Bothenheilingen Ein Jahr nach Großbrand: Problem mit Löschwasser noch immer nicht gelöst
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18. Juli 2023, 16:16 Uhr
Große Hitze, weithin sichtbarer Rauch, 400 Feuerwehrleute und Retter aus vier Landkreisen. Der Großbrand in Bothenheilingen im Unstrut-Hainich-Kreis am 18. Juli 2022 hat den Rettern alles abverlangt. Ein Jahr später erinnert eine große Freifläche in der Dorfmitte an eine der größten Brandkatstrophen der vergangenen Jahre in Thüringen. Im Kampf gegen die Flammen ging den Rettern das Löschwasser aus. Landwirte aus der Region halfen. Bis heute ist das Löschwasserproblem nicht gelöst.
Sonnenblumen blühen auf der großen Freifläche in der Dorfmitte. Bis vor einem Jahr stand hier unter anderem ein Vierseitenhof mit einer Tischlerei in enger Bebauung. Eine Verpuffung in der Tischlerei hatte einen Großbrand in Bothenheilingen ausgelöst. Sechs Familien verloren ihr Zuhause. Auch der Tischlereibetrieb wurde komplett zerstört.
Viele Stunden haben die Feuerwehrleute damals mit der Sommerhitze und den Flammen kämpfen müssen. "Materiell und personell waren wir gut aufgestellt. Aber ohne Löschwasser geht es nicht", sagt Tobias Rink, Wehrführer aus Bothenheilingen rückblickend.
Die 500 Liter aus dem Bothenheilinger Fahrzeug waren im Nu verbraucht. Der Hochwasserbehälter war leer, weil schon lange defekt. "Wir haben ihn deshalb regelmäßig aufgefüllt", sagt Ortschaftsbürgermeister Andre Herrenhäusern. Am Brandtag sei er dann schon wieder leer gewesen. Bis heute ist er nicht saniert; Pläne und eine Haushaltsstelle gibt es aber schon.
Landwirte aus der Region transportierten Wasser
Die eilig herbeigeholte zweite Drehleiter konnte nicht eingesetzt werden, weil das Wasser fehlte. Landwirte aus der Region halfen von sich aus. Vor Ort ging der Kampf gegen die Flammen weiter. Weil es windig war, kam es zum Funkenflug und zu einem zweiten Brand an einer anderen Ecke des Ortes. "Das hat mich damals sehr erschreckt", erinnert sich Einsatzleiter Marvin Herting. "Ist da etwa ein Feuerteufel unterwegs?", sei sein erster Gedanke gewesen.
Löschwasserproblem bis heute nicht gelöst
Bis heute ist das Löschwasserproblem nicht gelöst. Es sei nach dem Brand von vielen Seiten thematisiert worden. Eine Lösung gebe es bisher nicht. Für Kreisbrandinspektor Florian Krieg gibt es mehrere Fragen. Wer ist für das Löschwasser künftig zuständig? Wer finanziert die Investitionen in Zisternen? Wie können Wasserdefizite schnell ausgeglichen werden? Klar sei, dass Trinkwasserverbände nicht mit ins Boot geholt werden können. Es sei schlichtweg nicht ihre Aufgabe.
Löschwasser-Kataster soll kommen
Innenminister Georg Maier (SPD) hat sich vorige Woche in Bothenheilingen am damaligen Brandort umgeschaut und in einer Gesprächsrunde mit den beteiligten Feuerwehrleuten und Rettern über die Löschwasser-Problem ausgetauscht.
"Man muss immer auf das Schlimmste vorbereitet sein", so Maier. Die ganzen Wasserleitungen könnten nicht so ausgebaut werden, dass überall genug Wasser in den Hydranten ist. Fahrzeuge mit größeren Tanks müssten im Notfall mobilisiert werden.
Es müsse ein Löschwasser-Kataster flächendeckend für Land- und Forstwirte geben. Der Neubau von Zisternen müsse vom Land finanziell unterstützt werden. "Wasserversorgung darf nicht dem Zufall oder der Hilfsbereitschaft überlassen werden, sondern muss vorher geregelt werden, sagte Maier.
Bothenheilingen hält zusammen
Das 500-Einwohner-Dorf Bothenheilingen hält seit dem Brand noch mehr zusammen, sagte Ortschaftsbürgermeister André Hettenhausen. Das Brandereignis habe die Bewohner zusammengeschweißt.
Während der Löscharbeiten kümmerten sich die Menschen vor Ort um die Feuerwehrleute, versorgten sie mit Essen und Trinken und ließen sie ihre Toiletten nutzen. Danach begannen die Aufräumarbeiten und eine Spendenaktion in ganz Deutschland. Dass die Tischlerei Niebergall im Dorf gehalten werden konnte und schon fast wieder komplett am Ortsrand neu aufgebaut ist, spreche ebenso für die Bothenheilinger.
Solidarität von Kunden und Kollegen
Handwerkermeister Andy Niebergall war einer der Hauptgeschädigten des Großbrandes. Er habe die Solidarität seiner Berufskollegen genauso spüren können wie die seiner Kunden. Niebergall produziert in einer stillgelegten Halle weiter.
Das alles habe ihm auch bei den Plänen für einen Wiederaufbau am Ortsrand von Bothenheilingen geholfen. Dort entsteht eine völlig neue Tischlerei mit elf Mitarbeitern. Richtfest war bereits; im August soll die Eröffnung gefeiert werden. Tochter Annabell schwärmt auch von den Bothenheilingern: "Viele Streitereien sind ad acta gelegt, viele verstehen sich besser und wissen, dass man in Krisen zusammenrücken muss. Wir können echt glücklich sein, dass die kleine Gemeinde so gut zusammenhält."
MDR (cg/mm)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 18. Juli 2023 | 19:00 Uhr
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