Die AfD-Fraktion im Thüringer Landtag.
Jörg Prophet, AfD-Kandidat für das Vizepräsidentenamt im Thüringer Landtag, ist bei der Wahl durchgefallen. Er erhielt 35 von 80 abgegebenen Stimmen. Die AfD wiederum blockierte mit ihrer Sperrminorität die Besetzung wichtiger Gremien. Bildrechte: picture alliance/dpa | Martin Schutt

Landespolitik Thüringen kann keine Richter und Staatsanwälte berufen - wegen fehlender Mehrheiten

30. Januar 2025, 16:34 Uhr

In Thüringen können aktuell keine neuen Richter und Staatsanwälte berufen werden. Die dafür nötigen Landtagsausschüsse kamen nicht zustande. Vorausgegangen war ein Streit um den Posten des Landtags-Vizepräsidenten: AfD-Kandidat Jörg Prophet scheiterte bei der Wahl.

Bei den Wahlen zur Besetzung des Richter- und des Staatsanwälte-Wahlausschusses im Thüringer Landtag haben nur die Kandidaten der AfD die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit erhalten. Stefan Möller, Vivien Rottstedt und Sascha Schlösser erhielten 61 beziehungsweise 60 Stimmen. Die von CDU, BSW, Linke und SPD eingereichten Wahlvorschläge verfehlten diese Mehrheit.

Um eine Zwei-Drittel-Mehrheit zu erreichen sind im Parlament Stimmen der Oppositionsfraktionen von AfD und Linke nötig. Die Regierungskoalition aus CDU, BSW und SPD verfügt nur über 44 der 88 Landtagssitze. Die AfD, die mit 32 Abgeordneten die größte Fraktion stellt, verfügt über eine sogenannte Sperrminorität.

CDU und SPD kritisierten das Vorgehen der AfD scharf. Diese habe "kein Interesse an einer funktionierenden Demokratie" und verweigere sich ihrer Aufgabe, zur Handlungsfähigkeit des Rechtsstaates beizutragen, heißt es von der CDU. Die SPD teilte mit, dass die AfD einmal mehr "ihr zerstörerisches Potential" zeige. Dass der Richterwahlausschuss weiterhin nicht eingesetzt werden kann, sei "ein Nackenschlag für die Thüringer Justiz".

Die Linke sprach von einem "Schmierentheater", das absehbar gewesen sei. Es sei ein "schäbiges Machtspiel", das Demokratie und Rechtsstaat mit Füßen trete, hieß es dort. Das BSW nannte die AfD einen "Wolf im Schafspelz".

Streit um den Posten des Landtags-Vizepräsidenten

Vorangegangen war ein Streit um den Posten des Landtags-Vizepräsidenten. Die AfD hatte ihre Zustimmung zu den Wahlausschuss-Kandidaten der anderen Parteien an die Bedingung geknüpft, dass ihr Abgeordneter Jörg Prophet auch mit Stimmen aus der Regierungskoalition zum Landtags-Vizepräsidenten gewählt wird. Zudem solle ein AfD-Vertreter in die Parlamentarische Kontrollkommission (PKK) gewählt werden.

Vertreter von CDU und BSW hatten Bedenken gegen die Wahl Prophets geäußert. Dem 63-jährigen Nordhäuser werden geschichtsrevisionistische Äußerungen zur NS-Zeit vorgeworfen.

In der geheimen Wahl des Landtags-Vizepräsidenten am Donnerstag verfehlte Prophet mit 35 Ja-Stimmen und 41 Gegenstimmen die notwendige Mehrheit.

Auch die Wahl eines AfD-Abgeordneten in die Parlamentarische Kontrollkommission war von allen Parteien jenseits der AfD abgelehnt worden.

Der Richterwahlausschuss besteht aus zehn Abgeordneten des Thüringer Landtags und fünf Richterinnen und Richtern. Ohne sie können keine neuen Richter eingestellt oder auf Lebenszeit berufen werden.

Mehr zur Thüringer Landespolitik

MDR (KuK/mm)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 30. Januar 2025 | 19:00 Uhr

404 Not Found

Not Found

The requested URL /api/v1/talk/includes/html/57f9c188-e2cf-43b4-80d9-a2941de87431 was not found on this server.

Mehr aus Thüringen