Rechtsradikalismus Nazi-Parolen und Hitlergruß: Polizei ermittelt gegen Jugendliche in Gera
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12. Juli 2023, 15:44 Uhr
In Gera-Lusan haben Jugendliche in der Nähe eines Jugendclubs mehrfach den Hitlergruß gezeigt und "Sieg Heil!" skandiert. Die Polizei ermittelt. Ein Video des Vorfalls kursierte in sozialen Netzwerken.
Die Polizei in Gera ermittelt nach einem rechtsradikalen Vorfall vor einem Jugendclub im Stadtteil Lusan. Zeugen hatten am Montagabend gegen 21 Uhr die Beamten in die Werner-Petzold-Straße gerufen.
Dort hielten sich acht Jugendliche und Erwachsene zwischen 17 und 34 Jahren auf, skandierten mehrfach lautstark "Sieg Heil!" und zeigten dazu den Hitlergruß. Vier von ihnen seien den Angaben nach polizeibekannt. Die Polizei ermittelt und sucht weitere Zeugen.
Die Polizei sprach Platzverweise aus. In den sozialen Netzwerken kursiert ein Video des Vorfalls. Am Mittwochmorgen warnte die Polizei bei Twitter davor, dieses Video zu verbreiten oder weiterzuleiten. Das sei eine Straftat.
Innenminister: Hemmschwelle offenbar "total gesunken"
Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) sagte MDR THÜRINGEN, die Hemmschwelle für ein solches Verhalten sei offenbar "total gesunken". Es scheine in gewissen Kreisen mittlerweile gesellschaftsfähig zu sein, das erfülle ihn mit Sorge. Maier sagte weiter, es könne nicht sei, dass solch ein Auftreten toleriert wird. Zivilcourage sei an dieser Stelle wichtig. Die Polizei allein könne - auch bei mehr Kontrollen - nicht überall sein. Wichtig sei auch, dass die Straftaten, und um solche handele es sich, aufgeklärt und geahndet werden.
Jugendclub distanziert sich von rechtsradikalem Vorfall in Gera
Bei dem Jugendclub handelt es sich um eine Einrichtung des gemeinnützigen Vereins "Kindervereinigung Gera". Der Verein distanzierte sich entschieden von dem Vorfall. Geschäftsführerin Andrea Schramm sagte MDR THÜRINGEN, sie habe selbst erst durch das Video von den Vorfällen erfahren und sei geschockt. Vorwürfe, solche rechtsradikalen Auftritte seien dort an der Tagesordnung, wies sie zurück.
Zumindest während der Öffnungszeiten der Einrichtung gebe es das nicht, sagte sie. Der Verein arbeite seit 29 Jahren mit Jugendlichen zusammen, oft gehe es dabei um Demokratie-Projekte. Die Wiese hinter dem Jugendklub, auf der die Rechtsradikalen beobachtet wurden, sei außerdem für jedermann frei zugänglich. Nach Angaben der Polizei ist der Jugendclub nicht als Treffpunkt Rechtsradikaler bekannt.
"Kindervereinigung Gera" betreut Hunderte Kinder und Jugendliche
Die "Kindervereinigung Gera" betreut nach eigenen Angaben monatlich rund 500 Kinder zwischen acht und 17 Jahren und bietet auch für ältere Bewohner Kurse an. Dort treffen sich den Angaben nach ganz unterschiedliche Gruppen, auch Jugendliche aus ukrainischen Flüchtlingsfamilien nutzen die Angebote. In der ersten Ferienwoche ist der Jugendklub laut Andrea Schramm geschlossen, weil die Kinder in einer Ferienfreizeit sind.
MDR (KK/uk/ls)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 12. Juli 2023 | 11:00 Uhr