Ein Stimmzettel zur Bundestagswahl 2025.
Ein Stimmzettel zur Bundestagswahl 2025. Lesen Sie hier alle Infos und ab 18 Uhr die Ergebnisse und Reaktionen für Thüringen im Überblick. Bildrechte: picture alliance/Geisler-Fotopress/Robert Schmiegelt

Politik Bundestagswahl in Thüringen: Das müssen Sie wissen

23. Februar 2025, 08:49 Uhr

Am Sonntag wird der neue Bundestag gewählt. Was Sie dabei in Thüringen beachten müssen, welche Polit-Promis antreten und was es für Besonderheiten gibt, lesen Sie hier.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel wird erst ab 18 Uhr kommentierbar sein.

Der Bundestag wird am Sonntag neu sortiert. In Thüringen treten dafür 73 Direktkandidaten an, darunter auch bundesweit bekannte Politiker. Doch selbst der Sieg in einem Wahlkreis garantiert nicht immer den Einzug ins Parlament.

Wer tritt zur Bundestagswahl in Thüringen an?

Knapp 1,7 Millionen Wahlberechtigte in Thüringen entscheiden in acht Wahlkreisen über die jeweiligen Direktkandidaten und die Listenkandidaten der Parteien. Dabei gibt es 15 Direktkandidaten weniger als bei der Bundestagswahl 2021. Neben den elf zugelassenen Parteien in Thüringen gibt es auch Einzelbewerber, die nicht von einer Partei aufgestellt wurden. Die Zahl der weiblichen Bewerber hat sich im Vergleich zur vergangenen Bundestagswahl 2021 von 49 auf 36 Kandidatinnen verringert. Für AfD und FDP kandidieren ausschließlich Männer. Mehr als zwei Frauen treten nur bei den Grünen an.

Zwölf Mitglieder des Bundestages bewerben sich erneut um einen Sitz. Im Schnitt sind die Bewerber nach Angaben des Landeswahlleiters knapp 47 Jahre alt, wobei zwei Bewerber über 75 Jahre alt und 13 Bewerber unter 25 Jahren sind.

Welche Thüringer Polit-Promis kandidieren für den Bundestag?

Zu den bekanntesten Bundestagskandidaten gehört Bodo Ramelow. Thüringens Ex-Ministerpräsident ist Spitzenkandidat der Linken im Freistaat. Doch Ziel des 69-Jährigen ist ein Direktmandat. Zusammen mit zwei weiteren älteren linken Herren - Gregor Gysi und Dietmar Bartsch - ist er Teil der "Mission Silberlocke". Mit drei Direktmandaten sollen sie der Linken den Einzug in den Bundestag sichern. Für Ramelow wäre es ein Comeback.

Die bei den Grünen einflussreiche Katrin Göring-Eckardt ist seit 2021 Vize-Bundestagspräsidentin. Nun will sie erneut ins Parlament und steht auf Platz eins der Grünen-Landesliste.  Bundesweite Bekanntheit hat auch Thomas Kemmerich errungen, als er sich am 5. Februar 2020 mit AfD-Stimmen zum Ministerpräsidenten wählen ließ. Bei der Landtagswahl flog seine FDP mit ihm als Spitzenkandidaten aus dem Landtag. Nun bewirbt er sich um ein Direktmandat für den Bundestag. 

Auch der SPD-Politiker Carsten Schneider will erneut in den Bundestag. Nach der Wahl 2021 war er zwischenzeitlich als Bundesminister im Gespräch, wurde dann aber Ost-Beauftragter der Bundesregierung. Einer seiner Vorgänger auf diesem Posten, Christian Hirte (CDU), ist Thüringer Spitzenkandidat der CDU bei der Bundestagswahl.

Welche Besonderheiten gibt es in Thüringen?

Im Wahlkreis Eisenach - Wartburgkreis - Unstrut-Hainich-Kreis gibt es eine ungewöhnliche Situation bei den Direktkandidaten. 2021 holte dort Klaus Stöber auf AfD-Ticket die meisten Erststimmen. Inzwischen ist Stöber aber einer der härtesten Kritiker der AfD-Landesspitze um Björn Höcke und Stefan Möller. Gegen ihn läuft ein Parteiausschlussverfahren. Bei der Bundestagswahl tritt er nun als Einzelbewerber an. Für die in Thüringen vom Landesverfassungsschutz als rechtsextrem eingestufte AfD geht Möller ins Rennen. 

Welche Stimmen gibt es zur Bundestagswahl und was bewirken sie?

Jeder Wähler hat zwei Stimmen. Eine Erststimme für die direkte Wahl eines Wahlkreisbewerbers oder Direktkandidaten und eine Zweitstimme für die Wahl einer Partei. Durch die Erststimme, auf der linken Seite des Stimmzettels, wird laut dem Landeswahlleiter in jedem Wahlkreis ein Abgeordneter direkt gewählt.

Die Zweitstimme wird auf der rechten Stimmzettelhälfte, in blauer Schrift gedruckt, abgegeben. Mit dieser Stimme entscheidet sich der Wähler für eine Partei und deren Landesliste. Unter dem jeweiligen Parteinamen sind die ersten fünf Bewerber der Landesliste aufgeführt. Die Zweitstimme ist die maßgebende Stimme für die Verteilung der Bundestagssitze insgesamt auf die einzelnen Parteien.

Für eine Partei, die zwar um Zweitstimmen wirbt, aber keinen Direktbewerber zur Wahl stellt, bleibt das Feld auf dem Stimmzettel links leer. Sofern ein Einzelbewerber als Wahlkreisbewerber ohne Parteizugehörigkeit antritt, bleibt der rechte Stimmzettel frei.

Die Wahllokale schließen am 23. Februar grundsätzlich um 18 Uhr. 

Zieht jeder Wahlkreisgewinner automatisch in den Bundestag ein?

Nein. Das war mal so, aber nach einer Wahlrechtsreform wird bei dieser Bundestagswahl erstmals nicht jeder automatisch in den Bundestag einziehen, der in seinem Wahlkreis als Sieger hervorgeht. Die Wahlkreisgewinner mit den jeweils meisten Stimmen bekommen dann ein Mandat, wenn ihre Partei auf genügend Zweitstimmen kommt, anderenfalls bleibt der Wahlkreis ohne Direktkandidaten. Anders verhält es sich bei parteiunabhängigen Bewerberinnen und Bewerbern: Sie kommen auf jeden Fall in den Bundestag, wenn sie die meisten Erststimmen in einem Wahlkreis holen würden.  Mit der Wahlrechtsreform soll die Zahl der Bundestagsabgeordneten deutlich sinken.

Ist die Bundestagswahl ein Stimmungstest für die neue Thüringer Regierung?

Der Erfurter Politikwissenschaftler André Brodocz geht nicht davon aus, dass die Bundestagswahl ein erster Stimmungstest für die neue Brombeer-Landesregierung aus CDU, BSW und SPD ist. "Im aktuellen Wahlkampf dominieren bundesweite Themen sowie die Spitzenkandidatinnen und -kandidaten der Parteien", sagt er. Ebenso trage die starke Polarisierung des Wahlkampfs dazu bei, dass landespolitische Erwägungen bei der Bundestagswahl für die Wähler eher keine Rolle spielten.

Wie entstehen Prognosen, Hochrechnungen und das vorläufige Ergebnis?

Die Prognose am Wahlsonntag ist der erste Höhepunkt der Wahl. Es gibt sie nur einmal um Punkt 18 Uhr. Dafür wurden in mehreren repräsentativ ausgewählten Wahllokalen Wählerinnen und Wähler unmittelbar nach ihrer Stimmabgabe nochmals von Wahlforschern befragt. Erfasst wird bei der freiwilligen und anonymen Nachwahlbefragung nicht nur, welche Partei gewählt wurde, sondern es wird auch nach Geschlecht, Alter, Konfession oder Bildung gefragt. Diese Daten sind für die Wahlanalysen wichtig.

Einige Minuten nach der Prognose erfolgt die erste Hochrechnung. Anders als bei der Prognose fließen bereits erste reale Auszählungsergebnisse ein. Mit jeder neuen Hochrechnung am Wahlabend werden die Werte exakter. Dabei fließen auch erste Briefwahlergebnisse ein. Diese Hochrechnungen basieren auf den amtlichen Auszählungen wiederum repräsentativ ausgewählter Stimmbezirke.

Ab Schließung der Wahllokale um 18 Uhr zählen die Wahlvorstände in den Wahllokalen die Stimmen aus. Diese Auszählung ist öffentlich und man kann zuschauen. Die Ergebnisse werden dann über die Wahlbezirke und Wahlkreisleitung an die Landeswahlleitung und schließlich Bundeswahlleitung weitergegeben. Je nach Größe des Wahlbezirks und Anzahl der Helfer dauert die Auszählung unterschiedlich lange, bei Komplikationen dauert es oft bis in die Nacht hinein. Nach Abschluss der Auszählungen wird in der Nacht zum Montag das vorläufige Wahlergebnis erwartet.

Welche Besonderheiten es bei Prognose oder Hochrechnung gibt, lesen Sie hier.

Wie schnitten die Parteien in Thüringen bei der Bundestagswahl 2021 ab? 

Die CDU hofft auf mehr Rückenwind als vor vier Jahren. Bei der Wahl 2021 war sie nur auf 16,9 Prozent gekommen. Für das BSW ist es die erste Bundestagswahl. Bei der Thüringer Landtagswahl hatte die junge Partei 2024 aus dem Stand 15,8 Prozent erreicht.

Auswirkungen könnte die Wahl auch auf die AfD um Björn Höcke haben. Nicht nur Höckes rechte Hand in der Partei, Stefan Möller, könnte in den Bundestag einziehen. Auch sein Stratege in der Landtagsfraktion, Torben Braga, hat Chancen auf ein Mandat. Die AfD hatte bei der Bundestagswahl 2021 in Thüringen 24 Prozent geholt - und damit deutlich mehr als im bundesweiten Ergebnis. Die Thüringer Ergebnisse von 2021 im Einzelnen:


  • die AfD 24 Prozent,
  • die SPD 23,4 Prozent,
  • die CDU 16,9 Prozent,
  • die Linke 11,4 Prozent,
  • die FDP 9 Prozent,
  • die Grünen 6,6 Prozent.

Die Wahlbeteiligung zur Bundestagswahl 2021 betrug hierzulande 74,9 Prozent, zu Landtagswahl im September 2024 wählten 73,6 Prozent aller wahlberechtigten Thüringer.

MDR (rom)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 23. Februar 2025 | 19:00 Uhr

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