Eine Frau geht an leerstehenden Häusern in Dresden vorüber.
Der Leerstand im Einzelhandel hat mehrere Ursachen. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO / Sven Ellger

Einzelhandel Jedes vierte Geschäft in Thüringen steht leer

17. September 2023, 14:15 Uhr

In Thüringen stehen deutlich mehr Geschäfte leer als noch vor fünf Jahren. Fast 4.800 Läden sind inzwischen verwaist.

Die Zahl der leerstehenden Geschäfte in Thüringen hat sich in den vergangenen fünf Jahren deutlich erhöht - auf knapp 4.800. Das geht aus der vom Infrastrukturministerium in Auftrag gegebenen Einzelhandelserfassung 2022 hervor.

Laut der Studie sind das 27 Prozent der Einzelhandelsgeschäfte im Freistaat. Damit sei die Leerstandsquote im Vergleich zur vorangegangenen Erhebung aus dem Jahr 2017 um sechs Prozentpunkte gestiegen.

Eine ältere Frau geht durch die Gänge eines Lebensmittelgeschäfts.
In ländlichen Regionen ist der Rückgang des Einzelhandels stärker spürbar als in den Städten. Bildrechte: imago/biky

Kleine Orte und Geschäfte besonders betroffen

Vor allem kleinere Geschäfte schließen demnach dauerhaft. Zudem betreffe der Rückzug des Einzelhandels vor allem die kleineren, nicht zentralen Orte.

Seit 2017 ist in Thüringen der Erhebung zufolge bei den Einzelhandelsunternehmen ein Rückgang um zwölf Prozent und bei den Verkaufsflächen um zwei Prozent zu verzeichnen. Zuletzt gab es in Thüringen noch knapp 13.000 betriebene Geschäfte.

"Grundsätzlich ist die Versorgungsstruktur durch den Einzelhandel in Thüringen stabil", sagt Infrastrukturministerin Susanna Karawanskij (Linke) mit Blick auf die Verkaufsflächendichte. Allerdings gebe es erhebliche regionale Unterschiede.

Kluft zwischen Städten und ländlichen Regionen

Die geringsten Leerstandsquoten (zwischen 10 bis 15 Prozent) gibt es den Angaben nach in Hildburghausen, Erfurt, Jena und Weimar. Die höchsten Quoten weisen mit mehr als 30 Prozent der Unstrut-Hainich-Kreis, der Kyffhäuserkreis, Sömmerda, der Saale-Orla-Kreis, Gera und das Altenburger Land auf.

Onlinehandel setzt Geschäfte unter Druck - dazu kommt Domino-Effekt

Der Trend zu Geschäftsaufgaben ist deutschlandweit zu beobachten. Die Gründe dafür sind laut Thüringer Infrastrukturministerium vielfältig. So habe der Online-Handel als stärkster Konkurrent des stationären Einzelhandels seit der Corona-Pandemie weiter an Marktanteilen hinzugewonnen. Zudem fehlten dem inhabergeführten Einzelhandel Nachfolger für die Übernahme.

Wenn innerstädtische Ladenlokale schließen und längere Zeit leer stünden, sinke außerdem die Attraktivität der gesamten Innenstadt und erschwere das Geschäft der verbliebenen Läden zusätzlich. Ferner habe seit 2017 die Thüringer Bevölkerung um zwei Prozent abgenommen, wodurch Kaufkraft und Umsatzpotenziale schwinden.

MDR (mm), dpa

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 17. September 2023 | 12:00 Uhr

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