Dieser Duft. Dieser Duft nach frischem Brot, Vanille, Kuchenstreuseln. Im nächsten Leben werde ich Bäckerin, sage ich mir, als ich in der Bäckerei Gerth stehe.

Doch der Bäckermeister lacht: "Die Kuchenlust legt sich nach ein paar Tagen ganz schnell; da ist mir ein gutes Steak oder Schnitzel inzwischen lieber." Aber natürlich liebt Henning Gerth auch Kuchen. "Immer wieder Quarkkuchen. Oder - wenn Saison ist - frischer Pflaumenkuchen mit knusprigen Streuseln. Und wenn man es übertreiben will, noch einen Klecks Schlagsahne obendrauf", lacht der Bäcker.

Brötchen, Brot oder Kuchen - was aus der Gerthschen Backstube kommt, das schmeckt. Das beweisen die vielen Kunden der kleinen Bäckerei. Die sechs Mitarbeiter haben reichlich zu tun. "Zum Feierabend wischen wir uns den Schweiß aus dem Gesicht und sind stolz auf das, was wir heute geschafft haben."

Immer wieder schellt die Glocke an der Tür; der Laden läuft. Die Qualität hat sich herumgesprochen. Dabei muss man Starkenberg erstmal finden. Denn der kleine Ort im Altenburger Land liegt nicht an der Hauptstraße. Selbst aus Pößneck kommen Kunden - das ist immerhin über eine Stunde Fahrt. "Die Kunden kommen alle sechs bis acht Wochen, kaufen zwölf Brote und frieren die ein", freut sich der Bäckermeister.

Vielleicht waren sie es, die die Bäckerei Gerth im Gourmet-Magazin Falstaff vorgeschlagen haben. "Ich wusste von nichts", lacht Henning Gerth. Denn bewerben konnte man sich nicht - die Kunden haben ihre Lieblingsbäcker deutschlandweit nominiert. Zehn Bäckereien pro Bundesland kamen so auf die Liste der beliebtesten Bäckereien Deutschlands. Nach acht Wochen Abstimmzeit mit dem Ergebnis: Platz zwei für die Bäckerei Gerth. Nur die Bäckerei Bergmann in Frömmstedt (Landkreis Sömmerda) war besser im Thüringen-Ranking.

Was aber ist das Geheimnis einer richtig guten Bäckerei? Bäckereien gibt es einige in Thüringen. Für Henning Gehrt ist sein Erfolgsgeheimnis kein Geheimnis: "Alles, was wir verarbeiten, machen wir selbst. Wir mischen unsere Körner selbst. Der Natursauerteig wird dem Rezept angesetzt, das schon mein Großvater hatte. Der Teig ruht sehr lange. Das macht ihn aromatisch und bekömmlicher; auch für Menschen mit Herausforderungen in der Ernährung."

Zudem kommt in die Gerthsche Backstube nur Mehl aus der Region. Für vier ihrer Brote und Stollen hat die Bäckerei das Qualitätszeichen "Geprüfte Qualität aus Thüringen" erhalten. Das verpflichtet: 98 Prozent der Rohstoffe müssen aus Thüringen kommen.

80 Prozent des Mehls holt Gerth aus der Mühle Gardschütz; sozusagen um die Ecke. Den Rest liefert die Wassermühle Sterner in Neumühle bei Greiz. "Gott sei Dank gibt es bei uns sehr gute Mühlen", sagt der Bäckermeister.

Regionale Zutaten ohne Zusatz und Handwerkskunst: Das überzeugt die Kunden und das Gourmet-Magazin: "Brot gilt heute nach wie vor als eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel, insbesondere in Deutschland", so Falstaff-Herausgeber Wolfgang M. Rosam. "Darum finden sich in unserem Voting nur die beliebtesten Adressen des Landes, bei denen das Brot besonders knusprig, frei von unerwünschten Zusätzen wie Farbstoffen oder Enzymen ist und dabei mit vollem Geschmack überzeugt."

Anfang Januar gönnen sich die Bäcker aus Starkenberg etwas Ruhe. "Natürlich koste ich mich im Urlaub bei den Kollegen durch; lass mich inspirieren. Aber nach einer Woche Urlaub geht's wieder zurück in die Backstube", sagt Henning Gerth mit zufriedenem Lächeln: "Bei aller Mühe, die wir jeden Tag haben - das macht dermaßen Spaß. Da sag ich mir immer wieder: Alles richtig gemacht. Besser kann es nicht laufen, möge es noch ein paar Jahre so weitergehen!"

Dafür sucht Henning Gerth einen jungen Bäckermenschen, der nach seinen Familien-Rezepten die erfolgreiche Bäckerei weiterführt und damit eine Tradition im Altenburger Land am Leben hält.