bedroht. Auch in Thüringen gingen die Bestände besorgniserregend zurück.
Es ist früh um sechs. Bei minus sechs Grad leert Wiebke Preußer vom Naturschutzbund Gera/Greiz die Eimer am Krötenschutzzaun zwischen Rohna und Schömberg bei Weida. Hier gibt es einen Waldabschnitt auf der einen und einen Teich auf der anderen Seite. Der ideale Platz für die Tiere, um zu laichen.
Nur die Straße zwischen den beiden Punkten ist das Problem. Mit teilweise 100 km/h fahren die Autos über den Krötenwanderweg. Damit die Kröten das überleben, wird immer im März der Krötenschutzzaun aufgestellt.
Seit 2012 sammeln sich hier die Kröten in den Eimern und werden zweimal am Tag von ehrenamtlichen Helfern auf die andere Straßenseite gebracht. Dieses Mal sind die Eimer noch leer, denn es ist noch zu kalt für die Kröten. Die Tiere brauchen wärmere Temperaturen, um sich wohlzufühlen. Wenn die Temperaturen auf Plusgrade ansteigen, dann seien die Eimer oft voll, berichten die Helfer am Zaun. Trotzdem seien es insgesamt viel weniger Kröten als früher.
2012, als der Schutzzaun das erste Mal aufgestellt wurde, zählte man noch rund 3.000 Kröten. Heute seien die Helfer froh, wenn es in der Laichsaison noch 1.000 sind.
Ein ähnliches Bild zeigt sich im Alperstedter Ried bei Sömmerda. Im Jahr 2000 wurden dort noch rund 1.000 Laichballen von Grasfröschen gezählt, heute sind es nur noch etwa 20. Das sei kein Einzelfall, so der Naturschutzbund (Nabu) Thüringen. Amphibien seien weltweit vom Aussterben bedroht, und auch in Thüringen gebe es einen drastischen Rückgang.
Fast alle Amphibien-Arten auf Roter Liste
Der Vorsitzende des Naturschutzbundes Gera/Greiz, Andreas Martius, sieht diese Zahlen als ein ernstes Alarmsignal. "Von den 18 Amphibienarten in Thüringen stehen 13 auf der Roten Liste", erklärt er. Das bedeutet, sie sind vom Aussterben bedroht. Ein Fall sei zum Beispiel die Gelbbauchunke, so Martius. Die gab es im Landkreis Greiz früher - heute ist sie komplett verschwunden.
Rückläufige Bestände: ein menschengemachtes Problem
Laut Nabu Thüringen ist der Mensch die Hauptursache für das Amphibiensterben. Viele Tiere würden im Straßenverkehr überfahren, andere durch den Klimawandel ihren Lebensraum verlieren. Denn die Tiere mögen es feucht und durch den Klimawandel gibt es immer mehr anhaltende Trockenperioden. Feuchtgebiete trocknen so aus.
Zudem würden die Lebensräume zusätzliche durch Bauprojekte für Wohnungen oder Industrie zerstört. Auch der Insektenrückgang erschwere die Nahrungssuche für die Amphibien.
Von den 18 Amphibienarten in Thüringen stehen 13 auf der Roten Liste.
Pilzkrankheit bedroht Tiere
Eine neue Bedrohung sei schließlich der sogenannte "Salamanderfresser", so Andreas Martius. Das ist ein Pilz, der eine tödliche Hautinfektion bei Salamandern verursacht. Weltweit habe er ganze Bestände zum Erlöschen gebracht. Zum Beispiel in den Niederlanden, dort habe es große Einbrüche beim Feuersalamander gegeben, erklärt Martius.
Die Krankheit wurde zwar schon in Deutschland nachgewiesen, jedoch noch nicht in Thüringen. Andreas Martius befürchtet aber, dass der "Salamanderfresser" früher oder später auch hier eintrifft.
Amphibienrettung: Jeder kann helfen
Trotz des starken Rückgangs gibt es Möglichkeiten, den Amphibien zu helfen. Zum einen sollten Autofahrer langsamer fahren, wenn die Tiere auf der Straße sind. Nicht nur der Reifen könne die Tiere töten, auch der Druck bei 30 km/h unter dem Auto sei bereits lebensgefährlich, erzählt ein Mitglied am Krötenschutzzaun.
Wer einen Garten hat, kann einen kleinen Teich anlegen, um den Tieren einen geschützten Lebensraum zu bieten. Selbst ein kleiner Teich kann Amphibien wie Fröschen und Molchen ein sicheres Zuhause bieten. Dann allerdings ohne Fische, denn diese fressen teilweise die Amphibien.
Andreas Martius berichtet, dass er einen Teich von nur anderthalb Quadratmetern habe, in dem 40 Molche lebten. Auch Blumenwiesen helfen den Tieren. Hier fühlen sich Insekten wohl, die die Amphibien fressen können.
Und für alle, die keinen Garten haben, gibt es die Möglichkeit, sich beim Naturschutzbund zu engagieren, beispielsweise bei der Betreuung eines Amphibienschutzzaunes.
MDR (ls)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Der Morgen | 19. März 2025 | 07:20 Uhr
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