Ein Mann mit einer Feder am Hut schaut in den Himmel 3 min
Hans-Martin Menge aus dem Mühlhäuser Ortsteil Seebach ist unser Thüringer des Monats April. Bildrechte: Mitteldeutscher Rundfunk

Ehrenamt Thüringer des Monats: Hans-Martin Menge aus Seebach

26. April 2024, 11:47 Uhr

Hans-Martin Menge aus dem Mühlhäuser Ortsteil Seebach ist unser Thüringer des Monats April. Seit vielen Jahren engagiert sich der 66-Jährige ehrenamtlich für den Schutz der heimischen Vogelwelt. Außerdem leitet er den Verein der Freunde der Vogelschutzwarte Seebach - es ist die älteste Vogelschutzwarte Deutschlands.

Den Verein hat Hans-Martin Menge vor mehr als 30 Jahren, kurz nach der Wende, mitgegründet. Das Ziel: die seit 1908 bestehende Vogelschutzwarte erhalten und im Sinne ihres Gründungsvaters weiter betreiben.

Vogelbaron von Berlepsch als Vorbild

Dr. h.c. Sittich Hans Freiherr von Berlepsch hatte an der historischen Wasserburg schon vor rund 140 Jahren einen Garten mit Vogelschutz-Gehölzen angelegt. "Sehr zum Leidwesen seiner Mutter", sagt Hans-Martin Menge. "Die hatte dort vorher einen Obstgarten. Der wurde dann umgestaltet." 

Der "Vogelbaron" setzte sich für Nist- und Brutplätze auch in der Nähe menschlicher Siedlungen ein und für eine Internationale Konvention zum Vogelschutz. Seine Nachkommen verzichteten auf Restitutionsansprüche und das Thüringer Umweltministerium hat die Vogelschutzwarte 1991 in die damalige Landesanstalt für Umwelt eingegliedert.

"Dafür sind wir dem Freistaat Thüringen sehr dankbar", sagt Hans Martin Menge. "Das ist ein beredtes Beispiel der deutschen Einheit. Hier ist viel investiert worden und mehr oder weniger die Garantie gegeben worden, dass die Burg auch die nächsten Jahrzehnte und Jahrhunderte überstehen kann."

TdM April 2024, die Vogelschutzwarte Seebach
Die Vogelschutzwarte in Seebach gibt es schon seit 1908. Bildrechte: MDR/David Dienemann

Kranke und pflegebedürftige Vögel

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der staatlichen Vogelschutzwarte kümmern sich unter anderem um kranke und pflegebedürftige Vögel vom Eisvogel bis zum Schwarzstorch, die nach Möglichkeit auch wieder ausgewildert werden. Ein besonderer Dauerpflegling ist seit rund zwei Jahren ein Seeadler aus dem Saale-Orla-Kreis, der wegen eines komplizierten Flügelbruchs nach Seebach kam.

Der Förderverein ist ganz aktiv beim Bau von Volieren und Nisthilfen zum Beispiel für Dohlen und Turmfalken. Dazu gehört auch ein Haus für bis zu 40 Paare Mehlschwalben. Hans-Martin Menge zeigt auch gern Kindergarten- und Schulkindern, wie einfache Nisthilfen gebaut werden. Und er führt in den Sommermonaten an Wochenenden mit weiteren Vereinsmitgliedern Gäste durch die Vogelschutzwarte und ihren Park.

Storchenkamera als Internet-Hit

Für Bekanntheit sorgt derzeit auch die neue Storchenkamera am bewohnten Nest, das Hans-Martin Menge mit Feuerwehr und Vereinsmitgliedern vor ein paar Jahren auf das Dach der Vogelschutzwarte gebaut hat. Seit Februar gab es bereits rund 50.000 Besucher auf der Internetseite. Die Arbeit des Vereins bedeutet der Staatlichen Vogelschutzwarte sehr viel, sagt deren Leiter Stefan Jaehne. Denn die wichtigen Aufgaben der Öffentlichkeitsarbeit könnten die Behördenmitarbeiter vom Umfang her selbst nicht leisten.

TdM April 2024, die Vogelschutzwarte Seebach
Rundgang mit dem Thüringer des Monats: Die Vogelschutzwarte in Seebach päppelt verletzte Vögel wieder auf. Bildrechte: MDR/David Dienemann

Ehrenamt zwischen Freude und Verpflichtung

Für die Belange seines Heimatortes und der Vogelschutzwarte hat sich Hans-Martin Menge schon als hauptamtlicher Bürgermeister mehr als 30 Jahre lang eingesetzt. Sein Ehrenamt als Vogelschützer mache ihm Spaß, sagt er und erzählt gern, dass ihn zum Beispiel seine Enkelin darauf gebracht hat, im heimischen Garten Nisthilfen für Turmfalken zu bauen. Sie hatte einen verletzten Turmfalken auf der Straße gefunden. Und für ihn ist wichtig, "die Schöpfung zu erhalten. Das ist eine Verpflichtung, dass wir den Artenschutz besser betreiben und den Vögeln, die wir hier noch haben, auch eine Möglichkeit bieten können, sich hier anzusiedeln und für Nachwuchs zu sorgen."

Ein Nistkasten wird mit Lack besprüht
Mit Nisthilfen kann man auch im eigenen Garten etwas für den Artenschutz tun. Bildrechte: Daniela Dufft

Die Auszeichnung als Thüringer des Monats sei für ihn überwältigend, die Arbeit aber auch nur möglich dank der Unterstützung durch die Vereinsmitglieder und viele freiwillige Helfer. "Dass er mit so viel Herzblut so viel Zeit investiert, um sich hier um den Artenschutz zu kümmern, das ist schon phänomenal", sagt Niels Lange von der Thüringer Ehrenamtsstiftung, "da kann man nur sehr dankbar sein, dass es diese Menschen gibt, die sich ehrenamtlich um so etwas kümmern."

Aktion "Thüringer des Monats" "Thüringer des Monats" ist eine Aktion von MDR THÜRINGEN und der Thüringer Ehrenamtsstiftung. Seit 1994 wird die Auszeichnung vergeben. Das Engagement von Menschen, die in ehrenamtlicher Arbeit Außergewöhnliches geleistet oder sich in besonderer Weise für Mitmenschen in Thüringen eingesetzt haben, wird hiermit besonders gewürdigt.

Eine Jury aus Hörfunk- und Fernsehjournalisten von MDR THÜRINGEN sowie der Thüringer Ehrenamtsstiftung hat die Qual der Wahl: Jeden Monat gehen viele Bewerbungen ein - per E-Mail oder per Post. Aber nur eine oder einer kann mit dem Titel "Thüringer des Monats" ausgezeichnet werden. Die Jury macht es sich mit der Entscheidung nicht leicht, denn eigentlich hat jede(r) Kandidat(in) diese Auszeichnung verdient.
Im Dezember wird dann aus den zwölf Thüringern des Monats von den Hörern von MDR THÜRINGEN, den Zuschauern des MDR THÜRINGEN JOURNAL sowie den Nutzern von MDR.DE der "Thüringer des Jahres" gewählt und im festlichen Rahmen im MDR LANDESFUNKHAUS THÜRINGEN in Erfurt ausgezeichnet.

MDR (dvs/ifl)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 26. April 2024 | 19:00 Uhr

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