Zuzana und Franz Eine deutsch-tschechische Liebe in Corona-Zeiten
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02. November 2020, 14:16 Uhr
Zuzana und Franz sind schrecklich verliebt. Sie sind mitten in den Hochzeitsvorbereitungen, als das Corona-Virus Europa erreicht. Die Grenzen werden geschlossen. Die Hochzeit wird abgesagt. Aber ohne Trauschein dürfen sie einander wochenlang nicht sehen. Denn Zuzana lebt in Prag und Franz in Weimar.
Zuzana und Franz hatten sich in Rom kennengelernt. Zufällig. Im Januar 2012. Und auch wenn es bei beiden Liebe auf den ersten Blick war, verloren sie sich wieder aus den Augen. Erst 2014 kamen sie über Facebook wieder miteinander in Kontakt und diesmal wollte Franz kein Risiko eingehen – er fuhr sofort nach Prag. Seitdem sind die beiden ein Paar.
Wie im Lied von den Königskindern
Als Zuzana nach ihrem Jura-Studium nach Weimar kam, studierte Franz gerade Literaturwissenschaft in Berlin. Und erst nach seinem Abschluss fand er einen Job in Weimar. Und das, obwohl der gebürtige Erfurter eigentlich gar nicht vorhatte, nach Thüringen zurück zu kommen. Zum ersten Mal lebten die beiden jetzt zusammen, in einer winzig kleinen Wohnung in Legefeld. Da lernt man nochmal völlig neue Seiten an seinem Partner kennen: "Ich habe Franz Schubladen freigeräumt für seine Socken und er hat Bücher reingepackt."
Schon wieder eine Trennung
Dann war da diese Stelle ausgeschrieben als Leiterin der Rechtsabteilung der Nationalgalerie in Prag. Ein Traumjob für Zuzana. Lange haben die beiden geredet und am Ende entschieden, dass sie sich bewerben wird. Ein Jahr wollte sie in Prag arbeiten, inzwischen sind es fast drei geworden.
"Jetzt ist es aber vom Gefühl her an der Zeit, zu entscheiden. Auch wenn es eine traumhafte Stelle für mich ist." Das Problem – auch Franz hat seine Traumstelle gefunden. Nur eben in Weimar. Er ist Pressesprecher der Klassik Stiftung Weimar. Irgendwie haben beide dieses Thema umgangen. Ein anderes wurde allerdings aktuell: Sie wollten heiraten.
Franz hatte Zuzana einen ziemlich romantischen Antrag gemacht: Auf der Aussichtsplattform des Festivalgeländes in Ostrava hatte er sie gefragt, weil sie jedes Jahr zusammen dort das "Coulors of Ostrava" besuchen.
Am 23. Mai sollte es so weit sein, auf einer Burg im Osten von Tschechien wollten sie "Ja" sagen. Die Location war gebucht, eine kleine Pension für die Gäste ebenso. Essen war bestellt, ein DJ ausgesucht. Einen Anzug hatte Franz zwar noch nicht, aber Zuzana ihr Brautkleid schon.
Auch wenn meine Familie das anders sah, wir fühlten uns gut vorbereitet und haben uns total auf die Hochzeit gefreut.
Anfang März dann der Schock: Die tschechische Regierung rief den Notstand aus. Für Deutsche und Reisende aus 14 weiteren Staaten werden die Grenzen geschlossen - und auch für Tschechen, die in die betroffenen Länder wollen.
In letzter Minute nach Weimar gefahren
Zuzana war gerade im Büro, ihre Chefin hat sehr verständnisvoll reagiert und sie direkt nach Weimar zu Franz geschickt. "Ich habe mich wie eine Emigrantin gefühlt", erinnert sich Zuzana. "Ich habe noch schnell unsere Eheringe vom Juwelier abgeholt, habe gepackt und bin hergefahren." Dann haben sie die Hochzeit abgesagt.
Getröstet hat uns nur, dass wir endlich mal für längere Zeit zusammen sein konnten.
Allerdings nicht für immer, denn auch die Geduld der besten Chefs der Welt ist endlich. Und nicht alles kann im Homeoffice erledigt werden. Nachdem Zuzana damals nach Prag zurück gefahren war, konnten die beiden sich viele Wochen nicht sehen. Weil sie als unverheiratetes Paar einander nicht besuchen durften. Und weil zwei Wochen Quarantäne nach einem Wochenendbesuch nicht vertretbar waren.
Sie haben geskypt, telefoniert, geschrieben – aber bald war klar, das ist kein Dauerzustand. Und als die Infektionszahlen dann zurückgingen, entschieden die beiden, nicht auf einen Zeitpunkt für die große Hochzeit zu warten, sondern im kleinen Kreis standesamtlich zu heiraten.
Kurzfristige Trauung in Weimar
Mit etwas Glück war im Weimarer Standesamt noch ein Termin frei. Allerdings wurden hier andere Dokumente verlangt als in Tschechien und die zu besorgen, war sehr aufwendig. Seit dem 24. Juli sind sie nun also verheiratet. Zum Glück durfte die Außengastronomie in Weimar zu diesem Zeitpunkt schon wieder öffnen und das Wetter war traumhaft an diesem Tag - so konnten sie im Bienenmuseum sogar ein bisschen feiern.
Es fühlt sich schön an, verheiratet zu sein. Entspannter irgendwie.
Zuzana hat Franz Namen angenommen, darf ihn in Tschechien allerdings noch nicht verwenden, weil sie die entsprechenden Dokumente wegen Corona noch nicht vom Amt holen konnte. Ihre Eheringe sind übrigens mit dem ursprünglichen Hochzeitsdatum graviert und das soll auch so bleiben. Zur Erinnerung.
Termin für die große Feier wieder geplatzt
Am letzten Samstag wäre der Ausweichtermin für die Hochzeitsfeier gewesen. Und wieder hat Corona den beiden einen Strich durch die Rechnung gemacht. Einen neuen Termin gibt es noch nicht.
Jetzt ist irgendwann wirklich irgendwann geworden.
Aber noch schlimmer ist, dass Zuzana bald wieder nach Prag muss. "Wenn ich hier bin und die Nachrichten aus Tschechien lese, macht mir das natürlich große Sorgen" sagt sie. Und Franz weiß noch nicht, wann er seine Frau wiedersieht. Auch wenn es jetzt, da sie verheiratet sind, deutlich leichter werden wird.
Gemeinsame Zukunft geplant - egal wo
Wo Franz in Legefeld am Ende seine Socken aufbewahrt hat, haben die beiden mir übrigens nicht erzählt. Offen blieb auch, wo der künftige gemeinsame Lebensmittelpunkt liegen wird. Dass Zuzana perfekt deutsch spricht und Franz fast gar kein tschechisch, ist da vielleicht lediglich ein Indiz.
Quelle: MDR THÜRINGEN
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Der Morgen | 03. November 2020 | 08:00 Uhr
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