Neues Feuerwehrhaus Azmannsdorf, Totale
Fahrzeughalle, Umkleide und Schulungsaum sowie Garage - hier fühlt sich die Azmannsdorfer Feuerwehr wohl. Bildrechte: MDR/Antje Kirsten

Einweihung Neues Feuerwehrhaus für Erfurter Vorort Azmannsdorf

27. Januar 2024, 12:54 Uhr

Sie hatten Deutschlands wohl kleinstes Feuerwehrgerätehaus: Die Kameraden der Löschgruppe von Erfurt-Azmannsdorf machten mit ihrer Feuerwehr-Garage ohne Umkleide, ohne Waschbecken, ohne Toilette Schlagzeilen. Aus Protest sind 2021 bis auf zwei Kameraden alle aus der Wehr ausgetreten. Sie sind längst zurückgekehrt - nun steht ihr funkelnagelneues Feuerwehrgerätehaus. Am Samstag wurde es eingeweiht.

Das Rolltor schnurrt elektrisch hoch und gibt den Blick frei in die neue Leichtbauhalle. Rund ums Fahrzeug ist jede Menge Platz. Jens Bose, Ortsteilbürgermeister und Feuerwehrmann, ist Feuer und Flamme für das neue Feuerwehrhaus. "Es ist das schönste zumindest hier im Umfeld. Es ist kein Vergleich zu früher".

Transporter in der Garage
Bürgermeister Jens Bose (re.) mit Feuerwehrmann Sascha Bennewitz in der geräumigen neuen Fahrzeughalle. Bildrechte: MDR/Antje Kirsten

Früher so etwas wie eine "Trabi-Garage"

Früher - das ist zwei Jahre her. Da hatte die Azmannsdorfer Löschgruppe nur so was Ähnliches wie eine "Trabi"-Garage. Sascha Bennewitz erinnert sich: "Wir hatten 60 Zentimeter neben dem Fahrzeug, wenn das direkt an der Wand parkte. Dort haben wir uns auch umgezogen." Man musste im Entengang in die Garage.

Glück sei es gewesen, wenn der Maschinist der Erste war, der zum Einsatz kam, und das Fahrzeug schon mal auf die Straßen fuhr. Dann war zwar etwas Platz, um in die Uniform zu springen, aber bei offener Garagentür wurde es im Winter bitterkalt. Und nach dem Einsatz konnten sich die Männer nicht mal die Hände waschen, ein Waschbecken gab es nicht.

Feuerwehrleute machen Problem öffentlich

Jahrelang haben die Azmannsdorfer für ein neues Gerätehaus gekämpft. Immer wieder stand ein Neubau im Haushaltplan der Stadt Erfurt, immer wieder wurden die Gelder gestrichen. 2019 schien es, als ob es eine Lösung gibt. Ein Baugelände war gefunden, die einzige noch verbliebene Fläche in städtischer Hand.

Als die Pläne konkreter wurden, war der Hochwasserschutz im Weg. Und es tauchte, sagt Feuerwehrmann Bennewitz, eine Wasserleitung auf. Die hätte für viel Geld verlegt werden müssen, damit war der Plan gestorben.

Da das alte Mini-Haus aber keinerlei Normen und Anforderungen entsprach, machten die Kameraden Druck. Sie machten das Problem öffentlich und fanden mediale Aufmerksamkeit bundesweit.

2021 gab es dann die "Alarmstufe rot". Die Azmannsdorfer hatten die Nase gestrichen voll und bis auf zwei Kameraden traten alle aus Protest aus der Wehr aus. Ein halbes Jahr später tat sich was. Der Stadtrat gab die Gelder frei. Wenig später schwebte die Leichtbauhalle am neuen Standort auf die Bodenplatte.

Neues Feuerwehrhaus Azmannsdorf
Feuerwehrmann Sascha Bennewitz war 2021 aus Protest aus der Löschgruppe Azmannsdorf ausgetreten. Bildrechte: MDR/Antje Kirsten

Aus altem Sportlerheim wird neues Wehrgebäude

Doch es gab erneut Ärger. "Dem Nachbarn war die Halle zu hoch und stand ihm zu dicht an seinem Grundstück", erklärt Jens Bose den Schildbürgerstreich. Die Halle wurde per Kran umgesetzt. Sie wurde von rechts nach links gehoben. Auf der nun leeren Bodenplatte wurde noch eine Garage errichtet.

"So hatte das Ganze auch was Gutes, wir haben nun noch mehr Platz für Gerätschaften oder auch mal ne Partybank", zeigt der 52-jährige Bürgermeister den Raum.

Wir haben nun optimale Bedingungen. Ein Haus für eine Million Euro haben wir nie gewollt. Das hier passt.

Jens Bose, Ortsteilbürgermeister von Azmannsdorf

Halle und Garage verbindet das neue Sanitärgebäude mit Aufenthaltsraum. Das war das alte Sportlerheim. "Der ganze Ort hat mit angepackt und wir haben für alles rund 60.000 Euro Sponsoren- und Spendengelder eingesammelt", ist Bose megastolz auf die Azmannsdorfer.

Blick in den Aufenthaltsraum
Das neue Feuerwehrgerätehaus hat nun auch einen Aufenthalts- und Schulungsraum. Bildrechte: MDR/Antje Kirsten

"Wir haben nun optimale Bedingungen. Ein Haus für eine Million Euro haben wir nie gewollt. Das hier passt". Insgesamt hat das neue Feuerwehrdomizil 130.000 Euro gekostet. Ihre alte Feuerwehrgarage hat inzwischen auch eine neue Verwendung gefunden. Dort sind unter anderem die Stände für den Ortsteil-Weihnachtsmarkt eingelagert.

Aufenthaltsraum, Küche, Mini-Kamin

Sascha Bennewitz war 1993 als ein Gründungsmitglied in die Azmannsdorfer Wehr eingetreten. Damals gab es ein mächtiges Hochwasser und seitdem ist der 47-Jährige Freizeit-Feuerwehrmann. "Hier", zeigt er den Umkleideraum "können wir wie vorgeschrieben die Kleidung trennen. Die privaten Sachen dürfen ja nicht auf den Uniformen hängen. Hier haben wir Platz und vor allem auch Dusche und Toilette. Wir freuen uns".

Dienstanzüge in der Umkleide
Ordentliche Bedingungen nun fürs Umkleiden. Bildrechte: MDR/Antje Kirsten

Der Aufenthaltsraum wurde sogar mit einer kleinen Küche ausgestattet und Jens Bose hat von Zuhause noch einen kleinen Kaminofen beigesteuert. Der ist - natürlich - feuerwehrrot.

Ende gut, alles gut: "Unsere Löschgruppe ist 15 Mann stark. Einige sind weggezogen, aber wir haben auch wieder neue Mitglieder gewonnen." Und die können nun schnell ausrücken, sich ohne Drängeln und Frieren umziehen und müssen nicht für's "Geschäft" beim Nachbarn klingeln oder nach Hause flitzen.

MDR (dvs)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 27. Januar 2024 | 09:00 Uhr

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