Tiere Kuschelige Therapeuten: Wie Mini-Esel im Eichsfeld leben

11. Oktober 2023, 16:23 Uhr

Seit zehn Jahren haben Steffen Grimm und seine Frau Cindy Mini-Esel. Die süßen Tiere sind für das Paar mehr als ein Hobby. In Altersheimen werden sie sogar als Therapietiere eingesetzt.

Volkerode im Eichsfeld. Von der goldenen Herbstsonne beschienen, liegt der Ort im Tal. Rundherum sind Felder. Der Wald färbt sich langsam bunt. 230 Menschen leben hier und Gobertknirpse - ganz besondere Vierbeiner. Sie sind zu Hause bei Familie Grimm. Cindy Grimms Vater hat ihr die kleine Landwirtschaft übergeben oder besser gesagt die Flächen und Ställe. Denn ihre Mini-Esel sind mehr Hobby als Nebenerwerb.

Als ich am Nachmittag ankomme, ist die ganze Familie bereits im Stall beschäftigt. Die Boxen im Stall werden saubergemacht. "Wir bereiten alles vor für den Abend, weil unsere Tiere abends immer in den Stall kommen. Es gibt Heu, frisches Wasser, Mineralien, Müsli - alles, was die Tiere so benötigen", sagt Cindy Grimm.

Gemeinsam mit ihrem Mann Steffen und den Kindern Lennox und Madita kehrt sie im Stall, trägt das Heu mit der Heugabel in die Ställe und füllt Wasser auf. Ich helfe mit und bin erstaunt, wie klein doch die Kotkugeln von Mini-Eseln sind. Gobertknirpse heißen sie übrigens, weil der Hausberg des Ortes "die Gobert" ist. Und weil die Esel wirklich klein sind, fand Cindy Grimm "Gorbertknirpse" passend.

Wegen Wölfen und Luchsen über Nacht im Stall

Bevor wir mit den Stallarbeiten nicht fertig sind, bekomme ich die kleinen süßen Wesen, für die wir das hier machen, nicht zu Gesicht. Lennox und Madita helfen - wie ich früher auf unserem kleinen Hof - übrigens freiwillig. In den Stall müssen die Mini-Esel nachts wegen der Luchse und Wölfe in der Gegend.

Also ich hatte die Idee, dass wir uns Esel anschaffen, weil ich die schon immer cool fand im Miniformat. Ist halt megacool und megasüß und ist halt auch was für die Kinder

Steffen Grimm

"Es gibt ja so den Mythos. Manche meinen, die Esel würden die Wölfe vertreiben. Die Esel rufen und treten auch - ja. Aber gegen einen Wolf hat auch kein Esel eine Chance. Pflanzenfresser gegen Fleischfresser? Da verliert der Pflanzenfresser immer." Und Miniesel erst recht, denke ich.

Mini-Esel fordern Streicheleinheiten

Und dann ist es so weit. Wir gehen auf die Koppel hinter dem Stall. Noch sehe ich kein einziges Fellwesen. Aber dann kommen sie den Hang hinunter gestürmt.

Ich bin sofort verzaubert. 27 kleine Wuschel stürzen auf uns zu. Sie sind alles andere als störrisch, lieben es, wenn man mit ihnen kuschelt. Sie stupsen uns. Sind so klein, dass sie zwischen unseren Beinen durchlaufen. Besonders die Fohlen wollen es wissen. Sie knabbern an unseren Schnürsenkeln, Hosen und Pullovern. Und sie sind soooooo süß.

Sie sind weiß, schwarz, grau. Aber auch rot oder gescheckt. Sie haben langes oder kurzes Fell. Sie tragen eine kurze Mähne, Locken, lange Scheitelhaare oder sogar Bart. Gerda hat sich wohl in unseren Kameramann verliebt. Sie weicht ihm nicht von der Seite. Fordert durch leichte Stupser Streicheleinheiten ein, aber er muss ja drehen. Dafür hat Gerda kein Verständnis. Irgendwann reicht es ihr. Sie zwickt Uwe ins Bein.

Erste Tiere vor zehn Jahren

Vor zehn Jahren hat alles mit zwei Mini-Esel angefangen. Die bekam Steffen Grimm von seiner Frau Cindy zum Geburtstag geschenkt. Denn sie war Turnierreiterin und mit den großen Pferden konnte er sich nicht so recht anfreunden. "Also ich hatte die Idee, dass wir uns Esel anschaffen, weil ich die schon immer cool fand im Miniformat. Ist halt megacool und megasüß und ist halt auch was für die Kinder", erzählt mir Steffen. Während wir reden, sind die Kinder schon dabei, die Boxen mit den Kämmen und Bürsten zu holen. Die Eselchen merken das sofort und es sieht fast so aus, als würden sie sich anstellen an die Frisierschlange.

Man kommt von der Arbeit vom Alltag und geht hier hoch, man ist einfach in einer anderen Welt. Man schaltet ab. Man fährt runter. Die Esel nehmen einem so die Geschwindigkeit raus, sag ich mal. Die sind einfach da.

Cindy Grimm

Das tägliche Bürsten und Kämmen sind Streicheleinheiten für die Tiere und für Menschen sehr beruhigend. Ich merke an mir selbst, wie mein Atem langsamer wird. Auch die Kinder halten inne. Wir bürsten vor uns hin und die Tiere genießen es. Erwischt man mal eine Stelle, an der sie das Kämmen nicht mögen, schütteln sie sich leicht oder schauen einen komisch an.

Ja, auch Esel sind kitzlig. Jeder Mini ist einzigartig. "Man kommt von der Arbeit vom Alltag und geht hier hoch, man ist einfach in einer anderen Welt. Man schaltet ab. Man fährt runter. Die Esel nehmen einem so die Geschwindigkeit raus, sag ich mal. Die sind einfach da." Da kann ich Cindy nur zustimmen.

Kleine Esel werden als Therapietiere eingesetzt

Deshalb werden Mini-Esel auch als Therapietiere eingesetzt, in Altersheimen beispielsweise. Die Lütten können nämlich auch Fahrstuhl fahren, erfahre ich. Kindergärten, Schulen und andere Gruppen kommen vorbei zum gemeinsamen Wandertag. Wanderungen entlang der nahe gelegenen ehemaligen innerdeutschen Grenze gab es auch schon.

Hin und wieder verkauft Familie Grimm den Esel-Nachwuchs auch. Der Abschied fällt ihnen aber jedes Mal schwer. Sie geben die Tiere aber nur an Menschen ab, bei denen sie sich absolut sicher sind, dass diese die Eselchen wertschätzen und gut behandeln. Ein Scheich in den Emiraten ging schon mal leer aus.

Bevor die Eselchen in den Stall kommen, müssen wir ihnen noch das abendliche Betthupferl zubereiten. Lennox schneidet die Äpfel und wirft sie in einen Eimer. In den hat Madita schon Getreidepellets und Mineralien für die Tiere getan. Mit ihren kleinen Händen matschert sie alles zusammen. Und weil Mini-Esel Minimägen haben, gibt es für jeden auch nur eine Kinderhandvoll.

Tiere kommen ursprünglich aus Sardinien

Die Tiere sind übrigens natürlich so klein und wurden nicht klein gezüchtet. Ursprünglich beheimatet sind sie auf Sardinien. Die meisten gibt es aber heute in Amerika. Sind fünf Generationen amerikanische Wurzeln nachweisbar, sind es offiziell vom Zuchtverband anerkannte Mini-Esel. Dass sich diese Tiere auch in Thüringen wohlfühlen, daran habe ich keine Zweifel.

Am liebsten würde ich sie alle mit nach Hause nehmen. Es ist wirklich nicht leicht, sich von diesen Miniknirpsen, diesen Kuscheleseln loszusagen. Ein letztes Mal kuschele ich Stirn an Stirn mit einem Mini-Esel. Und nicht nur ich schließe dabei die Augen - auch das Eselchen macht das, sehe ich anschließend auf einem Foto.

MDR (jn)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 11. Oktober 2023 | 19:00 Uhr

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