An Virus erkrankt? Waschbär auf Weihnachtsmarkt in Erfurt - darum wurde er erschossen

10. Dezember 2019, 14:35 Uhr

Der Waschbär, der augenscheinlich betrunken über den Weihnachtsmarkt in Erfurt torkelte, ist binnen kurzer Zeit zur Berühmtheit geworden. Internationale Medien berichten schon vom "German racoon". Aufnahmen kursieren außerdem in den sozialen Netzwerken - dort tobt aber auch eine Diskussion über die spätere Tötung des Tieres. So werden Drohungen gehen Feuerwehr und Behörden ausgeprochen. Die Erfurter Stadtverwaltung verteidigt das Vorgehen.

Er stolperte unbeholfen über den Fischmarkt in Erfurt und sorgte unter den Besuchern von Thüringens größtem Weihnachtsmarkt für Aufsehen: ein auf den ersten Blick betrunken wirkender Waschbär. Später wurde das Tier erschossen. Eine Alternative dazu habe es nicht gegeben, sagte Erfurts Stadtsprecher Daniel Baumbach. Ein solches Tier nach dem Einfangen wieder freizulassen, sei gesetzlich gar nicht erlaubt.

Betrunken auf Weihnachtsmarkt? Waschbär aus Erfurt möglicherweise krank

Der Waschbär, der ursprünglich nicht aus Europa stammt, gilt vielmehr als nicht erwünschte invasive Art. Außerdem habe eine Tierärztin per Ferndiagnose Anzeichen der Viruserkrankung Staupe erkannt. Diese Infektionskrankheit kann auch auf Haushunde und -katzen übertragen werden und endet nicht selten tödlich.

Waschbären breiten sich in Erfurt aus

Baumbach widersprach zudem Berichten, wonach der Waschbär zwischenzeitlich ins Tierheim Erfurt gekommen sei. Er verwies darauf, dass Tierheime nur für Haustiere verantwortlich seien. Der Waschbär sei hingegen ein Wildtier. Dass Waschbären dennoch bereits in der Erfurter Innenstadt angekommen sind und bereits in einigen Innenhöfen und Dachböden vom Müll der Menschen leben, gebe vielmehr Anlass zur Sorge, so Baumbach.

Die zuständige Naturschutzbehörde wäre dankbar, wenn heimischen Arten so viel Aufmerksamkeit wie dem Waschbären zuteilwürde, merkte der Erfurter Sprecher an. Diese hätten aber den Nachteil, dass sie nicht so niedlich ausschauten.

Waschbär in Erfurt bewacht, abgeholt, erschossen

Am Samstag hatte der offenbar betrunkene Waschbär für Aufsehen in Erfurt gesorgt. Am Fischmarkt war er zunächst umhergetorkelt, später hatte er sich vor einem Hauseingang zum Schlafen gelegt. Ein Security-Mitarbeiter bewachte das Wildtier, bis die Feuerwehr eintraf und den Waschbären abholte. Später erschoss der Stadtjäger das Tier.

"German racoon" erregt international Aufsehen

Mittlerweile hat der Vorgang sogar international Beachtung gefunden. So beschäftigen sich Medien auch außerhalb Deutschlands mit dem "dazed and confused German racoon" - dem benommenen und verwirrten deutschen Waschbären.

Dass ein Waschbär so durch die Besuchermassen wankt, sei ungewöhnlich, betonte Erfurt-Sprecher Baumbach. Die Jagdbehörde habe aber zunächst kein Anzeichen für eine Krankheit bei dem Raubtier entdeckt. Nach Auffassung der Behörde sei denkbar, dass das sehr geschwächte Tier Alkohol genossen habe. Möglicherweise habe es aber auch Rattengift gefressen.

Erfurter Feuerwehr nach Waschbär-Tötung beschimpft

Nachdem die Tötung des Waschbären bekannt geworden ist, habe es etwa bei der Feuerwehr Anrufe mit Beschimpfungen gegeben, sagte Stadtsprecher Baumbach. Dabei hätten diese ohnehin nur Amtshilfe geleistet. Auch in sozialen Netzwerken wurde heftig über den Fall diskutiert.

Nabu Thüringen: Waschbär gleicht Verluste durch Jagd aus

Der Naturschutzbund (Nabu) Thüringen verweist derweil darauf, dass die Jagd auf Waschbären einer Sisyphusarbeit gleichkomme. Die Bestandsdichte des Waschbären "wird man nicht durch Bejagung dezimieren können". Dabei spiele es keine Rolle, ob es um Waschbären gehe, die in der Stadt oder andernorts lebten, sagte Nabu-Sprecher Jürgen Ehrhardt. Die Tiere könnten Verluste durch eine erhöhte Fortpflanzungsrate wieder ausgleichen. Zum Schutz anderer Tierarten sollte daher mehr für die Landschaft etwa durch Blühstreifen getan werden: "Je vielfältiger und strukturreicher eine Landschaft ist, desto geringer ist auch der Einfluss des Waschbären auf kleine Säugetiere, Amphibien und Vögel", so Ehrhardt.

Quelle: MDR THÜRINGEN/maf,dpa

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 09. Dezember 2019 | 19:00 Uhr

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