Nach 35 Jahren Amtszeit Dienstältester Landrat geht in Ruhestand: Werner Henning und das Eichsfeld
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13. Mai 2024, 12:12 Uhr
So lange wie er ist derzeit kein deutscher Landrat im Dienst: Werner Henning, 67 Jahre alt, geht am 1. Juli altersbedingt in den Ruhestand. Noch zu DDR-Zeiten war er zum Vorsitzenden des Rates des Kreises Heiligenstadt gewählt worden.
"Den Job wollte damals keiner haben. Ich hatte keinen Gegenkandidaten. So einfach ist das zu erklären", sagt Werner Henning. Damals war er 32 Jahre alt, Mitglied der CDU und als solches auch von seiner Partei nominiert.
Der studierte Lehrer für Deutsch und Musik hat kurz vor der Wende im Bekleidungswerk Heiligenstadt gearbeitet. 1989 wurde er Vorsitzender des Rates des Kreises, dann Landrat in Heiligenstadt und nach der Kreisreform 1994 erster Landrat des Eichsfeldkreises - und ist bis heute im Amt geblieben. Doch nun ist Schluss, denn nach den Kommunalwahl-Regeln dürfen Landräte bei ihrer Wahl das 65. Lebensjahr nicht vollendet haben.
Den Job wollte damals keiner haben. Ich hatte keinen Gegenkandidaten.
Eichsfeld kreiert mit eigenen Ideen und Menschenbild
Sanfte Hügel und Täler, beschauliche Dörfer, keine größeren Städte: Das ist das Eichsfeld. Sein Eichsfeld - da muss der 67-jährige Landrat nicht lange überlegen: "Das ist meine Idee und Menschenbild", sagt er. "Das Eichsfeld nach der Wende haben wir kreiert, in dem wir alle Idealvorstellungen, die uns in den Sinn kamen, auf diese Folie Eichsfeld geworfen haben: Heimat, Familie, Wahrheit, Gerechtigkeit, Freude - ein Sammelsurium von positiven Weltbildern". Wirtschaftlich steht der Kreis solide da. Die Kreisumlage ist stabil, die Arbeitslosenquote dauerhaft niedrig.
Das sagen Hennings Weggefährten
Seine Wegbegleiter aus dem Kreistag sind voll des Lobes. Er habe Mut bewiesen, auch das Risiko wie zum Beispiel die Gründung der Eichsfeldwerke nicht gescheut. Er sei die "Galionsfigur des Eichsfeldes". Er habe alle mit einbezogen und trotzdem konsequent seine Ziele verfolgt. Sein enormes Wissen; deshalb könne er immer zu allen Themen etwas sagen. Sein Einsatz für Eichsfeld, sein christliches Weltbild, sein Weitblick; er habe große Fußstapfen hinterlassen, berichten Kreistagsmitglieder und Weggefährten.
Entwicklungen nach der Wende: "einmalig und kaum zu wiederholen"
Was seit seit der Wende 1989/90 passiert ist, sei bisher einmalig und kaum zu wiederholen, sagt Henning. Dass innerhalb von 30 bis 35 Jahren ganze Landschaften umgepflügt wurden, neue Straßen entstanden sind und die gesamte Infrastruktur umgebaut worden ist, das habe es so vorher nicht gegeben und werde es wohl auch nicht wieder geben.
Henning, der "Eigenbrödler"?
Henning wird auch manchmal "Eigenbrödler" genannt. Das erklärt der 67-Jährige so: "Ich habe mich nie für Partei an sich interessiert. Ich bin in die CDU hineingestellt worden und habe die CDU im Sinne eines Werkzeuges benutzt, um das durchzusetzen, was mit wichtig war." Wichtig waren ihm regelmäßiges Treffs: zum Beispiel mit Eichsfelder Behördenleitern, mit den Kollegen aus dem Landkreis Göttingen und natürlich die Weihnachtsfeiern.
Ich habe mich nie für Partei an sich interessiert. Ich bin in die CDU hineingestellt worden und habe die CDU im Sinne eines Werkzeuges benutzt, um das durchzusetzen, was mit wichtig war.
Verwaltung im Eichsfeldkreis digital aufgestellt
Henning hinterlässt einen gut aufgestellten Landkreis, der digital ist und dessen Schulen durchsaniert sind. Wenn in der letzten Maiwoche das Landratsamt nach langjähriger Sanierungs- und Umbauzeit wieder zurück ins Schloss zieht, würden nur wenige Akten in den Umzugskartons liegen. "Weil die Verwaltung inzwischen digital arbeitet", sagt Henning.
Pläne für den Ruhestand geschmiedet
Henning selbst will als Ruheständler eine Woche Urlaub an der Ostsee machen und sich dann weiter ehrenamtlich engagieren - fürs Eichsfeld und die Region. Genug Angebote hat er: zum Beispiel von der Thüringer Ehrenamtsstiftung.
Dann bleibt auch Zeit fürs Orgelspiel; auch das beherrscht er. Vom evangelischen Kirchenkreis hat Werner Henning ein Privatkonzert mit Kreiskantor Oliver Stechbart geschenkt bekommen. Und: 30 Minuten Privatunterricht bei Stechbart an der Bachorgel in Mühlhausen.
Bis Juni 2024 endet aus Altersgründen die Amtszeit für eine ganze Reihe sehr erfahrener Kommunalpolitiker in Thüringen, die ihre Region geprägt haben. Wir stellen die Männer und Frauen und was sie geleistet haben in einer Serie vor.
MDR (jw)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Das Fazit vom Tag | 12. Mai 2024 | 18:44 Uhr
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