Versorgung Mieter genervt: Ungewissheit um Strom, Warmwasser und Heizung in Altenburg
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24. Januar 2023, 07:27 Uhr
Seit fast 50 Jahren wohnt Familie Kittlaus in der Erdgeschosswohnung in der Ahornstraße in Altenburg. Wegziehen wollen sie nicht. Aber das Dableiben fällt ihnen auch nicht leicht. Helga Kittlaus seufzt. "Mich macht das fast krank." Sie meint damit die Ungewissheit, die nun schon seit Monaten Dutzende Familien in drei Straßenzügen in Altenburg haben.
Am 23. Januar um 9 Uhr wird die Fernwärmeversorgung eingestellt. Diese Ankündigung sorgte für Wut und Fassungslosigkeit bei Mietern in der Ahornstraße, der Siegfried-Flack-Straße und in Häusern An der Glashütte. Und ja, sie versuchten, ihren Vermieter zu erreichen - denn der hatte die Kosten für Fernwärme nicht beim Versorger bezahlt.
Einschreiben kommen an Mieter zurück
Doch es ist nicht einfach, den Eigentümer der Häuser oder die Verwalter zu erreichen. Olaf Kittlaus hat schon vor zwei Jahren einen Ordner angelegt. Er kann zeigen, wie oft er sich seit 2021 um Kontakte bemüht hat. Mal saßen die Ansprechpartner in Berlin, mal in Düsseldorf, mal in Halle, mal in Northeim… Mieter Kittlaus wolle deshalb auf Nummer sicher gehen.
Er schickte seine Fragen und Forderungen per Einschreiben. Aber - auch das kann er beweisen - seine Post kam teils als unzustellbar zurück. Umso wichtiger ist es Kittlaus, gute Verbindung zum Wärme- und Stromversorger in seiner Heimatstadt zu halten. Das ist die Ewa, die Energie- und Wasserversorgung Altenburg, gewissermaßen die Stadtwerke in Thüringens östlichster Kreisstadt.
Heizung und Wasser bleiben auch in der Ahornstraße warm
An diesem 23. Januar bleibt den Mietern das Schlimmste erspart: Die Heizungen werden nicht kalt, aus den Wasserhähnen fließt weiter warmes Wasser. In buchstäblich letzter Minute sind offene Rechnungen dafür vom Eigentümer der Häuser beglichen worden.
Im Gespräch mit MDR THÜRINGEN ist der Ewa-Chefin Andrea Schappmann anzumerken, wie erleichtert sie ist. "Ja, natürlich haben wir auch eine soziale Verantwortung", sagt sie. Aber als Geschäftsführerin hat sie auch nichts zu verschenken. Und so heißt ihre Information für die Mieter: Die Ewa stellt die Belieferung mit Fernwärme nicht ein - vorerst.
Hausstromzähler bleiben abgeklemmt
Das "vorerst" wundert Familie Kittlaus gar nicht. Sie kam gerade noch im richtigen Augenblick dazu, als in der Nachbarschaft die Hausstrom-Zähler ausgebaut wurden. Sie schafften es, dies für ihr Haus zu stoppen. Aber sie erfuhren so auch davon, dass die alten Zähler aus DDR-Zeiten längst vom Vermieter hätten ausgetauscht werden sollen. Natürlich auf seine Kosten.
Und sie hörten auch, dass die Ewa für den Hausstrom auch offene Rechnungen hat. Geschäftsführerin Schappmann erklärt, wenn die Rechnungen bezahlt seien und die Anlagen beim Vermieter technisch einwandfrei wären, dann würde die Versorgung mit Hausstrom wieder möglich. Aber die Ewa, die auch Gasversorger ist und die Altenburger Bäder betreibt, muss wirtschaftlich sein. Also genau rechnen. Und da machen Strom und Fernwärme mehr als die Hälfte des Umsatzes im Versorgungsunternehmen aus.
Aktuelle Situation kein Einzelfall
"Nein, wir sind keine Exoten. So etwas gibt es nicht nur in Altenburg." Ewa-Geschäftsführerin Andrea Schappmann bezieht sich auf den Gedankenaustausch mit Geschäftsführerkollegen in vielen anderen Städten. Auch dort kenne man Hauseigentümergesellschaften, die Rechnungen nicht oder sehr spät begleichen. Auch dort gebe es Situationen, in denen Mieter bei den Betriebskosten für Leistungen zur Kasse gebeten werden, die so nicht erbracht werden. Für die betroffenen Mieter in Altenburg geht es da zum Beispiel um die Arbeit von Hausmeistern - wie jetzt beim Winterdienst.
Die Ewa hat insgesamt 33.000 Kunden - darunter Wohnungsgesellschaften in kommunaler und in privater Hand. Und die, die jetzt für Schlagzeilen sorgten, seien nur eine Minderheit, stellt Andrea Schappmann klar. Aber das ist für die Mieter nur ein schwacher Trost.
Ausgang für Mieter offen
Am Hauseingang zur Ahornstraße 23 klebt ein roter Zettel hinter der Glasscheibe. Er macht Zusteller aufmerksam, dass Klingeln und Türsprechanlage nicht funktionieren. Man müsse deshalb bitte an den Wohnungstüren klopfen.
Für Olaf Kittlaus ist das ein unzumutbarer Zustand: "Es kann der Notarzt kommen, es kann sonst wer kommen - der kommt gar nicht ins Haus rein! Und der kann nicht mit Rufkontakten oder Trommeln im Wald die Leute informieren, dass er jetzt da ist."
Aber ob und wann in den betroffenen Eingängen wieder Hausstrom nutzbar wird, kann gerade niemand sagen. Klar aber ist für Kittlaus: Auch bei der Fernwärmebelieferung ist die Kuh noch nicht vom Eis. "Wir wissen, dass bis 27. Februar die Wärmeversorgung und das warme Wasser gewährleistet sind. Bis dahin ist gezahlt worden." Was dann folgt? Völlig offen.
MDR (mar/sar)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 23. Januar 2023 | 19:00 Uhr
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